Dem Druck von außen standhalten
In Schwetzingen behauptet sich ein örtlicher Bäcker gegen die regionale Konkurrenz - Und ein Metzger gewinnt seine Kunden zurück

Von Anna Manceron
Schwetzingen. Es ist Sonntagmorgen - und kein Bäcker da, bei dem man Brötchen holen könnte? Dieses Problem kennt in Schwetzingen wohl kaum jemand. Im Gegenteil: "Was Bäckereien angeht, sind wir ziemlich gut aufgestellt", erklärt Wirtschaftsförderer Wolfgang Leberecht. Wenn in der Stadt ein Laden leer stehe, heiße es oft: "Hoffentlich kommt da nicht schon wieder ein Bäcker rein."
Insgesamt gibt es in Schwetzingen mindestens acht Bäckereigeschäfte. Dazu kommen jene Filialen, die an große Supermärkte wie Kaufland und Rewe angegliedert sind. Die hohe Dichte an Bäckereien führt der Wirtschaftsförderer unter anderem auf den Tourismus in der Spargelstadt zurück. "Vor allem die Cafés laufen sehr gut, weil viele Kunden von außerhalb kommen", erzählt er. Inzwischen gebe es kaum eine Bäckerei in Schwetzingen, "die nicht gut aussieht und einen hohen Anspruch hat". Für die Bäcker vor Ort bedeute das zwar mehr Kunden, aber auch enorme Kosten.
Und das könne zum Problem werden. "Die Konkurrenz von außen ist groß", betont Leberecht. Zum Beispiel durch die Mannheimer Bäckerei Grimminger und die Bäckerei Görtz aus Ludwigshafen. "Diese Ketten sind bei uns expansiv unterwegs", meint der Wirtschaftsförderer.
Aber er hat auch Gutes zu berichten: "Die Bäckerei Utz ist ein Beispiel dafür, dass man als lokaler Bäcker den Wettbewerb mit regionalen Ketten aufnehmen kann", sagt Leberecht. Die Schwetzinger Bäckerei mit Sitz im Stadtteil Hirschacker ist selbst in der Region aktiv und betreibt allein in der Spargelstadt sieben Filialen. Hinzu kommen Geschäfte in Brühl, Oftersheim, Ketsch, Plankstadt, Heidelberg und Mannheim. Laut Leberecht zählt die Bäckerei rund 100 Mitarbeiter. "Und sie sind seit Jahren auf der Suche nach Fachkräften", berichtet er. Der Geschäftsführer habe ihm erzählt, er könne eigentlich immer fünf bis zehn weitere Verkäufer und Bäcker einstellen.
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Ganz anders sieht es bei den Metzgerbetrieben in Schwetzingen aus. Hier zählt Leberecht insgesamt nur vier Filialen. Zwei davon gehören Heinrich Back, Metzgermeister und Geschäftsführer der gleichnamigen Fleischerei. "Wir sind der einzige Betrieb, der noch vor Ort produziert", sagt er. Die anderen beiden Geschäfte gehörten zwei Filialisten aus Brühl und Mannheim.
Seit 1959 gibt es die Metzgerei Back in Schwetzingen, der 49-Jährige betreibt sie dort in der zweiten Generation. "In Roth gibt es uns schon seit 1893, da führt jetzt mein Cousin den Laden", erzählt er. Um seine Nachfolge macht sich Back keine Sorgen. "Mein Sohn macht auch eine Ausbildung zum Metzger und wird das Geschäft wahrscheinlich übernehmen", sagt er.
Dass es in Schwetzingen mehr Bäcker- als Fleischerläden gibt, sei schon immer so gewesen, erzählt Wolfgang Leberecht. Und die Frischetheken im Supermarkt waren von Anfang an eine ernste Konkurrenz. "Vor allem Anfang der Neunziger, als dieser Trend aufkam", bestätigt Metzger Back. Inzwischen kämen aber immer mehr Kunden zurück: "Die Leute wollen eben doch Qualitätsfleisch essen."
Leberecht hat noch einen weiteren Konkurrenten entdeckt, der den örtlichen Metzgern zu schaffen machen könnte: Zweimal pro Woche bietet ein Putenmetzger von außerhalb auf dem Wochenmarkt seine Waren an - und der Andrang sei riesig.



