Leere Strände sollte es in diesem Jahr in der Türkei nicht mehr geben. Die Buchungen bei Tui sind um 70 Prozent gestiegen. Foto: dpa
Von Can Merey
Antalya. Mehr als 300 Sonnentage im Jahr, schier endlose Strände, guter Service und noch dazu Kampfpreise: Die türkische Riviera gehörte zu den Lieblingszielen deutscher Urlauber. Zumindest galt das bis 2015. Damals erreichte die Zahl der deutschen Besucher in Antalya mit drei Millionen ihren Höhepunkt. Dass sie dann fast um die Hälfte einbrach, dafür sorgten Terroranschläge in der Türkei, die Festnahme von Deutschen und der politische Streit mit Berlin. Auch wenn der Konflikt noch nicht beigelegt ist, schicken sich die Deutschen nun zur Rückkehr an. Die Buchungen haben deutlich zugelegt.
"Mit einem Buchungsplus von 70 Prozent zählt die Türkei zum Saisonauftakt nach zwei rückläufigen Jahren wieder zu den Favoriten deutscher Urlauber", teilte Tui vor Beginn der ersten großen Reisemesse des Jahres, der CMT in Stuttgart, an diesem Samstag mit. Der weltgrößte Tourismuskonzern stockt die Flugkapazität nach Antalya für den Sommer um 100.000 Plätze auf. Alaattin Özyürek von der halbstaatlichen Entwicklungsagentur WDMA in Antalya hofft, dass die Zahl der Deutschen dort 2018 wieder die Drei-Millionen-Marke erreicht - nach rund 1,7 Millionen Bundesbürgern im abgelaufenen Jahr.
"Die Krise ist vorbei. Mit Sicherheit", sagt Özyürek vor deutschen Reportern in Antalya. Organisiert hat die Journalistenreise die Investitionsagentur der Regierung, die die deutschen Urlauber in die Türkei zurücklocken möchte. Außenminister Mevlüt Cavusoglu, dessen Wahlkreis in Antalya liegt, hatte die "deutschen Freunde" schon zum Jahreswechsel zum Urlaub in der Türkei aufgerufen. Politische Spannungen - um deren Entschärfung sich Ankara seit kurzem bemüht - dürften dem nicht im Wege stehen, sagte er.
Tourismusminister Numan Kurtulmus sagte am Donnerstag, er rechne damit, dass in absehbarer Zeit nicht nur die Zahl der ausländischen Besucher insgesamt, sondern auch die der deutschen wieder Rekordwerte erreiche. Bis 2023 - zum hundertjährigen Bestehen der Republik - wolle die Türkei die Zahl der Besucher um fast 50 Prozent auf 50 Millionen erhöhen, darunter sechs bis sieben Millionen Deutsche. Zum Vergleich: 2016 reisten nur noch 3,9 Millionen Bundesbürger in die Türkei, die meisten davon nach Antalya. 2017 waren es bis November 3,5 Millionen. Im Rekordjahr 2015 lag die Zahl bei 5,6 Millionen.
Dass amtliche Aussagen zum Ende der Tourismuskrise über reinen Zweckoptimismus hinausgehen, darauf deuten nicht nur die Tui-Zahlen hin. "Ich würde das wirklich unterschreiben", sagt Deniz Ugur, Geschäftsführer des mittelständischen Reiseanbieters Bentour. Wie bei Tui liegen die Buchungszahlen bei Bentour rund 70 Prozent über denen des Vorjahreszeitraums.
2015 war die letzte Saison vor der Tourismuskrise. Im Herbst begannen dann Anschläge, die die Terrormiliz Islamischer Staat und später auch eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK in Istanbul und Ankara (allerdings nicht in Antalya) verübten.
Ende 2015 führte der Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei zu einem dramatischen Einbruch der Touristenzahlen aus Russland. 2016 und 2017 eskalierten zudem Spannungen mit Berlin. Immer mehr Bundesbürger wurden in der Türkei inhaftiert, nach Überzeugung der Bundesregierung aus politischen Gründen. Das Auswärtige Amt verschärfte die Reisehinweise und warnt Bundesbürger seitdem vor willkürlichen Festnahmen.
2016 war das schwierigste Jahr für die türkische Tourismusindustrie. Die Zahl der ausländischen Besucher insgesamt brach von 36,2 Millionen im Vorjahr auf 25,4 Millionen ein. 2017 konnte die Türkei den Verlust zwar nicht gänzlich wettmachen, aber immerhin steigerte sich die Zahl der Besucher nach vorläufigen Angaben des Tourismusministers wieder auf gut 32 Millionen.