Linie 25 stößt auf wenig Gegenliebe
Bezirksbeiräte sprechen sich gegen Straßenbahn-Varianten über das Airfield aus

Eng, aber machbar: Auch an dieser Stelle müsste eine neue Straßenbahn entlang der Speyerer Straße vorbei, so wie es in den Varianten 2 und 3 vorgeschlagen wird. Foto: Philipp Rothe
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Die Idee von Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) und Stadt, das Patrick Henry Village künftig mit einer Straßenbahn vom Norden her über das ehemalige US-Airfield anzuschließen, stößt bei den Stadtteilvertretungen auf Widerstand. In einer gemeinsamen Sondersitzung sprachen sich die Bezirksbeiräte Kirchheim, Bahnstadt, Weststadt und Pfaffengrund am Dienstagabend im Bürgerzentrum Kirchheim gegen alle drei vorgeschlagenen Varianten aus.
Eines machte Gunnar Straßburger, Bereichsleiter Infrastruktur bei der RNV, klar: Die bestehende Buslinie 717 hat beileibe nicht genügend Kapazitäten, um PHV an den Nahverkehr anzubinden. Schließlich werden dort voraussichtlich in Zukunft 10.000 Menschen leben und weitere 5000 arbeiten. Und so glaubt auch Petra Keuchel vom städtischen Verkehrsmanagement: "Wir werden uns früher oder später auch über eine Straßenbahnlösung unterhalten." Die Varianten über die Speyerer Straße hätten den Vorteil, dass damit auch der Heidelberg Innovation Park und die benachbarte Großsporthalle auf dem Gelände der ehemaligen Patton Barracks angebunden werden könnten. Die Variante 1, mitten durch die Bahnstadt, hält hingegen auch Straßburger für problematisch.

Dieter Bartmann, Vorsitzender des Stadtteilvereins Bahnstadt, machte in der Tat unmissverständlich klar, dass diese Variante nicht akzeptiert werden könne. Die Bahnstädter wollen sich den Gadamerplatz als zentralen Platz der Begegnung auf keinen Fall kaputtmachen lassen. Und auch das Pfaffengrunder Feld werde als Naherholungsgebiet gebraucht.
Noch deutlichere Kritik erntete die RNV aus Kirchheim - für alle Varianten. "Es kann doch nicht sein, dass sie unseren Stadtteil zerhacken", sagte Bezirksbeirat Tilo Müller (CDU). Sein Ratskollege Engbarth-Schuff (Grüne) ärgerte sich, dass eine Verlängerung der Linie 26 vom Kirchheimer Friedhof bis zur ehemaligen US-Siedlung nicht als mögliche Variante geprüft wurde.
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Als Straßburger sagte, dass diese Verbindung wegen ihrer längeren Fahrtzeit von vier Minuten nicht konkurrenzfähig zu einem direkten Bus in Richtung Innenstadt sei, sorgte er für viel Ärger bei den Kirchheimern. Der Grund: Ab dem kommenden Winterfahrplan soll die Linie 26 nicht mehr über die Montpellierbrücke und die Ringstraße zum Bismarckplatz fahren, sondern einen Schlenker über die Bahnstadt und die Czernybrücke machen. Dadurch brauchen die Kirchheimer ab Dezember vier Minuten länger in die Innenstadt als bisher.
Hintergrund
Mit der Linie 25 ins Patrick Henry Village - die Idee entstammt der Diskussion um einen neuen RNV-Betriebshof, bei der einige Stadträte das Airfield als möglichen Standort ins Spiel brachten. Der Haupt- und Finanzausschuss stellte im Februar einen Prüfantrag. Die RNV hält
Mit der Linie 25 ins Patrick Henry Village - die Idee entstammt der Diskussion um einen neuen RNV-Betriebshof, bei der einige Stadträte das Airfield als möglichen Standort ins Spiel brachten. Der Haupt- und Finanzausschuss stellte im Februar einen Prüfantrag. Die RNV hält drei Varianten für machbar. Sie alle verkehren im Zehn-Minuten-Takt und alle 20 Minuten weiter bis Schwetzingen.
Variante 1 führt über den Gadamerplatz in der Bahnstadt durch das Pfaffengrunder Feld bis zum Airfield und von dort weiter bis PHV. Fahrtzeit von PHV bis Bismarckplatz: 18 Minuten. Kosten: 154,9 Millionen Euro.
Variante 2 führt von der Montpellierbrücke über die Speyerer Straße und dann über den Grasweg zum PHV. Fahrtzeit: 18 Minuten. Kosten: 173,6 Millionen Euro.
Variante 3 führt von der Montpellierbrücke zur Speyerer Straße und über den Baumschulenweg zum südlichen Pfaffengrund und zum PHV. Fahrtzeit: 20 Minuten. Kosten: 163,9 Millionen Euro. hob
Das Feld werde als Frischluftschneise für die Bahnstadt gebraucht, argumentierten einige. Sie befürchteten auch, dass die Freiflächen nach und nach bebaut werden könnten, wenn hier eine neue Straßenbahn fährt. Zudem hätten sich viele Menschen schon Gedanken gemacht, was mit dem Airfield geschehen solle. Der Betriebshof solle an seinem bisherigen Standort bleiben oder an den Großen Ochsenkopf verlegt werden. Letzteres ist auch der Standort, den Straßburger befürwortet. Und das hat vor allem Zeitgründe: Ein Betriebshof auf dem Airfield könnte frühestens in zehn Jahren fertiggestellt werden.
Am Ende formulierte Marliese Heldner (Heidelberger) den gemeinsamen Antrag der Bezirksbeiräte aus Kirchheim. Die Verlängerung der Linie 26 zum PHV solle ergebnisoffen geprüft werden. Zudem müsste sie dann auch wieder die alte Strecke über die Montpellierbrücke fahren. RNV und Stadt sollten detailliert darlegen, welchen Flächenverbrauch die einzelnen Trassen hätten und welche Kosten entstehen. Der Bezirksbeirat Kirchheim stimmte für diesen Antrag mit 14 Ja-Stimmen und einer Enthaltung, die Bahnstädter mit vier Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen. Die Bezirksbeiräte Pfaffengrund und Weststadt waren nicht beschlussfähig, da zu wenige Räte anwesend waren.
Auch ein weiterer Antrag, ebenfalls die Anbindung des PHV mit der Linie 22 über Pfaffengrund und Eppelheim zu prüfen, fand eine deutliche Mehrheit. Ungeachtet dessen machte Straßburger klar, dass eine neue Straßenbahn frühestens in acht Jahren fahren könne.



