Herbstmarkt statt Streuobstfestival - Initiator zürnt
Das Ende der erfolgreichen Veranstaltung ist besiegelt - Hans Mäser ist sauer auf die Stadt

Hier konnte man Äpfel mit Birnen vergleichen: Die Sortenbestimmung war stets ein Höhepunkt des Festivals. Fotos: Alex
Neckargemünd. (cm) Aus seiner Verärgerung macht Hans Mäser keinen Hehl: "Es ist eine Schweinerei, wie das gelaufen ist", nimmt der Initiator und Organisator des Streuobstfestivals kein Blatt vor den Mund. Lange stand die Zukunft des beliebten Marktes auf der Kippe.
Denn die Stadt wollte die Veranstaltung wegen fehlender "Manpower" nicht mehr jährlich ausrichten. Inzwischen steht fest: Es wird kein Streuobstfestival mehr in der Stadt am Neckar geben. Stattdessen findet am Sonntag, 30. September, der erste Herbstmarkt statt.
"Es ist mehr als ultraschade", sagt Hans Mäser. Die eintägige Veranstaltung auf dem Lohplatz sei deutschlandweit einmalig gewesen. "Ein solches Konzept gab es vorher noch nicht", so Mäser. Etwa die Hälfte der Stände - 16 Stück bei der letzten Auflage im Jahr 2016 - waren reine Informationsstände von Verbänden und Organisationen, die andere Hälfte waren Verkaufsbuden.
Die Besucher seien aus der ganzen Region und darüber hinaus gekommen - sogar aus Frankfurt, Karlsruhe und Heilbronn. "Zwei Drittel haben sich für das Thema interessiert", schätzt Mäser. Ein Besuchermagnet war die Bestimmung von Apfelsorten.

Hans Mäser fühlt sich ungerecht behandelt. Foto: Privat
Aber wieso wird es nach vier Auflagen kein Streuobstfestival mehr geben? Der Vorschlag der Stadt, dass die Veranstaltung nur noch alle zwei Jahre stattfindet, sei für viele Aussteller nicht akzeptabel gewesen, sagt Mäser. Hinzu sei gekommen, dass dieser "Vorschlag" das Wort "voraussichtlich" enthielt - es sei also nicht einmal der Zwei-Jahres-Rhythmus garantiert gewesen.
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Die meisten Aussteller bräuchten Sicherheit und entschieden sich für eine andere Veranstaltung, bedauerten den Schritt aber. Eine Anfrage der Stadt, ob er noch ein Festival ausrichte, habe er im vergangenen Jahr abgelehnt. Auch in einen anderen Ort wollte Mäser mit seinem Festival nicht umziehen: "Das ist Blödsinn."
Hintergrund
Es lebe der neue Herbstmarkt
(cm) Statt des Streuobstfestivals findet an diesem Sonntag, 30. September, von 11 bis 18 Uhr auf dem Marktplatz
Es lebe der neue Herbstmarkt
(cm) Statt des Streuobstfestivals findet an diesem Sonntag, 30. September, von 11 bis 18 Uhr auf dem Marktplatz der erste Neckargemünder Herbstmarkt statt. "Der Herbst hat in unserer Region so viel zu bieten", sagt Stadtsprecherin Petra Polte. "Das wollen wir auf dem Markt auch präsentieren." Auf die Besucher warten zum Beispiel Leckeres aus Grünkern, Kürbisvariationen und herbstliche Blumenarrangements sowie Konfitüren und Chutneys. Außerdem werden gefüllte Ofenkartoffeln und Burger vom Wild sowie Getränke aus Streuobst oder vom Mosbacher Brauhaus serviert.
Die offizielle Eröffnung mit Bürgermeister Frank Volk findet um 11.30 Uhr statt. Für Stimmung sorgt hierbei das Folk-Music-Ensemble der örtlichen Musikschule. Ab 14 Uhr übernimmt das Haiku-Trio aus Heidelberg mit Jazz-Interpretationen. Parallel öffnen die Geschäfte der Altstadt zum verkaufsoffenen Sonntag, die Hauptstraße ist gesperrt.
"Wir wollen mit dem Herbstmarkt die gute Idee des Streuobstfestivals weiterführen", sagt Stadtsprecherin Polte. Dieser werde jedoch kleiner ausfallen. Den Namen habe man ändern müssen, weil das Streuobstfestival das "Baby" von Hans Mäser war. Die Stadtsprecherin bedauert die Entwicklung: "Das ist nicht gut gelaufen." Die Tücke sei aber in der Organisation des Festivals gelegen. Die Abgrenzung sei bei zwei Organisatoren - also Hans Mäser und die Stadtverwaltung - schwierig. "Wenn es nur einen Organisator gibt, ist es einfacher", so Polte.
Die Stadtsprecherin räumt ein, dass der pädagogische Aspekt des Streuobstfestivals nun in den Hintergrund rückt: "Es geht ums Genießen." Noch steht übrigens nicht fest, in welchem Rhythmus der Herbstmarkt künftig stattfinden soll. "Wir warten erst einmal ab, wie die Veranstaltung ankommt und stellen dann das Konzept auf den Prüfstand", erklärt Polte. Unklar sei auch, wie das Fest auf dem Markt- statt auf dem Lohplatz ankomme. Denkbar sei, dass der Herbstmarkt sich mit dem Naturparkmarkt abwechselt, der nur noch alle zwei Jahre in Neckargemünd stattfindet. Polte: "Wir wollen jeden Herbst etwas bieten."
Verwunderlich findet Mäser nach wie vor, dass der Schritt von der Stadt mit der fehlenden Manpower für die Organisation der vielen Feste begründet wurde. "Die Verlängerung des Bohrermarkts im letzten Jahr war auch kein Problem", gibt er zu bedenken. "Dafür war dann die Manpower da." Deshalb fühlt sich der Inhaber der vielfach ausgezeichneten Neckargemünder Edel-Destillathek "Selection Luqull" von der Stadt an der Nase herumgeführt.
Mäser glaubt, dass "persönliche Animositäten" eine Rolle spielen und erklärt: "Ich bin maßlos enttäuscht." Der frühere Bürgermeister Horst Althoff wäre so begeistert gewesen, dass er das Festival sogar vergrößern wollte. Dies habe er aber abgelehnt, so Hans Mäser weiter: "Ich wollte lieber die Qualität verbessern."
Dennoch beißt Hans Mäser in den sauren Apfel und beteiligt sich mit einem Stand seiner Destillathek am Herbstmarkt. "Das Thema Streuobst steht jetzt aber nicht mehr im Mittelpunkt", kritisiert er aber. Denn "Herbst" sei kein eindeutiges Thema. "Das wird ein reines Konsumfest und eine Bespaßungsveranstaltung."
Man müsse nun abwarten, wie das neue Fest ankomme. "Viele Aussteller haben mich gefragt und ich habe dennoch allen empfohlen, mitzumachen", sagt Mäser. So seien auch drei Stände vom letzten Streuobstfestival dabei.
Der Herbstmarkt wird übrigens von der Stadt in Eigenregie organisiert, während beim Streuobstfestival Hans Mäser die Organisation größtenteils übernommen hatte. "Es ist eine neue Veranstaltung der Stadt und kein Ersatz für das Festival", betont Mäser. "Das Streuobstfestival ist tot."



