Umweltfreundliches Verkehrsmittel

Das Lastenrad erobert Heidelberg

Kostenlose Ausleihe möglich - Neues Konzept für Paketdienste in der Altstadt in Vorbereitung

19.03.2018 UPDATE: 20.03.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Mit einer Lastenradparade warb der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) im Mai letzten Jahres für das Verkehrsmittel. Foto: Alex

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Der Transport von Möbeln und eines ganzen Wochenendeinkaufs ist mit Lastenrädern gar kein Problem. Langsam, aber sicher erobert dieses umweltfreundliche Verkehrsmittel nun nach und nach Heidelberg. Während Prof. Wilko Manz vom Institut für Mobilität und Verkehr (iMove) der Technischen Universität Kaiserslautern derzeit an einem Pilotprojekt für den Lieferverkehr in der Altstadt arbeitet, wird es in einem zweiten Projekt bereits viel konkreter: Jedermann und jede Frau können ab sofort kostenlos zwei Lastenfahrräder ausleihen. Möglich ist dies durch eine Kooperation des Zentrums für umweltbewusste Mobilität (ZUM), des Vereins zur beruflichen Integration und Qualifizierung (VBI) und der Stadt Heidelberg.

Eines der Mieträder steht beim ZUM, Kurfürsten-Anlage 62. Es ist mit einer klappbaren Sitzbank und zwei Gurten für Kinder ausgerüstet und kann dank eines leicht montierbaren Regendachs bei Wind und Wetter genutzt werden. Eine Reservierung ist möglich unter Telefon 06221 / 23910 und über die Internetseite www.zum-hd.de. Das ZUM ist montags bis samstags von 10 bis 13.30 Uhr geöffnet. Nachmittags gibt es unterschiedliche Öffnungszeiten.

Mit Elektroantrieb ist das zweite Lastenfahrrad ausgerüstet, das über das Geschäft "Bike" im Hauptbahnhof, am Gleis 1b, ausgeliehen werden kann. Eine Reservierung ist möglich unter der Telefonnummer 06221 / 970385. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr. Einzige Voraussetzung für die Ausleihe ist, dass die Person mindestens 18 Jahre alt ist und eine Kaution von 100 Euro hinterlegt. Die beiden Räder können maximal drei Tage genutzt werden.

Ob die Lieferdienste in der Altstadt ebenfalls dauerhaft auf Lastenfahrräder umstellen, ist unterdessen noch ungewiss. Wilko Manz warb jüngst im Bezirksbeirat für sein Pilotprojekt, auch der Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss stimmte für das Vorhaben, das bereits im dritten Quartal dieses Jahres getestet werden soll. Noch sind viele Fragen zu klären: Welcher Typ von Lastenräder eignet sich am besten, um die Altstädter und die Geschäfte zu beliefern? Wie kann durch digitale Lösungen verhindert werden, dass im Laufe eines Tages ein- und derselbe Betrieb mehrmals angefahren werden muss? Das Land Baden-Württemberg wolle einen Großteil der Kosten tragen, so Manz. Ziel ist es, das Heidelberger Pilotprojekt auch auf andere Städte zu übertragen.

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Neben der erhöhten Verkehrssicherheit und dem Umweltschutz habe ein Lastenradsystem einen weiteren Vorteil, sagt Manz: "Es ist für die Paketdienste sogar günstiger." Denn gerade auf der "letzten Meile" koste die Auslieferung per Pkw sehr viel Geld: Die langwierige Parkplatzsuche könnten sich DHL, DPD, Hermes, UPS und Co sparen. "Mit Lastenrädern schaffen sie einfach viel mehr Pakete pro Stunde und Mitarbeiter." Gute Erfolge hätten die Paketdienste in Frankfurt, München und Hamburg mit ähnlichen Konzepten erzielt. Für die enge Altstadt könnten diese aber nicht eins zu eins übernommen werden. Manz: "Hier ist es doch noch etwas kuscheliger."

Wie viele Räder notwendig sind, ob die Lieferzeiten von 6 bis 11 Uhr ausgedehnt werden können, all dies will Manz im Rahmen des Forschungsprojektes klären. "Das wird eine Testphase mit offenem Ausgang", gibt Manz zu. Es gebe aber keine unlösbaren Probleme. Die Mikrodepots, von denen die Lastenfahrräder starten können, nähmen gar nicht so schrecklich viel Platz weg, wie viele dächten. In anderen Städten behelfen sich die Anbieter beispielsweise mit Containern, die einfach auf einem Parkplatz abgestellt werden.

Firmen, die ebenfalls ausprobieren wollen, ob Lastenräder etwas für sie sind, können über das bundesweite Projekt "Ich entlaste Städte" drei Monate lang den praktischen Einsatz des Verkehrsmittels testen. Und über das städtische Förderprogramm "Umweltfreundlich Mobil" können Privatpersonen einen einmaligen Zuschuss von bis zu 50 Prozent der Anschaffungskosten beantragen.

Info: www.lastenradtest.de; www.heidelberg.de/foerderprogramm

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