Schon wieder die Bayern - jetzt ist es Wagner
Vor der Partie gegen Eintracht Frankfurt bestätigt Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann: Sandro Wagner will wechseln

Von Nikolas Beck
Hoffenheim. Einmal mehr musste sich Julian Nagelsmann im Vorfeld eines Hoffenheimer Bundesligaspiels mit Bayern München beschäftigen. Freilich ging es diesmal nicht um seine Familie und die eigene Zukunft, die den Landsberger nach München ziehen könnte. Vielmehr bestätigte der TSG-Trainer, dass Nationalstürmer Sandro Wagner, noch so einer mit bayerischen Wurzeln, seinen Wechselwunsch beim Kraichgauklub hinterlegt hat. "Es ist richtig, dass die Bayern ihn wollen, wir wissen das schon länger und auch das Interesse des Spielers ist bekannt", sagte Nagelsmann noch bevor das mediale Frage-Antwort-Spiel begonnen hatte.

Ob Wagner, in neun Bundesligapartien bislang viermal erfolgreich, seine Tore tatsächlich schon ab der Rückrunde für das Team von Jupp Heynckes schießen wird, wollte Nagelsmann noch nicht verraten. Man halte es wie bei jedem Spieler, den man eventuell verpflichten oder abgeben wird: "Wir verkünden etwas, wenn es etwas zu verkünden gibt." Doch eines ließ sich deutlich heraushören: Schwere Steine wird der Dorfklub dem beliebten Angreifer nicht in den Weg legen. Die Gelegenheit, sich nach seinem Abschied im Sommer 2008 doch noch mal in München beweisen zu können, ist eine einmalige. Wagners Wunsch, seinen letztjährigen Kollegen Niklas Süle und Sebastian Rudy zum Rekordmeister zu folgen, nachvollziehbar.
Er habe grundsätzlich Interesse daran, eine Ahnung zu haben, was in den Köpfen seiner Schützlinge so vorgehe, sagte Nagelsmann. Daher machte er auch keinen Hehl daraus, dass es Konstellationen gibt, in denen er eher versuchen würde, einen Spieler für einen Verbleib zu begeistern. Bei Wagner hege er keinen Groll ob dessen Anfrage. Es sei schließlich sein Anspruch, auch Dinge zu verstehen, die über das Geschehen auf dem Rasen hinausgehen. "Die Gemütslage von Sandro ist bekannt: Er hat zwei Kinder, die in Unterhaching leben, er pendelt hin und her, Bayern ist sein Jugendverein und er ist nicht mehr ganz so jung", sagte der 30-Jährige über den bald 30-Jährigen. "Ich bin zwar genauso alt, aber noch jung. Denn ich bin Trainer", fügte der gut aufgelegte "Hoffe"-Coach keck hinzu.
Letztlich sei es eine Kombination aus dem Finden eines geeigneten Ersatzes - laut Sport Bild verhandelt man bereits mit dem ehemaligen Kölner Anthony Anthony Ujah - und dem Einnehmen einer angemessenen Ablösesumme, die über den Transfer entscheiden wird. Nagelsmann, der Lausbub: "Nur das Taxi nach München zu bezahlen, wird vermutlich nicht reichen."
Bei der TSG hat man Übung darin, Kaderstellen - zumindest temporär - neu zu besetzen. Schließlich plagte 1899 in den vergangenen Wochen großes Verletzungspech. Vor dem morgigen Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr/Sky) hat sich die Situation aber entspannt: Serge Gnabry und Robert Zulj sammelten in der U 23 am Wochenende bereits Spielpraxis, auch Adam Szalai, Bennjamin Hübner und sogar Pavel Kaderabek könnten von der Bank Alternativen sein. Auch Ermin Bicakcic trainiert wieder, für ihn käme ein Einsatz aber noch zu früh.
Dass auf dem Vereinsgelände inzwischen wieder mehr Betrieb herrscht, freut den Trainer nach der Länderspielpause, als "nur noch sieben oder acht Profis trainiert haben", ganz besonders. Die gute Laune sei auch seiner Lebensgefährtin nicht entgangen, plauderte der wortgewandte Nagelsmann aus dem Nähkästchen. Diese Freude am Beruf gilt es nun auf das spielende Personal zu übertragen. Denn gegen Eintracht Frankfurt, "eine positiv eklige Mannschaft, die immer viele Emotionen auf den Platz bringt", wie auch in allen anderen ausstehenden Hinrundenspielen komme es vor allem darauf an, den inneren Schweinehund zu überwinden. "Es ist kälter, neblig, der Platz ist tiefer und man muss noch mehr Kraft aufwenden", weiß Nagelsmann: "Das sind aber alles Dinge, die man im Kopf vorher klären kann."