Ein Jahr nach der Jagst-Katastrophe: Noch viele kranke Fische
Zustand verbessert, ist aber noch lange nicht ideal - Fischbestand hat sich noch nicht vollständig erholt

Auch für Menschen war die Giftfahne in der Jagst gefährlich - es gab ein generelles Badeverbot. Foto: Endres
(rnz) Nach einem Großbrand einer Mühle in Kirchberg im Landkreis Schwäbisch Hall in der Nacht auf den 23. August 2015 hatte mit Düngemittel verunreinigtes Löschwasser ein massives Fischsterben in der Jagst ausgelöst. "Ein Jahr später zeigt sich, dass sich der Zustand des Patienten Jagst zwar stabilisiert hat, er aber leider noch lange nicht über dem Berg ist", erklärte Umweltminister Franz Untersteller. Die Landesregierung werde daher auch weiterhin große Anstrengungen unternehmen, um das wertvolle Ökosystem der Jagst wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Zum aktuellen Zustand der Jagst sagte der Umweltminister weiter: "Leider haben die im Mai 2016 vorgenommenen Untersuchungen der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) und der Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg ergeben, dass sich der Zustand der Fische in der Jagst seit dem Herbst 2015 nicht verbessert hat." So seien im Bereich Kirchberg auf einer Strecke von zehn Kilometern weiterhin kaum Fische anzutreffen und nach wie vor seien auch weit unterhalb der abgebrannten Mühle Fische mit geschädigten Kiemen aufzufinden.
Weitere Untersuchungen darüber, wie sich die Gewässerbiologie entwickelt, nehmen die Behörden derzeit während der Vegetationsphase vor. Die hierbei gewonnenen Proben müssen ausgewertet und die Ergebnisse zusammengeführt werden. "Ich gehe davon aus, dass wir bis Ende des Jahres das ganze Ausmaß der ökologischen Auswirkungen des Großbrandes sicher beurteilen und den Abschlussbericht hierzu vorlegen können", erklärte Minister Untersteller.
"Unabhängig von dieser abschließenden Bewertung hat das Land bereits im Herbst 2015 ein Sofortprogramm zur Verbesserung der Gewässerstruktur und im Frühjahr 2016 das Aktionsprogramm Jagst ins Leben gerufen. Unser Ziel ist es, den Lebensraum Jagst für viele empfindliche und geschützte Arten möglichst zeitnah zu verbessern", betonte Franz Untersteller.
Regierungspräsident Wolfgang Reimer (Grüne) verwies darauf, dass der Landesbetrieb Gewässer in Abstimmung und mit Beteiligung aller Interessenträger vor Ort zwischen Langenburg und Kirchberg bis heute bereits 15 Maßnahmen umgesetzt habe, die die Struktur der Jagst als Lebensraum für Fische und andere Wassertiere verbesserten: "Dabei handelt es sich zum Beispiel um die Entschlammung und Wiederherstellung von Altarmen, den Einbau von Störsteinen, Totholz und Kiesinseln. In Langenburg hat der Landesbetrieb einen Seitenarm wiederbelebt und Laichplätze für Fische geschaffen.
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Weitere 39 Renaturierungsmaßnahmen wollen wir nach dem Ende der naturschutzrechtlichen Schonzeiten ab Herbst 2016 in Angriff nehmen." Grundstücke mit circa zwei Kilometer Uferlänge habe der im Regierungspräsidium angesiedelte Landesbetrieb bereits erworben. Darüber hinaus wolle er entlang der Jagst noch weitere Grundstücke erwerben für Renaturierungen, damit der Fluss ausreichende Möglichkeiten bekomme, sich eigendynamisch zu entwickeln. In den Landkreisen Hohenlohe und Heilbronn kümmere sich der Landesbetrieb verstärkt um die Pflege von 29 Jagstbiotopen, die in den letzten 25 Jahren kontinuierlich erstellt worden sind.
"Wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, können wir den Fluss mit dem Aktionsprogramm Jagst in einigen Jahren sogar in einen besseren Zustand als zuvor bringen", zeigte sich Wolfgang Reimer optimistisch.
Umwelt- und Naturschutzminister Franz Untersteller betonte darüber hinaus, wie wichtig es nun sei, die Jagst für Fische und andere Gewässerlebewesen wieder durchgängig zu gestalten: "Mit gutem Grund steht die Jagst in großen Teilen unter europäischem und nationalem Naturschutz. Um die vorherige Artenvielfalt wiederherzustellen, müssen die vielen Wanderungshindernisse in der Jagst möglichst beseitigt und so wieder verschiedene Lebensräume innerhalb des Gewässersystems miteinander vernetzt werden." Das Land gehe hier mit gutem Beispiel voran, er erhoffe sich, dass auch private Eigentümer von Wehren und anderen Querbauwerken ihren Beitrag hierzu leisten werden.
Weitere Informationen zum Aktionsprogramm Jagst stehen auf den Internetseiten des Umweltministeriums unter www.um.baden-wuerttemberg.de und des Regierungspräsidiums Stuttgart unter https://rp.baden-wuerttemberg.de/rps/