Institut der Geowissenschaften Heidelberg

Vom Sandkorn bis zum Vulkan

Die neue Dauerausstellung des Heidelberger Instituts der Geowissenschaften zum Jubiläum

14.11.2018 UPDATE: 15.11.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden

Menschliche Schädel (bzw. Nachbildungen) zeigen die Entwicklung der Spezies. Foto: Peter Dorn

Von Marion Gottlob

Heidelberg. Mit 200 Jahren ist das Institut für Geowissenschaften ziemlich jung. Doch die "Erdwissenschaften" der Universität Heidelberg beschäftigen sich mit dem System "Erde" in einem Zeitrahmen von rund 4,5 Milliarden Jahren: Wie ist die Erde mit ihren Mineralien und Bodenschätzen entstanden? Welche Geschichten erzählen Funde von Gesteinen, Fossilien und Knochen? Können wir dabei Erkennt-nisse für die Zukunft gewinnen?

Das Institut verfügt über einen ungeheuren Schatz: Schon 1784 wurden Sammlungen angelegt. 1833 konnten 1780 Stücke gezählt werden. Heute findet man im Keller des Gebäudes im Neuenheimer Feld mehr als 500.000 geowissenschaftliche Objekte. Mitarbeiter haben sich auf Schatzsuche begeben, aus diesem Fundus mehrere Hundert Gegenstände ausgewählt und eine neue Ausstellung gestaltet. Prof. Axel Schmitt, stellvertretender Geschäftsführender Direktor des Instituts, sagt: "Wir wollen in Zukunft der Öffentlichkeit noch mehr zeigen."

Die Schau startet im Hadaikum und zeigt Stücke aus 4,6 Milliarden Jahren, etwa einen Eisenmeteoriten aus Mexiko. Der Schwerpunkt liegt jedoch bei Exponaten aus Deutschland, Heidelberg und der Umgebung. Die ersten Objekte aus unserer Region sind "nur" 252 Millionen Jahre alt: Es ist ein Perlboot (auch Nautilus genannt) aus Nußloch - und es scheint, als wäre die Natur zur Künstlerin von Schneckenformen geworden. Aus dieser Zeit kann man auch kleine Saurier und Riesenlurche entdecken - ihre versteinerten Fußspuren stammen aus dem Odenwald.

Unter dem Motto "Vom Winde verweht" ist ein Thema dem Löss gewidmet: Carl Caesar Leonard (1779-1862) hat damals eine Fundstelle am Haarlass (Neckarhelle) beschrieben und damit die Verwendung dieses Begriffs in der Wissenschaft begründet. Das Schweizer Wort "Löss" bedeutet "locker". Löss wird aber auch "Schneckelhäuselboden" genannt, da in Lössvorkommen oft Fossilien gefunden werden. Löss besteht aus rund 80 Prozent Quarz und jeweils zehn Prozent aus anderen Silikatmineralen und Karbonat. Er bedeckt weltweit etwa zehn Prozent der Landoberfläche. Manchmal wird Löss vom Wind mit Geschwindigkeiten von 100 Kilometern pro Stunde transportiert. Der chinesische Huang He gilt heute als der weltweit größte "Löss-Fluss", dessen Wasser bis zu 38 Kilogramm Löss pro Kubikmeter mit sich führt. Gezeigt werden unter anderem "Püppchen": im Löss vorkommende Gebilde aus Löss, die auf den ersten Blick aussehen, wie vom Menschen gestaltet - aber natürlichen Ursprungs sind.

Auch interessant
Institut für Geowissenschaften Heidelberg: Mit Gesteinsforschung zu Weltruhm

Ein weiteres Schwerpunktthema sind Funde aus Mauer: Hier ist eine Kopie des weltberühmten Unterkiefers des Homo heidelbergensis zu sehen, ergänzt durch das Modell eines Oberkiefers, das Experten der Columbia University in den USA entwickelt haben. Daneben sind Funde von Tieren zu sehen, die zeitgleich mit dem Homo heidelbergensis hier gelebt haben. Man kann Knochen der vorderen Extremitäten eines Nashorns, den Stoßzahn eines Waldelefanten oder den riesigen Zahn eines Mammuts betrachten.

Interessant: Es wird auch die Entstehung des Tertiär-Gartens dokumentiert. Zum 150-Jahr-Jubiläum des Instituts, also 1968, wurde er als Studierenden-Projekt mit typischen Pflanzen der tertiärzeitlichen Braunkohlebildungen angelegt. "Heute findet man rund um das Institut mehr als 50 Arten von Bäumen und Sträuchern wie zum Beispiel Tulpenbaum, Sumpfzypresse und Mammutbaum," erläutert Mitarbeiterin Dr. Johanna Kontny.

Der Rundgang durch die Erdgeschichte wird ergänzt durch die Präsentation aktueller Forschungen. Da bewundern die Besucher die Simulation der Entstehung unserer Erde oder beschäftigen sich mit den Forschungen über Vulkane, die eine bessere Voraussage von Vulkanausbrüchen zum Ziel haben. Die Schau wagt auch einen Blick in die Zukunft: Für unsere Epoche wird Mutter Erde in ihrem natürlichen Archiv vielleicht Plastikbecher und -gabeln neben unzähligen Getränkedosen bewahren. Wollen wir das?

Instituts der Geowissenschaften Die Dauerausstellung des Instituts der Geowissenschaften in Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 236, ist werktags 9-18 Uhr zugänglich. In der Stadtbücherei Heidelberg gibt es eine Vortragsreihe über geowissenschaftliche Themen: https://www-geow.uni-heidelberg.de/veranstaltungen/200-Jahre-Geowissenschaften.html