Seit Sonntag fahren die Straßenbahnen der Linie 22 auf der neuen Trasse
"Endlich fährt sie wieder, unsere Bembl!" – Einweihung am Samstag mit Verkehrsminister Winfried Hermann

Auf der Autobahnbrücke zwischen Heidelberg und Eppelheim schnitten die Verantwortlichen der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, der Städte Heidelberg und Eppelheim sowie des Rhein-Neckar-Kreises zusammen mit Landesverkehrsminister Winfried Hermann (6. v.r.) das Band durch und gaben damit die Strecke für den Verkehr frei. Foto: Philipp Rothe
Von Timo Teufert
Heidelberg/Eppelheim. Um 7.01 Uhr hielt am Sonntagmorgen die erste reguläre Straßenbahn der Linie 22 an der Haltestelle "Hauptbahnhof-Süd". Mit dem Fahrplanwechsel verkehrt die Linie wieder durchgängig zwischen dem Bismarckplatz und Eppelheim. Allerdings nicht mehr auf der bekannten Route, sondern über die Ringstraße in der Weststadt und die Grüne Meile in der Bahnstadt. Die offizielle Übergabe der Strecke fand bereits am Samstag statt: Zusammen mit Landesverkehrsminister Winfried Hermann gaben Oberbürgermeister Eckart Würzner und Eppelheims Bürgermeisterin Patricia Rebmann auf der neuen Brücke über die Autobahn die Strecke frei.
"Endlich fährt sie wieder, unsere Bembl", sagte Rebmann beim Empfang in der Rudolf-Wild-Halle. Sie lobte, dass es auf der neuen Brücke nun mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer gebe, und auch der Anschluss an die Straßenbahn sei für die Eppelheimer sehr wertvoll. "Dass diejenigen, die ins Neuenheimer Feld wollen, nun zwei bis drei Mal umsteigen müssen, lässt uns nicht gerade jubeln", goss die Bürgermeisterin Wasser in den Wein. Außerdem bedauere sie, "dass Anlieger durch die Baustelle Beeinträchtigungen hinnehmen mussten", so Rebmann.
Hintergrund
Zum Mobilitätsnetz Heidelberg gehören auch die beiden Teilprojekte Bahnstadt und Autobahnbrücke, die gestern in Betrieb gegangen sind. In der Bahnstadt fand im Sommer 2016 der Spatenstich für die erste, 1,5 Kilometer lange Strecke zwischen Pfaffengrund und
Zum Mobilitätsnetz Heidelberg gehören auch die beiden Teilprojekte Bahnstadt und Autobahnbrücke, die gestern in Betrieb gegangen sind. In der Bahnstadt fand im Sommer 2016 der Spatenstich für die erste, 1,5 Kilometer lange Strecke zwischen Pfaffengrund und Czernyring statt. Dieser Abschnitt ging im Dezember 2017 in Betrieb, danach wurde die 800 Meter lange Trasse zwischen Gadamerplatz und Montpellierbrücke gebaut. Durch diese Verbindung ist es möglich, dass sowohl die Linie 22 als auch die Linie 26 aus Kirchheim einen direkten Anschluss an den Hauptbahnhof bekommen haben. Insgesamt kostete die Bahnstadt-Strecke 28 Millionen Euro.
Im Juli 2017 begann der Abriss der Autobahnbrücke über die A 5. Durch den Neubau konnte die zweigleisige Strecke um 400 Meter bis nach Eppelheim verlängert werden, bislang war die Strecke dort eingleisig. Auf der neuen Brücke gibt es auf beiden Seiten Fuß- und Radwege, und die Kreuzung im Anschluss an die Brücke auf Eppelheimer Gemarkung wurde mit einem Kreisverkehr neu gestaltet. Die Kosten belaufen sich auf 17,75 Millionen Euro. tt
Das wollte Verkehrsminister Hermann bei einer Bauzeit von einem Jahr und vier Monaten so aber nicht stehen lassen: "Wenn man aus Stuttgart kommt, weiß man, was eine lange Baustelle ist", sagte er mit Verweis auf Stuttgart 21. Außerdem müsse man ein bisschen was ertragen, wenn man sanierte Straßen und gute Bahnanschlüsse haben wolle. "Auch wenn es mit der derzeitigen Wetterlage nicht übereinstimmt: Heute ist ein sonniger Tag für den Nahverkehr. Wir freuen uns über den Wiederanschluss Eppelheims an Heidelberg und den Vollanschluss der Bahnstadt", betonte Hermann. Und dankte den Planern und Projektbeteiligten: "Sie haben schnell und gut gearbeitet."
Für die neue Streckenführung durch die Bahnstadt haben der Bund 20 Millionen Euro und das Land weitere sieben Millionen Euro investiert, acht Millionen kommen noch einmal für die Autobahnbrücke hinzu. Würzner lobte das "wunderbare Gemeinschaftsprojekt", schließlich habe man damit bewiesen, dass die Region zusammenstehe und solche Projekte auch umsetzen könne.
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"Wir müssen auf die Schiene setzen", sagte Würzner. Schließlich pendeln allein 20.000 Menschen pro Tag aus der Region ins Neuenheimer Feld, 70.000 in die gesamte Stadt. "Vor dem Hintergrund dieser Zahlen dürfen wir nicht nur auf umweltbewusste Mobilität wie das Fahrrad setzen, wir brauchen auch Massenverkehrsmittel", so Würzner. Den Planern der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) sprach Würzner ein großes Lob aus: "Bisher konnte ich mich immer darauf verlassen, dass die RNV den Zeitplan einhält. Das ist auch bei diesem Projekt hervorragend gelungen." Schließlich gab es einen engen Zeitplan, zum Beispiel als in den Sommerferien das neue Gleisdreieck an der Kreuzung von Speyerer Straße und Czernyring eingebaut und dafür die Speyerer Straße voll gesperrt werden musste. "Da habe ich mir vorher schon Gedanken gemacht, was es bedeutet, diese Hauptschlagader des Verkehrs einfach dicht zu machen", so Würzner.
Doch nicht nur der Zeitplan wurde eingehalten: "Wir freuen uns, dass die Kosten von 28 Millionen Euro für die Bahnstadtstrecke im Rahmen geblieben sind und das Budget eingehalten wurde", betonte Michael Jäger, Geschäftsführer der Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG (HSB). Die HSB ist Eigentümerin der Infrastruktur, war deshalb Investor bei den Baumaßnahmen und kümmerte sich um Controlling und Fördermittel. "Die beiden Projekte sind ein wichtiger Meilenstein und leisten einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Verkehrssituation in Heidelberg", so Jäger. So gehe man in Berechnungen davon aus, dass sich durch den Umbau die Nachfrage verstärken werde.
RNV-Geschäftsführer Martin in der Beek kündigte deshalb an: "Wir wollen die Endstation in Eppelheim ausbauen, weil wir mit längeren Zügen fahren wollen." Er sei guter Hoffnung, dass Eppelheim nicht auf Dauer Endhaltestelle bleibe: "Bis in den Osten von Plankstadt sollten wir kommen", sagte in der Beek.
Info: Ein Geschenk macht die RNV allen, die die neue Linie 22 kennenlernen wollen: Am 22. Dezember kann man kostenlos mit den Bahnen fahren.