Gelbfieber: 500. "Simpsons"-Folge in Deutschland

Wie Kinderfernsehen sieht die Zeichentrickserie "Die Simpsons" nur auf den ersten Blick aus. Sie bringt seit mehr als 20 Jahren harte Satire. Jetzt läuft in Deutschland Folge 500 über den Bildschirm

24.01.2013 UPDATE: 24.01.2013 12:41 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
In Deutschland läuft am 28. Januar bei ProSieben die 500. Folge der ''Simpsons'' über den Bildschirm. Foto: Daniel Deme/dpa
Von Chris Melzer

New York. (dpa) "Nach welchem deutschen Politiker ist die Hauptstadt von Nord-Dakota benannt?", fragt der TV-Quizmaster. "Hitler?", sagt Fernsehzuschauer Homer Simpson unschuldig auf seiner Couch. Politisch korrekt waren "Die Simpsons" noch nie. Das dürfte eines der Erfolgsgeheimnisse der amerikanischen Zeichentrickserie sein, die seit 1991 im deutschen Fernsehen läuft. Am kommenden Montag (28. Januar) um 20.15 Uhr sendet ProSieben bereits die 500. Folge.

Was heute die erfolgreichste Abendserie der US-Fernsehgeschichte ist, fing als Lückenfüller in der Comedy-Sendung "Tracey Ullman Show" an - damals noch mit bizarr-kantigen Figuren. Die Show wurde 1990 abgesetzt. Aber zu dem Zeitpunkt hatten sich die "Simpsons" schon selbstständig gemacht - und das sofort mit Erfolg. Dem jungen Sender Fox verhalfen sie zum Aufstieg und den Erfinder Matt Groening machten sie zur Kultfigur. Der hatte sich - auch bei den Namen - an seiner eigenen Familie orientiert und einen ganzen Mikrokosmos geschaffen.

Die Gesellschaft rund um die gelbgesichtige, fünfköpfige Familie wächst immer mehr: Da sind der zynische Arzt, der eitle Journalist, der gierige Milliardär, der glatte Rechtsanwalt und der frömmelnde Nachbar. Irgendwie gibt es für jeden Menschen ein Gegenstück in dr Fantasiestadt Springfield. Die Deutschen tragen meist Lederhosen und werden wegen der Nazivergangenheit verspottet. In der Folge "Burns Verkaufen Der Kraftwerk" (das war wirklich der Originaltitel) wird Deutschland aber als modern, sozial und erfolgreich geschildert.

Stars reißen sich darum, zwischen der gelben Familie aufzutauchen. Als Groening vor einem Jahr seinen Stern auf dem "Walk of Fame" in Hollywood bekam, zählte er ein paar auf: "James Brown, Johnny Cash, George Harrison, Bob Hope, Michael Jackson, Jack Lemmon, Tito Puente und Elizabeth Taylor - und das sind nur die Toten!" Vor zehn Jahren sprach sich mit Tony Blair gar ein amtierender Regierungschef selbst.

Nicht schlecht für "Kinderfernsehen". Doch Kritiker seien getröstet, selbst Erfinder Groening sagte: "Ich dachte mir, dass es bei Kindern ankommt. Aber ich war nicht sicher, ob Erwachsene darauf abfahren." Sie fuhren drauf ab. Mit 24 Staffeln ist "The Simpsons" die am längsten laufende Fernsehserie im Abendprogramm der USA.

Es gab es aber auch viel Kritik. Muslimische Länder und Russland wollen die "Simpsons" aus dem Fernsehen verbannen, weil Diktatoren veralbert werden oder weil ihnen die Schwulen und Lesben in der Serie nicht passen. Skandal! Auch in den USA störten sich einige an derben Witzen. Aber das ist das kleinere Problem der Serie. Das größere ist, dass die einst fast neun Millionen Zuschauer in den USA nur noch selten erreicht werden. Die Quote dümpelt irgendwo bei fünf Millionen - wofür andere Serienmacher freilich ihre Seele verkaufen würden.

Und dann wurde noch über Gagen gestritten. Die Hauptsprecher, von denen man höchstens Hank Azaria noch als Nebenfigur aus Realfilmen kennt, bekamen 400.000 Dollar (fast 300.000 Euro) für jede 23-Minuten-Folge. Damit waren die sechs die bestbezahlten Schauspieler, die nie jemand sieht. Nach einer Kürzung von fast einem Drittel wurden dann doch die 24. und die 25. Staffel bestellt.

Wenn Folge 500 jetzt in Deutschland zu sehen sein wird, wird im Vorspann der Folge erstmals nicht Bart Simpson an der Schultafel stehen, wie es Fans gewohnt sind. Stattdessen ist da sein Freund Milhouse und schreibt: "Bart hat sich einen freien Tag verdient."

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