Die Kirche wird zum Tanztempel (plus Fotogalerie)
Das "EinTanzHaus" in der evangelischen Trinitatiskirche eröffnet Ende September - Neue Kulturstätte soll G-Quadrate beleben

Lange Zeit blieb das denkmalgeschützte Gebäude von Architekt Helmut Striffler ungenutzt. Das soll sich nun ändern. Ende September zieht hier das EinTanzHaus ein, wie gestern die Presse erfuhr. Foto: vaf
Von Jan Millenet
Mehr als zehn Jahre lang fristete die Trinitatiskirche in der Mannheimer Innenstadt ein trostloses Dasein. Da die Gemeinde aus demografischen Gründen immer weiter schrumpfte, wurde das evangelische Gotteshaus kaum mehr genutzt. Das soll sich Ende September gewaltig ändern. Mit einem Konzept, das auf den ersten Blick überrascht: Die Kirche wird sprichwörtlich zum Tanztempel, zur Künstler- und Kulturschmiede sowie zur Trainingsstätte der freien Tanzszene - zum "EinTanzHaus".
Die evangelische Trinitatiskirche im Quadrat G 4, die sich ganz in der Nähe der Mannheimer Synagoge befindet, könnte zu einem Mekka für die freie Tanzszene der Region werden. Und darüber ist der Dekan der Evangelischen Kirche Mannheim, Ralph Hartmann, ziemlich froh. "Es ist ein bewegender Moment", sagte er deshalb auch auf der Pressekonferenz am Freitag.
2015 schrieb die Kirche einen Wettbewerb zur Zwischennutzung der sakralen Gemäuer aus, den die beiden Künstler Daria Holme und Eric Trottier gewannen. Sie suchten schon lange einen geeigneten Ort zum Tanzen. "Wir kamen in die Kirche und wussten sofort, das ist es", erzählten die beiden von einem ersten Besichtigungstermin. Vor allem die Größe passte sowie die "sakrale Energie", wie der kanadische Choreograf Trottier beschrieb. Das Konzept passte der Evangelischen Kirche sehr gut, die unter anderem daran interessiert sei, dass verantwortlich mit dem denkmalgeschützten Gebäude des Architekten Helmut Striffler umgegangen werde, wie Hartmann erläuterte: "Und die beiden wissen genau, wie man würdig mit dem Raum umgeht."
So entsteht mitten in der Kirche zwar eine 200 Quadratmeter große Tanzbühne mit Fußbodenheizung, doch dafür musste nichts abgerissen werden. Im Gegenteil. Die denkmalgeschützten Kirchenbänke werden zu 150 Zuschauerplätzen, auch die Sakristei und der Altarraum - nun Toilettenbereich und Umkleideräume - wurden sorgfältig umbaut, damit nichts zerstört wird. Auch die Orgel bleibt, wo sie ist. Sie kommt in Zukunft eventuell sogar für die ein oder andere Aufführung zum Einsatz.
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Auch Bürgermeister Michael Grötsch zeigte sich überzeugt von der neuen Nutzung des Gotteshauses, nicht nur weil die freie Tanzszene in Mannheim seit einigen Jahren deutlich wachse und Raum brauche. Für die Stadtentwicklung sei das Projekt auch wichtig. Für den nicht unbedingt attraktivsten Teil der Innenstadt dürfte das "EinTanzHaus" neue Energie, neues Leben bringen. "Und Mannheim wird in der Tanzszene landesweit davon profitieren", so Grötsch.
Die beiden Künstler sind sich sicher, dass das Konzept bei der Bevölkerung gut ankommt. "Wir erwecken eine der schönsten Spielstätten Deutschlands", schwärmte Daria Holme. Das konsequente Raumkonzept Strifflers verleihe dem "EinTanzHaus" eine einzigartige Atmosphäre, unter anderem durch die vielen bunten Glasfenster, die zu jeder Tageszeit eine andere Stimmung erzeugen.
Für mindestens fünf Jahre steht das Haus nun in Verantwortung der beiden Künstler. Das Gebäude hatte die Evangelische Kirche zuvor saniert, Bühne und Technik stammen vom Verein "EinTanz-Haus". Neben 50.000 Euro vom Land bekommen die Initiatoren von der Stadt einmalig 150.000 Euro sowie fünf Jahre lang jährlich einen Zuschuss in Höhe von 100.000 Euro.
Nach einer rund elf-monatigen Umbauphase geht es nun bald los mit Aufführungen, Konzerten, Partys, Trainings, Yoga- und Breakdance-Kursen, Kinderprojekten und vielem mehr. Die Chancen, dass mal wieder jemand in die Kirche geht, stehen dabei ganz gut.
Info: Die Eröffnung findet am Samstag, 30. September, ab 20 Uhr mit einem "Open House" für alle statt. Der Eintritt ist frei. Mehr unter www.eintanzhaus.de.