Sparkasse Rhein Neckar Nord

"Es gab Filialen, die hatten täglich nur zehn Geschäftsvorfälle"

16 Zweigstellen im letzten Jahr geschlossen - Eine Frage des Bedarfs - Bundesweiter Trend

27.09.2018 UPDATE: 28.09.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 25 Sekunden

Die Sparkasse in Weinheim Oberflockenbach ist weg. Am Rande des Geländes steht jetzt ein Geldautomat, den eine Privatfirma betreibt. Foto: Dorn

Von Sebastian Blum

Mannheim/Heidelberg. Die Sparkasse Kraichgau schließt 18 ihrer 56 Filialen ab dem kommenden Frühjahr. Sieben davon befinden sich im Raum Sinsheim. Nach Informationen der RNZ sind von der Maßnahme 38 Mitarbeiter betroffen, außerdem Tausende Kunden.

Die Sparkasse Kraichgau ist jedoch kein Einzelfall. Bundesweit schließen Sparkassen jährlich Hunderte Filialen, vom großen Bankensterben ist allenthalben die Rede. Dabei ist die Schließung der Kraichgauer Filialen vor allem eines nicht: überraschend.

Viel mehr reiht sich das Kreditinstitut in einen fortschreitenden Restrukturierungsprozess ein, den Sparkassen im ganzen Bundesgebiet vornehmen. Laut Statistik der Bundesbank haben alle Sparkassen zusammengenommen im vergangenen Jahr 737 Zweigstellen geschlossen. Seit 2014 summiert sich die Zahl auf über 2000.

Darunter waren vergangenes Jahr auch 16 Zweigstellen der Sparkasse Rhein Neckar Nord von Weinheim bis Mannheim, die "zusammengelegt" wurden. Denn intern spreche man nicht von Schließung, sagte ein Pressesprecher des Kreditinstituts auf Anfrage der RNZ.

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"Verändertes Kundenverhalten, Digitalisierung, Niedrigzins" - diese Stichworte würden die Herausforderungen beschreiben, denen sich die gesamte Finanzbranche aktuell gegenüber sehe. So lautete im Oktober 2016, Monate vor der Restrukturierung, die schriftliche Begründung der Sparkasse Rhein Neckar Nord.

Das Kreditinstitut reduzierte seinen Filialbestand von 49 auf 33. "Es gab bei uns Filialen, die hatten täglich gerade einmal zehn Geschäftsvorfälle. Da muss man sich schon fragen: Besteht der Bedarf noch?", erläuterte der Sprecher: "Wir haben das an den Bedarf angeglichen und die Filialen zusammengelegt."

Verändertes Kundenverhalten also. Leute seien auf Online-Banking umgestiegen, die Banking-Apps der Sparkassen seien erst neulich als Testsieger bei Stiftung Warentest mit dem Qualitätsurteil "gut" im Vergleich mit 37 weiteren Kreditinstituten ausgezeichnet geworden. Nach Angaben der Sparkasse Rhein Neckar Nord nutzten zum Jahresende 2017 rund 18.500 Kunden die App - ein Zuwachs von 32 Prozent.

In Mannheim-Seckenheim hat im Juni trotzdem eine neue Filiale eröffnet. "Filialen bleiben der wichtigste Kanal", gab der Sprecher etwas widersprüchlich an; es gebe weiterhin ein breites Netz mit Geldautomaten und Serviceterminals. Auch für Kunden im gesamten Verbreitungsgebiet der Sparkasse Heidelberg gibt es vorübergehend Entwarnung. "Wir befassen uns derzeit nicht mit der Schließung von Filialen", sagte dort eine Pressesprecherin.

Ende 2017 gab es in Deutschland 390 Sparkassen mit 9818 Zweigstellen. Ausgestorben sind die Kreditinstitute vor Ort also noch nicht, ist eine Interpretation der Statistik. Dass pro Jahr trotzdem Hunderte Zweigstellen der Sparkassen wegfallen, bedeutet aber auch: Der Weg der Filialen führt irgendwann ins Grab.

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