Champions League Qualifikation

Liverpool war für Hoffenheim eine Nummer zu groß (plus Fotogalerie)

Nach der gestrigen 2:4-Niederlage an der Anfield Road geht es für die TSG 1899 Hoffenheim nun in der Europa League weiter

23.08.2017 UPDATE: 24.08.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden
Fotos: APF

Von Tobias Schächter

Liverpool. Wenn ein Fußballtrainer schon nach 24 Minuten ohne Verletzungssorgen einen vierten Stürmer für einen Abwehrspieler einwechselt, ist das kein gutes Zeichen. Als am Mittwochabend Julian Nagelsmann, der Trainer der TSG 1899 Hoffenheim, Mark Uth zu diesem Zeitpunkt für den überforderten Havard Nordtveit auf den Rasen der Anfield Road in Liverpool schickte, schien das ein Akt der Verzweiflung.

Hoffenheim lag schon nach 21 Minuten mit 0:3 gegen den FC Liverpool zurück, und addiert man das mit 1:2 verlorene Hinspiel dazu, sogar mit 1:5. Am Ende verlor die TSG dieses Playoff-Rückspiel mit 2:4 (1:3), der Traum von der Champions League-Gruppenphase ist ausgeträumt. Liverpool war zu stark. Als Trost und Belohnung für den vierten Platz in der Bundesligasaison bleibt die Teilnahme an der Europa League.

Hintergrund

So spielten sie

Von Benjamin Miltner

Sinsheim. Die TSG schwamm 20 Minuten, erst nach dem 0:3 und einer taktischen Umstellung hielt "Hoffe" dagegen.

Baumann: Als einziger Hoffenheimer zu Beginn hellwach, Sieger im Eins

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So spielten sie

Von Benjamin Miltner

Sinsheim. Die TSG schwamm 20 Minuten, erst nach dem 0:3 und einer taktischen Umstellung hielt "Hoffe" dagegen.

Baumann: Als einziger Hoffenheimer zu Beginn hellwach, Sieger im Eins gegen Eins gegen Mané (3., 58.), Firmino (36.) und mit den Fingerspitzen gegen Wijnaldum (54.). Stark! Bei den Gegentoren chancenlos. Wie im Hinspiel bester TSG-Spieler. Diesmal mit Abstand.

Nordtveit: Vor dem 0:3 wurde er ausgetanzt, auch sonst als rechtes Glied der anfänglichen Dreier-Abwehrkette heillos überfordert. Sah auch Nagelsmann so - und erlöste ihn nach 24 Minuten früh.

Vogt: In der Bundesliga Abwehrturm, heute Unglücksrabe. Fälschte Cans Schuss unhaltbar zum 0:1 ab. Lebte seinen Frust mit einen Bodycheck gegen den Ex-Hoffenheimer Firmino aus und sah dafür Gelb (51.). Beim 1:4 zu zaghaft.

Hübner: Hatte Glück, dass er auf der linken Seite spielte. Rechts brannte es lichterloh.

Kaderabek: Der Tscheche konnte einem Leid tun. Hatte dem Tempo von Mané und den Dribblings von Firmino wenig entgegenzusetzen.

Zuber: In der ersten Halbzeit spielte sich das Geschehen nicht auf seiner Seite ab. Nach der Pause mehr gefordert. Solide.

Demirbay: Den großen Worten vor dem Spiel ("Wir spielen definitiv den besseren Fußball") folgten definitiv zu viele harmlose Eckbälle und Fehlpässe, darunter das schlampige Abspiel vor dem 1:4.

Geiger: Samstag Bundesligadebüt, gestern Startelf im Anfield. Der 19-Jährige machte seine Sache nicht so schlecht.

Kramaric: Diesmal nicht so im Mittelpunkt wie im Hinspiel. Mit Zuckerpass auf Gnabry (25.) und Maßflanke vor Wagners 2:4 (79.).

Gnabry: Fiel nicht nur wegen seiner erblondeten Haare auf. Abschlussfreudiger Aktivposten über links. Zielte dreimal aufs Tor, schoss dreimal daneben, vergab in der 25. Minute kläglich.

Wagner: Gab die Vorarbeit zu Uths Treffer (29.). Blieb lange ohne eigene Torchance, nutzte gleich die erste per Kopfball zum 2:4 (78.).

Uth: Wieder Joker, wieder Torschütze. In der 24. Minute eingewechselt, in der 28. Minute mit dem Treffer. Das ging schnell! Bissig, kampfstark. Wird seinen 26. Geburtstag heute wohl dennoch nicht so recht genießen können.

Szalai: Kam in der 56. Minute für Gnabry, konnte aber keine Akzente setzen.

Toljan: Erlöste den völlig indisponierten Kaderabek (64.).

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Für Hoffenheim war in vielen Situationen alles eine Nummer zu groß: Das Stadion, der Gegner, die Aufgabe. Dabei hatte Nagelsmann am Vorabend des großen Spiels erklärt: "Ehrfurcht haben wir nicht, Vorfreude ist das richtige Wort. Wir müssen uns hier nicht verstecken." Das war die Ankündigung, aber auf dem Rasen wirkten seine Spieler beeindruckt von der Atmosphäre und dem entschlossenen Gegner.

Mutig war Nagelsmann, der Nadiem Amiri nicht mit nach Nordengland genommen hatte, aber Dennis Geiger im zentralen Mittelfeld das Vertrauen von Beginn an schenkte. An dem erst 19 Jahre jungen Geiger lag es nicht, dass die TSG in der Anfangsphase von der Mannschaft des deutschen Trainers Jürgen Klopp nach Belieben ausgespielt wurde. Die TSG wirkte tatsächlich wie ein staunendes Jugendteam, das sich in der Gewichtsklasse verirrt hat. Die Liverpooler spielten ihre Klasse in der Offensive gnadenlos aus; die hatte ja bereits vor dem Anpfiff wie eine Drohung bei der angestrebten Aufholjagd gewirkt.

Schon im Hinspiel hatte die rechte Verteidigungsseite der Hoffenheimer den blitzschnellen Linksaußen Sadio Mane nicht in den Griff bekommen; vor acht Tagen verteidigten Ermin Bicakcic rechts in der Dreierkette und Pavel Kaderabek ganz rechts. Gestern spielte Nordtveit für Bicakcic, aber nur 24 Minuten. Dann wurde der Norweger von Nagelsmann erlöst. Immer wieder fanden die energischen "Reds" den Raum auf ihrer linken Angriffsseite, wo der spielfreudige Mane und der überragende ehemalige Hoffenheimer Roberto Firmino die Tore des deutsche Nationalspielers Emre Can zum 1:0 und 3:0 (11., 21.) sowie das 2:0 von Mohamed Salah (18.) raffiniert, aber ohne große Gegenwehr des Gegners, vorbereiteten. Nagelsmann muss sich fragen lassen, warum er in beiden Spielen gegen den rasenden Mane in Bicakcic und Nordtveit Spieler in der rechten Dreierkette aufgeboten hatte, deren erste Stärke eher nicht das Sprintduell ist.

Nach 21 Minuten schien sich ein Debakel für die Europapokalnovizen anzudeuten, aber der TSG gelang durch den eingewechselten Mark Uth schnell das 1:3 (28.), was den Engländern ein wenig die Wucht nahm. Dennoch blieb TSG-Torwart Oliver Baumann bester Spieler seiner Elf und immer wieder gefordert. Doch der gute Baumann musste nach einem bitteren Fehler von Kerem Demirbay ein weiteres Mal den Ball aus dem Netz holen: Roberto Firmino krönte seine starke Leistung gegen seine ehemaligen Kollegen mit dem 4:1 (64.) und wurde von den Fans mit Sprechchören gefeiert. Immerhin gelang Sandro Wagner nach Flanke von Andrej Kramaric das 2:4 (79.). Außer Baumann erreichte kein Spieler der Hoffenheimer beim ersten Europapokal-Auswärtsspiel des Klubs Normalform.

So bleibt es also dabei: In Liverpool können deutsche Mannschaften nicht gewinnen Auch die TSG 1899 Hoffenheim musste an der Anfield Road ihre Grenzen erkennen. Die Hoffenheiner Fans ließen sich die gute Stimmung aber nicht vermiesen und sangen: "Europapokal, Europapokal." Am Freitag wird in Monaco die Europa League-Gruppenphase ausgelost.

FC Liverpool: Mignolet - Alexander-Arnold (65. Gomez), Joel Matip, Lovren, Moreno - Henderson - Can (70. Milner), Wijnaldum - Salah, Firmino, Mane (88. Klavan).

TSG 1899 Hoffenheim: Baumann - Nordtveit (24. Uth), Vogt, Hübner - Geiger, Demirbay - Kaderabek (64. Toljan), Zuber - Kramaric, Wagner, Gnabry (56. Szalai).

Schiedsrichter: Orsato (Italien); Tore: 1:0 Can (10.), 2:0 Salah (18.), 3:0 Can (21.), 3:1 Uth (28.), 4:1 Firmino (63.), 4:2 Wagner (79.); Zuschauer: 54.000.

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