Vorstandsvorsitzender Gerold Linzbach (rechts) und Finanzchef Dirk Kaliebe wollen die Heidelberger Druckmaschinen AG im laufenden Geschäftsjahr in die Gewinnzone führen. Foto: dpa
Von Thomas Veigel
Heidelberg. Nicht immer reagiert der Aktienkurs eines Unternehmens positiv auf die Bekanntgabe eines Quartalsverlustes. Bei der Heidelberger Druckmaschinen AG war es gestern aber so. Mehr als zehn Prozent schoss der Kurs in die Höhe. Zum einen hatte sich der Verlust im Vergleich zum Vorjahresquartal halbiert, noch wichtiger aber dürfte die Aussicht sein, im laufenden Geschäftsjahr nach fünf roten Jahren wieder einen Gewinn erzielen zu können. Finanzvorstand Dirk Kaliebe machte gestern bei der Vorstellung der Quartalsbilanz deutlich, dass die Voraussetzungen dafür gegeben sind: "Wir sind finanziell solide aufgestellt".
Das Erreichen der Gewinnzone wäre aber vor allem den Mitarbeitern zu verdanken, die das Unternehmen verlassen. Mehr als 1200 waren es allein in den vergangenen zwölf Monaten, rund 200 werden noch gehen müssen, um die (vorläufige) Zielgröße von 13.500 zu erreichen. Vorstandsvorsitzender Gerold Linzbach betont zwar, dass er kein Freund von Personalreduzierungsprogrammen ist, weil sie die Folge von früheren Fehlentscheidungen seien, aber nun könnte er davon profitieren und in seinem ersten kompletten Geschäftsjahr ein positives Ergebnis abliefern. Der für dieses Jahr angestrebte "kleine" Jahresüberschuss ist aber nicht das mittelfristige Ziel. Das liege, so Linzbach, bei acht Prozent vom Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen - "oder besser". Beim Umsatz des vergangenen Jahres wären das immerhin 220 Millionen Euro. "Bis zur nachhaltigen Profitabilität", so Linzbach gestern bei der Vorstellung der Quartalsbilanz, "ist es noch ein weiter Weg." das hänge auch davon ab, wie und wann die Portfolioverbesserung gelinge.
Viele Aktionäre dürften sich über den gestrigen Kurssprung nicht sonderlich freuen. Die meisten werden die Aktie bei einem Mehrfachen des aktuellen Kursniveaus gekauft haben. Zumal der Kurs in den vergangenen Monaten sehr volatil ist. Eine stabile Entwicklung (nach oben) wird auch erst dann eintreten, wenn das Vertrauen in das Unternehmen wiederhergestellt sein wird. Denn noch sind nicht alle Probleme gelöst, sowohl die der Branche als auch die des Unternehmens.
Um langfristig erfolgreich sein zu können, richtet Linzbach das Augenmerk weniger auf den Umsatz als auf die Profitabilität. Um das zu ermöglichen, hat er die Struktur des Unternehmens so verändert, dass es für die einzelnen Bereiche einfacher werden soll zu erkennen, womit Geld verdient wird und womit nicht. Auch unrentable Aufträge einzelner Kunden sollen besser erkannt und nicht ausgeführt werden. Jedes Geschäft soll profitabel werden. Volumen und Marktanteil haben nicht mehr die Priorität wie früher.
Spätestens im Laufe des kommenden Jahres wird die neue Sichtweise Konsequenzen haben. So wird das Produktportfolio überarbeitet. Es werden bereits Konzepte erarbeitet, unrentable Produkte zu streichen. Linzbach kündigte auch an, dass die Komplexität in der Produktion verringert wird. "Die Zahl der Bauteile wird um 30 Prozent verringert." Statt bisher 70.000 müssen die Monteure in Zukunft mit 50.000 Einzelteilen auskommen. Die Maschinen sollen mehr standardisiert werden, die Zahl der Varianten wird reduziert.