Ohne Kanten in der Halle 02

Clueso gibt den ziemlich perfekten Schwiegersohn (plus Video)

Musik zwischen Langeweile und Melancholie – Bereits Monate zuvor war das Konzert ausverkauft

21.11.2018 UPDATE: 21.11.2018 18:30 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden

Höflich, charismatisch, nahbar, auf dem Boden geblieben: Sänger und Songschreiber Thomas Hübner alias Clueso spielte am Dienstagabend in der restlos ausverkauften Halle 02. Das Publikum war begeistert. Foto: Alfred Gerold

Von Anica Edinger

Heidelberg. Alles wird ganz anders als gewohnt. Das kündigt Clueso gleich zu Beginn an. Irgendwie sei diese Tour auch ein Experiment. Ruhig. Melancholisch. "Im akustischen Gewand", meint Clueso. Denn so seien auch die Songs auf seinem neuen Album "Handgepäck I". Die habe er allesamt auf Reisen geschrieben und oftmals auch direkt aufgenommen, lässt Clueso sein Publikum wissen. Ganz ohne endlose Studiosessions oder aufgeblasene Arrangements.

So gibt sich Clueso selbst auch am Dienstabend in der Halle 02. Jedenfalls ist es um die Ersten im Saal sofort geschehen, als dieser charismatische 38-Jährige um 20.15 Uhr mit seinem aufgeknöpften Karo-Hemd, seiner Gitarre um den Hals gehängt, den gestylten blonden Haaren und diesem perfekten Lächeln auf die Bühne tritt. Ein Ton, die Fans jubeln. Sie lieben Clueso.

Seit Monaten ist das Konzert in der Halle 02 ausverkauft. Kein Wunder: Clueso, von seinen Fans auch liebevoll "Cluesn" genannt, ist einer der Superstars der deutschsprachigen Popszene. Seine letzten Alben landeten alle auf Platz 1 der Deutschen Charts. Ebenso wie "Handgepäck", das im August erschien.

Clueso heißt im echten Leben eigentlich Thomas Hübner, ist 38 Jahre alt und Sänger und Songschreiber aus Erfurt. Dem breiten Publikum dürfte er spätestens seit der Zusammenarbeit mit Udo Lindenberg bekannt sein. 2011 spielten beide Lindenbergs 70er-Jahre-Hit "Cello" gemeinsam neu ein. "Cello" steht auch auf der Setliste am Dienstagabend in der Halle 02. Garniert mit diversen Lindenberg-Anekdoten, die alle mit Rauchen zu tun haben. Was ihn so fasziniere an der Ikone der deutschen Rockmusik, sei dessen ambivalente Persönlichkeit. "Er ist total lieb, aber auch Pack", sagt Clueso.

Ganz anders dagegen Clueso selbst: An dem 38-Jährigen ist alles stimmig. Er ist der nette Superstar von nebenan. Nahbar. Höflich. Auf dem Boden geblieben. Immer wieder bedankt er sich freundlich beim Publikum für den Applaus. "Das macht so Spaß hier", sagt er nicht nur einmal. Ein Grundsympath.

Und wohl auch der ziemlich perfekte Schwiegersohn. Vielleicht ist das auch gerade seine Schwachstelle. Denn der Abend bewegt sich größtenteils zwischen Melancholie, melodischem Gitarrenpop und leichter Langeweile. Es fehlen die Ecken und Kanten, die Musik und Künstler aufregend machen. Die Songs sind eingängig, poppig und eben doch auch ziemlich mainstream. Clueso singt von Luft und Liebe, vom Ankommen und Abschiednehmen, von Freiheit, großen Gefühlen und kleinen Momenten.

Richtig spannend wird es vor allem bei älteren Songs, bei "Chicago", das die Geschichte eines Drogenabhängigen erzählt, oder auch bei "Barfuß", das von Trennung handelt und wo es im Refrain heißt: "Doch ich fühl mich federleicht / Weil es sich fast immer lohnt / Und so erscheint dass nichts so bleibt wies ist / Fast schon wie gewohnt."

Während Clueso sein Versprechen größtenteils hält und Musik im akustischen Gewand spielt, drehen er und die Band zum Schluss noch einmal richtig auf. Dann tanzt und singt die Masse zu "Achterbahn", "Freidrehen" oder "Gewinner". Die Fans feiern großartige Gitarrenriffs, intensive Schlagzeugsoli und beeindruckende Saxofon-Einlagen von Antonio Lucaciu.

Nach mehr als zwei Stunden, als sich Clueso und Band noch brav verbeugen, klatschen und pfeifen die weit über 1000 Menschen in der Halle 02 überschwänglich. Clueso klatscht auch. Später veröffentlicht er noch ein Video auf Instagram: "Das war ein saugeiles Konzert", sagt Clueso und lobt die Halle 02: "Ein geiler Laden: Inneneinrichtung geil. Leute geil. Club geil." Alle sind glücklich. Es war doch ein schöner Abend.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.