Der FSV Dornberg zieht sich vom Ligabetrieb zurück
Für Integrationsarbeit ausgezeichneter Verein beklagt "ablehnende Stimmung" und "Ausländerfeindlichkeit auf und neben dem Platz"

Vereint durch den Fußball - die Spieler und Funktionsträger des FSV Dornberg haben für die Integration Wertvolles geleistet. Doch es gibt auch eine Kehrseite, weshalb sich die Mannschaft nun aus dem Spielbetrieb des Fußballkreises zurückgezogen hat. Foto: Rüdiger Busch
Hardheim-Dornberg. (rüb) Sieben Jahre lang hat der FSV Dornberg am Spielbetrieb des Fußballkreises Buchen teilgenommen - sieben Jahre, in denen nicht Tore und Ergebnisse im Vordergrund standen, sondern die Integration von Flüchtlingen. Ein steiniger Weg - trotz vielfältiger Unterstützung und hoher Auszeichnungen. Darauf lässt zumindest die schriftliche Erklärung des Vereins schließen, mit der er am Sonntag den Rückzug seines Teams aus der Kreisklasse B1 begründete.
Hier die im Internet veröffentlichte Stellungnahme im Wortlaut:
"Der FSV Dornberg zieht mit sofortiger Wirkung seine Mannschaft aus der Kreisklasse B1 zurück. Trotz eines zuletzt sehr fairen Spiels gegen den TSV Buchen gab es in der Vergangenheit zu viele negative Erlebnisse, die uns zu diesem Schritt bewogen haben. Die Gründe setzen sich wie folgt zusammen:
1. Zum Teil ablehnende Stimmung in Hardheim.
2. Zunehmende Verrohung des Amateurfußballs.
3. Nicht nachvollziehbare Zuweisungen im Rahmen der Anschlussunterbringung.
4. Ausländerfeindlichkeit auf und neben dem Platz.
All dies führte zu der Erkenntnis, dass unsere Ansichten von Freizeitsport und Fair Play sowie unser soziales Engagement in Sachen Integration mit einem Verbleib in der Kreisklasse B nicht kompatibel sind. Die Integrationsarbeit und das gemeinsame Fußballspielen im Verein FSV Dornberg werden jedoch weiter fortgeführt; als Alternative zur beendeten Ligateilnahme wird die Teilnahme an einer Futsalliga fokussiert. Bedanken möchten wir uns insbesondere bei Klaus Zimmermann und Horst Saling sowie bei den übrigen Verantwortlichen des Fußballkreises Buchen und den Kontaktpersonen beim Badischen Fußballverband Stefan Moritz und Helmut Sickmüller für ihre langjährige Unterstützung."
Gegründet wurde der FSV 2010 als reiner Freizeitklub. 2011 wurde aus dem FSV ein "normaler" Fußballverein, der am regulären Spielbetrieb teilnahm. Mit ihrem Einsatz für Flüchtlinge, die das Gros der Spieler bildeten, ernteten die Verantwortlichen schnell Lob, auch auf überregionaler Ebene. 2015 gewannen sie den mit 10.000 Euro dotierten zweiten Platz beim Integrationspreis des Deutschen Fußballbundes und von Mercedes Benz. "Der Fußball steht für Integration. Gerader der kleine Fußballverein ist der Ort, wo man sich trifft", sagte der damalige DFB-Präsident Wolfgang Niersbach über den Preisträger.
Sonntagsreden und Preisverleihungen sind das eine. Im Alltag hatte der FSV aber immer wieder Hürden zu überwinden, was auch mit dem Verlust an Spielern zusammenhängt. In der laufenden Runde setzte es in sieben Spielen sieben Niederlagen bei einem deprimierenden Torverhältnis von 3:64.
Das sportliche Abschneiden ist aber nicht der Grund für die Abmeldung, stellt Vorsitzender Frederik Böna gegenüber der RNZ klar: "Es fehlt nicht an der Lust oder an ausreichend Spielern!" Ein Grund sei die aus seiner Sicht zu geringe Unterstützung in Hardheim. Im Verein "Dienst am Nächsten" oder in Hauptamtsleiter Lothar Beger habe man zwar Fürsprecher gehabt. Dass der FSV bei seinen Heimspielen auf dem Kunstrasenplatz die Kabinen des TV nicht habe nutzen dürfen, sei eines der Ärgernisse. Die Mannschaften und die Schiedsrichter mussten sich in der Sporthalle umziehen. "Insgesamt hätten wir uns in Hardheim mehr Unterstützung gewünscht", sagt Böna.
Bürgermeister Volker Rohm, der am Montag von der RNZ über den Rückzug des FSV informiert worden war, konnte die vom FSV geäußerte Kritik an einer "ablehnenden Stimmung in Hardheim" nicht nachvollziehen. Er verwies auf die vielfältige Unterstützung der Gemeinde für Flüchtlingsprojekte und betonte: "Hardheim steht zu seiner Integrationsverantwortung."
Noch schlimmer als die Stimmung in Hardheim sei für ihn das Thema "Ausländerfeindlichkeit", so Böna: In den Anfangsjahren habe der FSV überhaupt keine schlechten Erfahrungen in dieser Hinsicht machen müssen. "Das hat sich in den letzten drei Jahren leider extrem verändert." Inzwischen gebe es kaum ein Spiel, in dem die Flüchtlinge im Team nicht von Gegnern oder Zuschauern beleidigt würden. "Es ist eine Katastrophe. Manchmal bin ich froh, dass unsere Spieler nicht jedes Wort verstehen", erklärt Frederik Böna.
Immer häufiger würden Grenzen überschritten, und zwar nicht nur in Worten. Auch die Brutalität auf dem Platz nehme zu. "Das macht uns und unseren Flüchtlingen keinen Spaß mehr", betont der Vorsitzende und nennt Positivbeispiele wie Höpfingen oder zuletzt den TSV Buchen, wo ein absolut fairer, freundlicher Umgang gepflegt werde.
Vom Spielbetrieb hat sich der FSV verabschiedet: "Wir werden aber weiter gemeinsam Fußball spielen, Freundschaftsspiele austragen und vielleicht an der Futsalrunde teilnehmen", verspricht Frederik Böna abschließend.