Altersgerechtes Wohnen als Ziel

Berliner Unternehmen an Mosbacher Pfalzgrafenstift interessiert

Der Pfalzgrafenstift in der Altstadt soll könnte an das Berliner Unternehmen "Zusammen Zuhause" verkauft werden - Die RNZ fragte bei Geschäftsführer Dr. Roland Schmitt nach

27.07.2017 UPDATE: 28.07.2017 06:00 Uhr 47 Sekunden

Das Altenzentrum "Pfalzgrafenstift" kann auf dem Gelände der Johannes-Diakonie (an der rot markierten Stelle) neu gebaut werden. Der Mosbacher Gemeinderat beauftragte die Verwaltung, weitere Schritte für die Errichtung in die Wege zu leiten. Foto: Johannes-Diakonie

Mosbach. (ar) Die Immobilie Pfalzgrafenstift in der Altstadt soll verkauft werden. Hierzu beschloss der Gemeinderat am Mittwoch die Ausschreibung des Gebäudeensembles. Das Berliner Unternehmen "Zusammen Zuhause" hat sein Interesse an einem Erwerb bekundet, führte OB Michael Jann in der Sitzung aus. Die RNZ fragte bei Geschäftsführer Dr. Roland Schmitt nach.

In welchen Bereichen ist das Unter- nehmen tätig?

Die Zusammen Hause GmbH ist als Generalmieter und Vermieter von Wohnhäusern für Senioren tätig. Bundesweit vermieten wir an über 1500 Senioren betreute Wohnungen. In diesen Häusern befindet sich in aller Regel auch eine Tagespflegeeinrichtung, die von der advita Pflegedienst GmbH betrieben wird.

Welche Ziele verfolgten Sie mit dem Gebäude?

Wir würden sehr gerne in der Stadtmitte von Mosbach ein altersgerechtes Wohnen auf modernem Niveau anbieten. Dazu gehören auch die Serviceleistungen zur Betreuung und Versorgung der Bewohner. Sie sollen inmitten ihrer angestammten Stadt leben und die umliegende Infrastruktur nutzen können.

Wie hoch wäre die Summe, die Sie in Mosbach investieren würden?

Die mögliche Investitionssumme ist aktuell noch unklar. Gegenwärtig sind von uns beauftragte Architekten gutachterlich tätig. Erfahrungsgemäß sind jedoch auch in der Sanierung und dem Umbau zu altersgerechtem Wohnen erhebliche Investitionen nötig. Insgesamt dürfte die Investition einen hohen einstelligen Millionenbetrag umfassen.

Hintergrund

Von Alexander Rechner

Mosbach. Grünes Licht gab der Mosbacher Gemeinderat am Mittwochabend für einen Ersatzneubau für das Altenzentrum "Pfalzgrafenstift" auf dem Gelände der Johannes-Diakonie. Damit sind die Tage der Einrichtung am angestammten Ort in der Altstadt

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Von Alexander Rechner

Mosbach. Grünes Licht gab der Mosbacher Gemeinderat am Mittwochabend für einen Ersatzneubau für das Altenzentrum "Pfalzgrafenstift" auf dem Gelände der Johannes-Diakonie. Damit sind die Tage der Einrichtung am angestammten Ort in der Altstadt gezählt. Nach einem regen Meinungsaustausch und einer kurzen Sitzungsunterbrechung, in der die Fraktionen intern nochmals beraten konnten, folgte das klare Votum im Sinne der Verwaltung: Mit 26:3 Stimmen erteilten die Stadträte das Mandat, weitere Schritte für einen Neubau gemeinsam mit der Johannes-Diakonie auf deren Areal in die Wege zu leiten. Drei Stadträte enthielten sich. Dieses "gewichtige Thema", wie es Oberbürgermeister Michael Jann beschrieb, bewegt die Mosbacher, was die große Zahl an Zuhörern dokumentierte.

Der Grundsatzbeschluss des Gemeinderats sieht auch die Vermarktung des jetzigen Pfalzgrafenstifts und der stiftungseigenen Wohnungen im Gartenweg vor. Mit diesen Verkaufserlösen soll der Neubau finanziert werden. Künftig muss die Immobilie "Pfalzgrafenstift" für die Altenhilfe bzw. seniorengerechtes und betreutes Wohnen genutzt werden. Einen Interessenten gibt es dem OB zufolge bereits: die Firma "Zusammen Zuhause" aus Berlin, die sich auf selbstbestimmtes Seniorenwohnen spezialisiert hat. Bei der kommenden Ausschreibung des Gebäudeensembles könnten sich jedoch weitere Interessenten melden und ihr Angebot abgeben, ergänzte Jann ausdrücklich.

Die Verwaltung wurde zudem damit betraut, dem Gemeinderat eine geeignete Rechtsform für die Zusammenarbeit zwischen der Stiftung Hospitalfonds und der Johannes-Diakonie zur Beschlussfassung zu unterbreiten. Der Rathauchef machte jedoch keinen Hehl daraus, dass das Lösen der weiteren Herausforderungen aus seiner Sicht eine "Mammutaufgabe" darstelle. Schon das bisherige Unterfangen, die vielen Rahmenbedingungen unter einen Hut zu bringen, verglich der OB mit der "Quadratur des Kreises" und bezeichnete die gefundene Lösung als Glücksfall.

Der Rathauschef sprach damit die Landesheimbauverordnung an. Diese seit 2009 gültige und 2011 veröffentlichte Verordnung des Ministeriums für Arbeit und Soziales "zur baulichen Gestaltung von Heimen und zur Verbesserung der Wohnqualität in den Heimen Baden-Württembergs" ist für ältere Einrichtungen bis 2019 umzusetzen und würde für das Pfalzgrafenstift erhebliche bauliche Veränderungen bedeuten. Simone Bansbach-Edelmann, Leiterin des Immobilienmanagements der Stadt, bezifferte die Umbaukosten auf 11,6 Mio. Euro - eine Summe, die für die Stiftung Hospitalfonds bei einem Schuldenstand von rund 1,4 Mio. Euro und Rücklagen von rund 356.000 Euro nicht zu finanzieren wäre.

Das Pfalzgrafenstift, das vom Verein "Diakonische Altenhilfe" unter dem Dach der evangelischen Kirche betrieben wird, hat derzeit 93 Pflegeplätze, davon 22 in Doppelzimmern. Jedoch sieht die neue Verordnung die Unterbringung in Doppelzimmern nur noch in Ausnahmen vor. Und auch Wohngruppen mit acht bis 15 Bewohnern und ein gemeinschaftlicher Bereich müssten geschaffen werden. Mit großem Aufwand müssten darüber hinaus Standards für sanitäre Einrichtungen und Barrierefreiheit erfüllt werden.

Das Für und Wider habe man in der CDU-Fraktion intensiv erörtert, sagte Josef Bittler und betonte, dass man keine Alternative zum Neubau sehe. Für die Stadt und die Johannes-Diakonie sei dies eine "Win-Win-Situation".

Dagegen erschloss sich Elisabeth Laade (AL) nicht, weshalb man einen Neubau errichten möchte. Die Stadträtin sprach sich gegen den Verkauf der Immobilie in der Altstadt aus.

Für die Freien Wähler erinnerte Dr. Gunther Leibfried an den Antrag seiner Fraktion, eine Klausursitzung zu diesem Thema mit ausführlichen Informationen abzuhalten. Sein Kollege Joachim Barzen fühlte sich als Gemeinderat zu wenig unterrichtet. In seiner Antwort widersprach OB Jann dem: Man habe in nicht öffentlicher Sitzung und nun bei diesem Tagesordnungspunkt über dieses Thema beraten. Er sicherte zu, dass er den Gemeinderat bei der Ausschreibung der Immobilie transparent über die eingegangenen Angebote unterrichten werde.

Die SPD-Fraktion habe sich intensiv über unterschiedliche Standorte für das Seniorenstift Gedanken gemacht. "Jedoch sind wir zu keinem anderen gekommen", sagte Georg Nelius.

Jann favorisierte den nun beschlossenen Ort. Das Grundstück verfüge über eine Anschlussmöglichkeit an Versorgungseinrichtungen. Und die Argumente überzeugten die Stadträte, was das Ergebnis am Ende zeigte.

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