Werden Insekten das Steak von morgen sein?

Insekten enthalten viel Eiweiß, doch ihre Eignung als Lebensmittel muss noch erforscht werden.

08.07.2016 UPDATE: 09.07.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 20 Sekunden

Kakerlaken sind gesund – wenn man sich nicht ekelt. Foto: Thinkstock

lj. Ein Teller Kakerlaken oder doch lieber Spaghetti mit Tomatensoße? Die Entscheidung fällt leicht. Hierzulande gelten Liebhaber solch ungewöhnlicher Speisen noch als Exoten. In Ländern wie Thailand oder Korea stehen die Tierchen seit Jahrhunderten auf der Speisekarte und werden speziell zum Verzehr gezüchtet. Mehr als 1900 Insektenarten werden nach Einschätzung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) weltweit gegessen - und das von Mensch und Tier. In Europa aber ist der Trend noch nicht angekommen.

Ein wesentlicher Grund: Der Ekelfaktor überwiegt. Schon die Vorstellung, Raupen, Heuschrecken oder Mehlwürmer zu essen, sorgt hierzulande für Unbehagen. Dabei kennen Wissenschaftler einige Gründe dafür: Für sie gelten Insekten seit Langem als ernährungsphysiologisch günstige Nahrungsquelle und sinnvolle Alternative zum Fleisch mit großem Potenzial, die Probleme der Welternährung zu lösen. So ist der Proteingehalt bei Insekten mit 33 bis 77 Prozent überdurchschnittlich hoch und könnte Proteinimporte wie Soja ersetzen. Auch beim Fettanteil von nur 13 bis 33 Prozent können die Tierchen überzeugen und liefern dabei sogar den gleichen Energiewert wie Fleisch. Ob Raupe, Ameise und Co. dem Menschen schaden können, ist weitestgehend unklar.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geht daher in die Offensive. Die Experten plädieren dafür, die gesundheitlichen Risiken der Insekten besser zu erforschen. "Insekten als Nahrungsquelle stoßen zunehmend auf öffentliches Interesse. Umso wichtiger ist es zu klären, wie sicher diese neuen Lebensmittel sind", sagt BfR-Vizepräsident Reiner Wittkowski. Laut einer Umfrage würde die Mehrheit der Deutschen Insekten zwar als Tierfutter befürworten, als Lebensmittel gehen die Meinungen allerdings weit auseinander.

Dabei wird der hohe Eiweißgehalt als Vorteil erkannt. Doch die Ekelbarriere ist höher, auch wenn gesundheitliche Risiken eher nicht befürchtet werden. Die Studie ergab: Paniert, gebraten und so als Insekt nicht mehr erkennbar, würden viele doch zugreifen. Bei jungen gebildeten Männern zwischen 18 und 33 war die Akzeptanz der Umfrage nach am größten. Die Experten verweisen auf die fehlenden Untersuchungen zur toxikologischen und mikrobiologischen Sicherheit von Insekten. Auch das allergene Potenzial von Lebensmitteln aus essbaren Insekten sollte den Experten zufolge ebenso geprüft werden, wie Fragen der Hygiene bei Auswahl, Haltung und Zucht der essbaren Tierchen.