Luftstreckenticket, "Green City" und mehr Busse
Konkrete Pläne für den Öffentlichen Nahverkehr – 47 Millionen Euro in den kommenden drei Jahren

Mit flexibleren Tarifen soll der Öffentliche Nahverkehr attraktiver werden. Foto: Dorn
Von Sebastian Blum
Mannheim. Der Geldsegen will gerade kein Ende nehmen. Zuerst rieb sich vergangene Woche die Mannheimer Theaterwelt die Hände: 80 Millionen Euro steuert der Bund für die Sanierung des Nationaltheaters bei. Kurz darauf kolportiert der Mannheimer CDU-Abgeordnete Nikolas Löbel eine weitere Summe, die der Bund in die Quadratestadt pumpen will: 47 Millionen Euro bekommt Mannheim als eine von fünf Modellstädten, um in den kommenden drei Jahren für ein modernes, umweltfreundliches und belastbares ÖPNV-Netz zu sorgen.
Vertreter von Stadtverwaltung und Verkehrsbetrieben haben seit Februar Pläne zum Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs ausgearbeitet und dem Bundesumweltministerium vorgestellt. Mit einem umfassenden Maßnahmenkatalog will die Stadt Autofahrer anregen, in öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. "Unser Ziel ist es, Dieselfahrverbote in unseren Städten zu verhindern", erklärt Erster Bürgermeister und ÖPNV-Dezernent Christian Specht. Aus Berlin kam grünes Licht.
Zum Programm zählt zum Beispiel eine Kampagne für das bereits bestehende Luftstreckenticket, den sogenannten e-Tarif. Dieser berechnet nur die tatsächlich zurückgelegte Strecke. Außerdem soll ein "Green City Ticket" eingeführt werden, ein vergünstigter Einzelfahrschein.
Einzelhändler in der Innenstadt erhalten zudem künftig ein Jobticket-Angebot. Das können seit April nach RNV-Angaben Unternehmen mit mindestens zehn Mitarbeitern. Durch das Modellstadt-Programm wird dieses Angebot also ausgedehnt.
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Weiterhin soll die Anschaffung zusätzlicher Busse den Verkehr auf der Linie 50 verbessern. Zum Hintergrund: Die Linie 50 ist die längste Stadtlinie und fährt in Nord-Süd-Richtung vom City Airport nach Neckarau. Die Stadt hofft, dass Arbeitnehmer in Industriegebieten diesen Bus öfter nutzen.
Derweil will das Umweltministerium die Fördersumme nicht kommentieren. "Die endgültige Finanzierung ist noch nicht ausgearbeitet", erklärt BMU-Sprecher Stephan Haufe. Grund dafür seien Haushaltsplanungen der einzelnen Kommunen. Die Modellstädte müssen jeweils fünf Prozent der Gesamtkosten tragen. Mannheim plant demnach mit einem Aufwand in Höhe von rund 2,4 Millionen Euro (die RNZ berichtete).
Das Modellstadt-Programm ist einmalig. Haufe stellt klar, dass es sich um ein "Lernprojekt" handelt. Nach Angaben der Stadt ist eine Folgeförderung über 2020 hinaus ausgeschlossen. Was bringen die kommenden drei Jahre also, wenn danach das Geld weg ist? Neben dem Ausbau des ÖPNV-Netzes kann vor allem das Ministerium Schlüsse ziehen.
"Andere Städte sollen davon lernen können", so Haufe. Das Projekt werde wissenschaftlich begleitet. Im Klartext heißt das: In den kommenden drei Jahren wird ermittelt, an welcher Stelle das Programm gut funktioniert und wo nicht.
Im nächsten Schritt will die Stadt bis Ende Juli einen "Green City Plan" in Berlin einreichen. Dieser enthält weitere Vorschläge zur Verbesserung der Luftqualität, die gemeinsam mit der RNV und den Nachbarstädten Ludwigshafen und Heidelberg erarbeitet wurden.
Mit 47 Millionen Euro erhält Mannheim eigenen Angaben zufolge mehr als die anderen Modellstädte Reutlingen, Herrenberg, Bonn und Essen. Es scheint fast so, als erfreut sich die Rheinmetropole aktuell ganz besonderer Beliebtheit in der Hauptstadt.