Zehnjährige wurde von etwa 50-jährigem Badegast sexuell bedrängt
Mädchen "war völlig aufgelöst" – Polizei: "Hier reden wir von Kindesmissbrauch" – Mannheimer Kripo sucht Zeugen

Polizisten versuchten, den Täter im Ausgangsbereich abzupassen. Vergebens. Foto: Kreutzer
Von Philipp Weber
Weinheim. Schlimmer Vorfall im Weinheimer Freizeitbad Miramar: Ein Unbekannter hat sich am Sonntagnachmittag an einem zehnjährigen Mädchen vergangen. Nach Angaben von Polizei und Betriebsleitung geschah die Tat wenige Minuten nach 16 Uhr. Das Kind planschte zusammen mit einer gleichaltrigen Freundin im Strömungskanal des Außenpools.
Dort sprach der mutmaßliche Täter das Mädchen an. Laut Polizei verwickelte er die Zehnjährige in eine Unterhaltung und berührte sie dann im Genitalbereich. Die Kinder hätten das Becken verlassen, seien 20 Minuten später aber wieder zurückgekehrt, berichtet die Polizei. Der Mann machte sich abermals an die Zehnjährige heran und hob diese hoch. Zudem soll er seine Badehose heruntergezogen "und sich vor den Mädchen präsentiert haben".
"Das Kind war völlig aufgelöst", erinnert sich der wenige Momente später hinzugerufene Betriebsleiter Christian Birth. Das Mädchen habe zunächst eine Bekannte seiner Mutter gesucht, in deren Begleitung die Kinder im Bad waren. Dann sei es zu einem der Bademeister gelaufen - zufällig ein Polizist, der nebenberuflich im Miramar arbeitet. Dieser informierte den Schichtleiter und rief die Polizei.
"Wir wollten mit dem Mädchen zurück zum Becken gehen, damit es uns den Mann zeigt", so Birth: "Aber als das Kind uns soweit vertraute, dass wir nachsehen konnten, war der Mann weg." Eine detaillierte Täterbeschreibung sei ebenfalls erst später zustande gekommen. Birth und seine Kollegen durchkämmten trotzdem das Badgelände. Parallel dazu positionierten sich Polizeibeamte am Ausgang. Vergebens. Inzwischen liegt die Täterbeschreibung vor: Der Gesuchte ist etwa 50 Jahre alt und von dicklicher Statur. Sein graues Haar hatte er zu einem Zopf gebunden, er trug einen kurzen Vollbart. Auch sein Gesicht ist von eher rundlicher Natur. Aufgefallen ist zudem ein wellenförmiges Tattoo auf seinem rechten Oberarm. Zeugen oder andere, die Hinweise zur Identität des Gesuchten geben können, sollen die Mannheimer Kripo (0621/174-4444) kontaktieren.
Diese ermittelt wegen des Verdachts auf eine Sexualstraftat. "Gegenüber Kindern läuft so etwas grundsätzlich nicht unter Exhibitionismus. Hier reden wir von Kindesmissbrauch", präzisiert Polizeisprecher Markus Winter. Doch warum hat keiner mitbekommen, was im Pool geschah? "Wenn Erwachsene mit Kindern planschen, wirkt das zunächst vertraut", so der Beamte: "Zumal man nicht sieht, was sich unter der Wasseroberfläche abspielt - und die Täter oft sehr geschickt vorgehen." Im Vorjahr habe es sieben weitere, ähnlich gelagerte Fälle im Miramar gegeben: "Die meisten Täter konnten wir ermitteln." Das soll auch jetzt gelingen. Den Beamten lägen Kamera-Aufnahmen aus dem Kassenbereich vor: "Zumindest reingekommen ist er ja wohl auf diesem Weg."
Er habe bereits in mehreren Bädern gearbeitet, sagt Betriebsleiter Birth. "Leider ziehen solche Einrichtungen auch problematische Menschen an." Seine Mitarbeiter seien entsprechend geschult. Vor etwas mehr als zehn Jahren gab es ein Präventionsprojekt, die Kooperation mit Polizei und Kripo laufe seither reibungslos: "Wenn sich Badegäste auffällig verhalten, gehen wir auf sie zu - und machen von unserem Hausrecht Gebrauch." Das Bad behalte sich zudem zivilrechtliche Schritte vor. Birth und Polizeisprecher Winter raten auch dringend dazu, Kinder zu sensibilisieren. "Wenn sie von Fremden angesprochen werden oder ihnen etwas komisch vorkommt, sollten sie sich zurückziehen und Hilfe holen." Wie es die Zehnjährige letztlich getan hat.