Jung und Alt zog es zu den Körperwelten
280 Besucher kamen am ersten Tag der neuen Dauerausstellung - Positive Rückmeldungen - Schwangeren-Plastinat sorgt für Betretenheit

Erster Tag der Körperwelten-Schau im Alten Hallenbad: Die ersten Besucher schauen sich die plastinierten Leichen an. Die Rückmeldungen seien positiv, meint Ausstellungsleitern Birgit Rechlin. Bis zum Abend kamen 280 Besucher. Foto: Philipp Rothe
Von Anica Edinger
Was willst Du tun, bevor Du stirbst? Viele Besucher der Körperwelten-Ausstellung im Alten Hallenbad haben da eine ganz genaue Vorstellung. Jedenfalls sind die zwei Tafeln, die man mit Antworten zu eben jener Frage beschriften kann, schon am späten Vormittag des ersten Eröffnungstages fast komplett gefüllt. "Ein Buch rausbringen" ist da zu lesen, oder: "Einmal um die Erde reisen", "Eine Heißluftballonfahrt machen", "Fliegen", "Heiraten" - oder einfach: "Leben", wie einer der Besucher in Großbuchstaben und mit Ausrufezeichen auf einer der Tafeln notierte.
"Da haben sich die Schüler ausgetobt", vermutet Museumsleiterin Birgit Rechlin. Denn schon gestern, als die umstrittene Ausstellung mit dem Titel "Anatomie des Glücks" zum ersten Mal für die breite Öffentlichkeit geöffnet war, kamen vier Schulklassen der Mittelstufe - darunter auch Jugendliche der Heidelberger Carl-Bosch-Schule. Insgesamt kam man so auf eine Besucherzahl von 280 - "ein zufriedenstellendes Ergebnis für einen Donnerstag", wie die studierte Kunsthistorikerin und Denkmalpflegerin findet. Da es sich um eine Dauerausstellung handle, sei überhaupt noch Luft nach oben, wie Rechlin meinte. Und: Am bevorstehenden Wochenende rechne man mit noch höhren Besucherzahlen. Immerhin kämen zur Dauerausstellung in Amsterdam im Durchschnitt rund 1000 Besucher täglich.
In Heidelberg war der Andrang am gestrigen Donnerstagmittag natürlich nicht so groß wie in der niederländischen Metropole. Auf den beiden Ausstellungsebenen herrschte so eine entspannte Atmosphäre: Die Besucher - eine Mischung aus Jung und Alt - nahmen sich an den einzelnen Exponaten viel Zeit, sie lasen die Infotexte, maßen ihren Blutdruck an der entsprechenden Station oder betrachteten ihren Körper einmal ganz genau am "Anatomie-Spiegel". Interaktiv wird den Besuchern in der Körperwelten-Ausstellung einiges geboten, auch die Station zum Pulsmessen erfreute sich großer Beliebtheit. Wie ein roter Faden zieht sich dabei der namensgebende Titel durch die Ausstellung: Glück. Deutlich wird dabei vor allem eines: Wie glücklich man ist, hängt vor allem von einem selbst ab. Aber: Verschiedene Einflussfaktoren können das persönliche Glück begünstigen, etwa eine gesunde Ernährung.
Dokumentiert wurde das von den meisten Besuchern ganz genau. Denn viele waren gestern damit beschäftigt, alles mit ihren Smartphones festzuhalten. Von den spektakulärsten Plastinaten wurden fleißig Fotos geschossen. Für betretene Gesichter sorgte dabei vor allem ein Plastinat: Das einer im achten Monat schwangeren Frau mit ihrem Fötus. "Das ist schon heftig", war beim Betrachten von einer Besucherin zu hören. Auch Ausstellungsleiterin Rechlin berichtet: "Ein Besucher fragte mich auch, was mit der Frau passiert ist." Doch da sämtlichen Körper-Spendern Anonymität gewährt wird, weiß das auch Rechlin nicht. Sie sagt: "Die Leute, die aus der Ausstellung kommen, haben Redebedarf. Wir wollen sie dabei nicht alleine lassen." Daher werden alle Mitarbeiter gründlich geschult - "dass sie nicht nur Tickets verkaufen, sondern auch Fragen beantworten können". Die Rückmeldungen der Besucher seien gestern jedenfalls ausschließlich positiv gewesen. "Alle waren wahnsinnig interessiert und lobten die tolle Darstellung", erklärt Rechlin. Und die Kritiker? "Die waren vor 20 Jahren nicht in der Ausstellung und kommen auch heute nicht."



