"Frankenbahn" zwischen Osterburken und Lauda

"Schienen-Allianz" will Land Dampf machen

Positions- und Forderungspapier zur "Frankenbahn" - Kreise und Gemeinden verlangen schnelle Verbesserungen

20.02.2018 UPDATE: 21.02.2018 06:00 Uhr 3 Minuten, 13 Sekunden

"Schienen-Allianz": Landrat Dr. Achim Brötel sowie Vertreter mehrerer Gemeinden aus dem Neckar-Odenwald- und dem Main-Tauber-Kreis unterzeichneten am Montag in Rosenberg ein Positions- und Forderungspapier, mit dem vom Land schnelle Verbesserungen auf der seit Jahren in der Kritik stehenden "Frankenbahn" verlangt werden. Foto: Burkard Gassenbauer

Odenwald/Tauber. (bg) Forderungen nach Verbesserungen auf der "Frankenbahn" gab es in den vergangenen Jahrzehnten zuhauf, weitgehend vergeblich. Jetzt unternehmen die an der Strecke im Neckar-Odenwald- und im Main-Tauber-Kreis liegenden Gemeinden zusammen mit den Landräten einen neuen Anlauf und verlangen Weichenstellungen vom Verkehrsminister: "Das Land muss sich an seinen selbst definierten Bahn-Maßstäben messen lassen", sagen die Vertreter der "Schienen-Allianz", die Dampf machen wollen. Grund für die Initiative: Zwar wird es mit dem Betreiberwechsel ab 2019 erfreuliche Neuerungen wie den Stundentakt bei Regionalexpress-Zügen geben; zwischen Osterburken und Lauda aber ändert sich wenig. Das Regionalbahn-Angebot bleibt spärlich, mehrere Stationen werden nach wie vor nicht bedient.

Weil der nach der Neuvergabe der sogenannten "Stuttgarter Netze" mit einigen Vorschusslorbeeren bedachte Betreiberwechsel auf der "Frankenbahn" zwischen Stuttgart und Würzburg, wo ab 2019 zwei private Unternehmen anstelle der Deutschen Bahn den Personenverkehr übernehmen, Verbesserungen nur in Teilbereichen bringt, hat der Bürgermeister von Ahorn, Elmar Haas, im vergangenen Jahr den Schulterschluss der Anliegergemeinden und Kreise initiiert. Bei einem Treffen im November in Rosenberg wurde daraufhin beschlossen, ein gemeinsames Positions- und Forderungspapier in Sachen "Frankenbahn" zu erstellen, das nun am Montag in einem Pressegespräch im Rosenberger Rathaus vorgestellt wurde.

Wie zuvor Hausherr Gerhard Baar, unterstrich auch der Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, Dr. Achim Brötel, im Beisein der Bürgermeister Galm (Osterburken), Gramlich (Adelsheim) und Ludwig (Seckach) sowie Haas (Ahorn) und weiterer Vertreter aus dem Main-Tauber-Kreis, dass vor allem auf dem Streckenabschnitt zwischen Osterburken und Lauda dringender Handlungsbedarf bestehe.

Wo die Kreise selbst zuständig seien wie etwa im Öffentlichen Personennahverkehr auf der Straße, dort werde erfolgreiche Arbeit geleistet, stellte Brötel fest. Seitens des Landes gebe es dagegen im Schienennahverkehr erhebliche Defizite. Dies gelte insbesondere für die "Frankenbahn" und speziell für das "sträflich vernachlässigte" Streckenstück zwischen Osterburken und Lauda. Nachdem man, wie Brötel selbstkritisch anmerkte, in der Vergangenheit zu wenig Druck gemacht und es oft nur punktuelle Vorstöße ohne die nötige Durchschlagskraft gegeben habe, wolle man jetzt bei der Forderung nach Angebotsverbesserungen mit einer Stimme sprechen.

"Nur das, was vom Land als dem für die Bahnstrecke zuständigen Aufgabenträger bei Bahnunternehmen bestellt wird, das fährt auch", machte Brötel zum Fahrplanangebot deutlich. Diesbezüglich bestehe für die "Frankenbahn" in den Kreisen Neckar-Odenwald und Main-Tauber großer Nachholbedarf, wie sich beim Blick auf die selbstgesetzten Bahn-Standards des Landes einerseits und die "ernüchternde Realität" vor Ort andererseits zeige. Es dürfe nicht sein, dass die vom Land in Sachen Bahn bisher vernachlässigten Regionen langsam, aber sicher aufs Abstellgleis geschoben werden.

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Die Aussagen Brötel bekräftigte der Fachbereichsleiter ÖPNV am Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis, Martin Brümmer, bei der Vorstellung des federführend vom ihm erstellten Positions- und Forderungspapers der Kreise und Kommunen. Wie er feststellte, gebe es infolge des Betreiberwechsels auf der wegen der Fahrpläne, Verspätungen, Zugausfälle und des veralteten rollenden Materials seit langen massiv in der Kritik stehenden "Frankenbahn", die einstmals große Bedeutung im Fernverkehr hatte, ab 2019 zwar durchaus erfreuliche Neuerungen. Nachdem es bei den durchgehenden Regionalexpress- bzw. Interregio-Zügen aktuell Taktlücken von zwei Stunden gebe, werden man künftig den Ein-Stunden-Takt in jede Richtung mit Halt nur in Osterburken und Lauda und ebenfalls stündlich Regionalbahnen zwischen Stuttgart und Osterburken und zwischen Lauda und Würzburg haben

Der 35 Kilometer lange Abschnitt zwischen Osterburken und Lauda sei aber in die Fahrplanentwicklung nicht eingebunden worden. Hier finde nach wie vor kein regelmäßiger bzw. wünschenswerter Regionalbahnverkehr statt. Das Land werde damit seinem selbst definierten Anspruch bei weitem nicht gerecht.

Wie Dezernent Jochen Müssig vom Landratsamt Main-Tauber unterstrich auch Seckachs Bürgermeister Thomas Ludwig in diesem Zusammenhang, dass deutlich mehr Menschen auf die Schiene gebracht werden könnten, wenn das Land den Abschnitt Osterburken - Lauda nicht isoliert betrachten, sondern seine Bedeutung für die Gesamtstrecke Stuttgart - Würzburg bzw. als Zubringer zu den Zentren sehen würde.

Der RB-Betrieb müsse deutlich verbessert werden; die nach dem Ausschreibungsfahrplan ab 2019 vorgesehene Bedienung der Zwischenstationen mit vier Regionalbahnen plus einem IRE in Richtung Lauda bzw. drei Regionalbahnen plus zwei IRE in Richtung Osterburken sei zu wenig und nicht akzeptabel.

Das am Montag vorgestellte Papier macht nicht nur Unzulänglichkeiten im Fahrplanangebot und die "unbefriedigende Qualität im Betrieb" - hohe Verspätungs- und Zugausfallquote - deutlich, sondern verweist auch auf dringenden Handlungsbedarf in der Infrastruktur, vor allem auf den Bahnhöfen, wo den Berechnungen der Initiative zufolge vor allem für die Erneuerung von Bahnsteigen Investitionen von insgesamt 17,3 Millionen erforderlich sind. Nicht eingerechnet sind hier die derzeit nicht bedienten Stationen wie Hirschlanden.

Neben der Bestellung eines regelmäßigen Regionalverkehrs zwischen Osterburken und Lauda mit durchgängigem Takt nach Würzburg und den infrastrukturellen Maßnahmen wird die Beseitigung des Engpasses bei Züttlingen gefordert, wo eine seit dem Krieg nur eingleisige Brücke für Störungen im Betriebsablauf mitverantwortlich ist. Vorgeschlagen wird, die Streckensperrung in der Zeit der Tunnelsanierung bei Wittighausen für erste Modernisierungsmaßnahmen entlang der Strecke zu nutzen. Und letztlich wird vom Land verlangt, die Einnahmen aus Vertragsstrafen, die die Deutsche Bahn gegenwärtig wegen diverser Mängel zahlen muss, in die "Frankenbahn" fließen zulassen.

Wie Landrat Brötel zum Abschluss deutlich machte, ist man durchaus zuversichtlich, Gehör beim Land bzw. Verkehrsminister zu finden.

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