Das Landgut Lingental ist verkauft

Die Zukunft des Areals steht nach den Wasserschäden in den Sternen - Ergänzende Wohnbebauung oder Abriss und Pflegeheim?

14.09.2016 UPDATE: 15.09.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Diesen Anblick sollen künftig auch Bewohner des Landguts Lingental genießen können - zumindest wenn es nach den Plänen des neuen Eigentümers geht. Fotos: Alex

Von Christoph Moll

Leimen-Lingental. Genau drei Jahre ist es her, dass die Massen das Landgut Lingental erstmals gestürmt haben. "Wir hatten zeitweise über 1000 Gäste", erinnert sich Michael Hofbauer an die ersten Wochen und Monate nach der Eröffnung seines Hofguts. Inzwischen ist es ruhig geworden. Nun sind die beiden Restaurants, das Café und die Sushi-Bar geschlossen, ebenso seit dem 1. September der Blumen- und der Weinladen. Statt Besuchern haben sich zuletzt Sachverständige die Klinke in die Hand gegeben. Der Betrieb auf dem Areal oberhalb von Leimen ist nach den Überschwemmungen im Frühjahr und den dabei entstandenen Wasserschäden fast komplett zum Erliegen gekommen. Doch im Hintergrund tut sich einiges, wie Michael Hofbauer vor Ort im Gespräch mit der RNZ verriet.

Denn der Kunsthistoriker aus Heidelberg hat das zuvor im Hofbauer’schen Familienbesitz befindliche Landgut kürzlich verkauft. An eine "GmbH & Co. KG". Federführend ist hier ein Investor, der nicht aus der Gegend komme. Hofbauer ist somit nicht mehr Eigentümer, jedoch an der neuen Gesellschaft beteiligt. Fest steht damit: Das Landgut in seiner bisherigen Form wird es nicht mehr geben.

Nachdem klar war, dass eine Sanierung des betroffenen Wirtschaftsgebäudes mit der Küche und der Lüftungsanlage drei bis sechs Monate dauern würde, hatte die Pächterin des Blumenladens und wenig später auch der Pächter der Vinothek um eine vorzeitige Auflösung ihrer Verträge gebeten. "Sie sind auf Veranstaltungen auf dem Landgut angewiesen", erklärt Hofbauer. Solche fanden in den letzten Monaten ohnehin weniger und nur mit großem Mehraufwand statt. Eine monatelange Schließung hätten diese Betriebe nicht verkraftet. Und an einen regulären Betrieb der Gastronomiebetriebe - das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete "oben" und der "Küchenmichel" - mit derzeit noch zehn Angestellten war wegen der Wasserschäden nicht zu denken.

"Mir blutet das Herz, aber für mich ist die Sache durch", sagt Hofbauer. Einerseits. Andererseits macht er sich derzeit viele Gedanken darüber, wie es auf dem über ein Hektar großen Areal weitergehen soll. Auf diesem hatte er vor drei Jahren aus brachliegenden landwirtschaftlichen Gebäuden ein schmuckes Ensemble gemacht. "Theoretisch könnte man alles sofort abreißen, es gibt keinen Denkmalschutz", sagt Hofbauer. "Das müsste ich nicht einmal genehmigen lassen, sondern nur anzeigen." Dies wolle zwar niemand, es sei aber eine Option. Denn der bestehende Bebauungsplan, so Hofbauer, ermögliche eine komplett neue Bebauung. "Das Areal mit dem See wäre zum Beispiel für ein Pflegeheim interessant." Erste vage Gespräche soll es hier schon gegeben haben.

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Vielmehr hofft auch der neue Eigentümer darauf, dass er mit der Stadt Leimen einig wird. Und zwar an zwei Fronten: Zum einen sieht er die Stadt in der Pflicht, für den Millionenschaden durch die Überschwemmungen aufzukommen. Denn nach Hofbauers Ansicht ist daran ein viel zu gering dimensionierter Abwasserkanal schuld. Hier will er die Stadt auf Schadenersatz verklagen und ein sogenanntes Beweissicherungsverfahren in die Wege leiten. Was Zeit kostet. Viel Zeit.

Zum anderen könnte der neue Eigentümer währenddessen ein anderes Vorhaben umsetzen: und zwar eine Wohnbebauung im Bereich des Parkplatzes Richtung Gaiberg. Hier sollen für vier bis sechs Millionen Euro neun zweistöckige "Beachhäuser" mit 18 Wohneinheiten und jeweils 140 bis 180 Quadratmetern Fläche samt Tiefgarage entstehen. Ein Steg am See soll zum Baden einladen. In die bisherigen Gebäude könnten dann Firmen einziehen und nach einer Sanierung wieder Gastronomie im kleineren Stil angesiedelt werden. Der Bauausschuss hat sich laut Hofbauer jedoch schon dagegen ausgesprochen.

"Die Stadt Leimen muss sich jetzt entscheiden", sagt Michael Hofbauer. "Entweder ein Pflegeheim mit 6000 Quadratmetern Fläche oder ein Erhalt des jetzigen schönen Landguts mit Gastronomie und einer Erweiterung mit Wohnbebauung."

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