Provinztheater
Flick ist zum Opfer des Systems geworden. Wie schon einige andere vor ihm, wurde der harmoniebedürftige Hansi vom Hof gejagt

Von Joachim Klaehn
Als Hansi Flick im Juni 2017 bei der TSG 1899 Hoffenheim mit der Jobbeschreibung "Geschäftsführer Sport" präsentiert wurde, hatte man ihm den roten Teppich ausgerollt. Vor allem Gesellschafter Dietmar Hopp stellte den Ex-Profispieler sowie langjährigen DFB-Mann - vorab - auf den Sockel. "Die TSG hat mit Hansi Flick ein neues Gesicht bekommen, mit nationaler und internationaler Erfahrung", lobhudelte Hopp. Ja, von Impulsen und gar "Aufbruchstimmung" war die Rede. Flick bekam als Vertrauensvorschuss einen Fünf-Jahres-Vertrag bis 2022.

RNZ-Sportchef Joachim Klaehn. Foto: vaf
Und nun?
Die TSG und Flick haben sich getrennt - angeblich einvernehmlich. Die RNZ hat am Dienstag ausdrücklich beim 53-jährigen Bammentaler nachgefragt. Seine Antwort: "Kein Kommentar." Meistens sagen solche Reaktionen mehr als tausend Worte. Nirgendwo wird so viel gelogen wie im Profi-Fußballgeschäft, der Öffentlichkeit perfide etwas vorgegaukelt.
Das Problem bei Flick von Anfang an: Hopp implantierte quasi im Alleingang den ehemaligen TSG-Trainer in eine funktionierende Geschäftsführung. Ohne klar definiertes Aufgabenprofil, was bereits im Trainingslager in Windischgarsten spürbar war. Begeistert von der Flickschen Rückholaktion war Hopp selbst, aber weniger die beiden anderen Geschäftsführer Peter Görlich und Frank Briel, und auch Trainer Julian Nagelsmann sowie Manager Alexander Rosen blieben eher reserviert und wollten möglichst wenig dazu sagen.
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Hoffenheim und Flick, Teil zwei, entpuppte sich als großes Missverständnis. Die Voraussetzung für eine gedeihliche Zusammenarbeit war denkbar schlecht. Jetzt ist der Imageschaden allseits nicht mehr wegzudiskutieren. Selbstverständlich gab es einen Machtkampf, Kompetenzgerangel, gegensätzliche Interessen. Flick ist zum Opfer des Systems geworden. Wie schon einige andere vor ihm, wurde der harmoniebedürftige Hansi vom Hof gejagt. Provinztheater.
Mit Haupt- und Nebendarstellern. Und einem tragischen Schlussakt.