Die Burg Steinsberg bei Sinsheim verschlingt riesige Summen

Die Burg Steinsberg ist der Stadt lieb und teuer - Sanierungsmaßnahmen werden rund vier Millionen Euro kosten

16.02.2017 UPDATE: 16.02.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 25 Sekunden

Die Burg Steinsberg ist das - sanierungsbedürftige - Wahrzeichen von Sinsheim. Foto: Kegel

Von Tim Kegel

Sinsheim. 333 Meter über Normal Null und im Stadtteil Weiler liegt der Ort, wo der Sinsheimer Tourismus wirklich sanft ist: Verwaltungsmitarbeiter führen hier als Burgfräulein verkleidet durch die Jahrhunderte, es gibt Weitblick ins Land, Kulturveranstaltungen, Mittelalterfeste und ein neues Restaurant.

Hintergrund

Sinsheim. (tk) Nachdem der Zugang zum Turm der Burg Steinsberg Anfang dieser Woche für den Besucherverkehr gesperrt wurde, hat der Gemeinderatsausschuss für Technik und Umwelt am Dienstag über die Vergabe bald anstehender Instandsetzungsarbeiten beraten. Es geht erneut um

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Sinsheim. (tk) Nachdem der Zugang zum Turm der Burg Steinsberg Anfang dieser Woche für den Besucherverkehr gesperrt wurde, hat der Gemeinderatsausschuss für Technik und Umwelt am Dienstag über die Vergabe bald anstehender Instandsetzungsarbeiten beraten. Es geht erneut um stattliche Summen zur Sanierung des Bergfrieds, darunter 209.000 Euro für Naturwerksteinarbeiten, sowie 326.200 Euro für Steinkonservierung. Ein Steinmetz- und Natursteinbetrieb aus Winnweiler und eine Crailsheimer Fachfirma für Steinsanierung und Denkmalpflege erhalten die Aufträge.

Die Angebote liegen teils deutlich günstiger als zuvor im Rathaus berechnet, jedoch erhielt nicht - wie bei Ausschreibungsverfahren ansonsten üblich - der günstigste Bieter den Zuschlag. Grund: Man hatte Sorgen, dass sich der "ansonsten renommierte Fachbetrieb" mit der Sanierung der Burgruine mehr schadet als nutzt: Für rund 200.000 Euro hätte jener Bieter zwar wohl die gesamten Arbeiten ausgeführt, wäre aber dann auch mit der gesamten Belegschaft für einen Zweijahreszeitraum ausgelastet gewesen. Skepsis stellte sich im Gremium deshalb ein.

Durchweg, so schilderte Oberbürgermeister Jörg Albrecht, hätten sich Betriebe aus ganz Süddeutschland um die auch fürs Portfolio interessante Burg-Baustelle regelrecht gerissen: Insgesamt reichten 23 Firmen Angebote ein.

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Doch die Burg Steinsberg - eine Stauferfestung mit markantem Burgturm, öfter mit dem Castel del Monte verglichen - bröckelt. 1972 von der Familie derer von Venningen an die Stadt Sinsheim für einen eher symbolischen, nicht weiter bekannten Betrag verkauft, verschlingt die Burg inzwischen Millionensummen.

Die nächsten rund 540.000 Euro der seit Jahren laufenden Sanierung hat der Gemeinderatsausschuss für Technik und Umwelt am Dienstag beschlossen: Naturwerksteinarbeiten und Steinkonservierungen, um die sich Firmen regelrecht gerissen hatten: 23 Angebote gingen im Rathaus ein - der Steinsberg macht sich als Referenz offenbar nicht schlecht. Tags zuvor wurde der 30 Meter hohe Burgturm fürs Publikum gesperrt, der Restaurantbetrieb läuft weiter. Bereits im vergangenen Jahr wurde der bröckelnde Bergfried mit Fotodrohnen untersucht, "Stein für Stein", sagte Baudezernent Tobias Schutz damals - das kostet.

Kletterer werden jetzt am Turm tätig werden, Restaurierungsfachleute für Mittelalterliches sanieren die historischen Mauern, von denen immer öfter Teile herausgebrochen, in den Burghof gefallen und zur Gefahr geworden waren. Man schätzt, dass die Arbeiten sich bis weit ins Jahr 2018, wenn nicht länger ziehen werden. 2020 ist Sinsheim Austragungsort der Landesheimattage.

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Der "Kompass des Kraichgaus" mit seinen bis zu vier Meter dicken Mauern, der sich auch im Logo der Stadt Sinsheim wiederfindet, ist ein Lieblingskind von Stadt und Gemeinderat. Nie waren die Instandsetzungsmaßnahmen - die sich bis Bauende auf rund vier Millionen Euro binnen sieben Jahren addieren - umstritten oder Teil größerer Debatten. Zuletzt wurden große Teile der inneren Festungsmauer gesichert, Wasser und Frost hatten Verfüllungen platzen lassen und zu Setzungen geführt.

Im Zuge der Arbeiten wurden Teile der Mauer fürs Publikum begehbar gemacht. Auch das Pallas, beliebte Veranstaltungsstätte im Winter, wurde hergerichtet - zuvor drang Wasser ein, jetzt nicht mehr.

Eine Dachkonstruktion entstand auf der Südwestseite, die auch bei Veranstaltungen hilft. Den Steinsberg herausputzen - einige örtliche Gemeinderäte verstehen dies durchaus wörtlich. Die teils von Wäldchen umgebene Festung throne zwar über der Stadt - allerdings durch das Busch- und Baumwerk immer weniger vom Tal aus sichtbar. Vereinzelte Rodungen sollen stattfinden.

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