Im ersten Quartal ist der Zementabsatz in Deutschland um zwanzig Prozent zurückgegangen - das spürt auch HeidelbergCement. Foto: dpa
Von Daniel Bernock
Heidelberg. Der lange Winter mit eisigen Temperaturen bis tief in den April hat Spuren in der Bilanz des Baustoffkonzerns HeidelbergCement hinterlassen. So musste das einzige Heidelberger Dax-Unternehmen für die ersten drei Monate des Jahres unterm Strich einen Fehlbetrag von 235 Millionen Euro ausweisen. Das hat HeidelbergCement am Mittwoch vor der Hauptversammlung in der Heidelberger Stadthalle bekannt gegeben. Im Vorjahreszeitraum betrug der Fehlbetrag 208 Millionen Euro.
Dabei hat sich das Unternehmen, das dieses Jahr 140 Jahre alt wird, nach Aussagen von Vorstands-Chef Bernd Scheifele noch ordentlich geschlagen: In Deutschland insgesamt sei der Zementabsatz um rund 20 Prozent eingebrochen. Die Heidelberger konnten hingegen mit circa 18 Millionen Tonnen verkauftem Zement ihr Vorjahresniveau fast halten. Denn den geschwächten Märkten in Europa stehen steigende Absätze in Nordamerika, Asien und Afrika gegenüber. Daher lässt Scheifele seine Prognose 2013 trotz des Dämpfers im ersten Quartal bestehen: Im laufenden Geschäftsjahr sollen Umsatz und operatives Ergebnis weiter wachsen. Das erste Quartal ist für die Branche traditionell ein schwacher Zeitraum, da die Bauaktivitäten vielerorts ruhen und die Werke zum Teil stillstehen oder routinemäßig gewartet werden.
Die versammelten Aktionäre in der Stadthalle zeigten sich am Mittwoch zum Teil deutlich unzufrieden mit der Leistung des Konzerns - trotz der, wie Scheifele betonte, hervorragenden Entwicklung der Aktie seit Jahresbeginn. Zwar hat in diesem Zeitraum das Papier der Heidelberger tatsächlich stärker zugelegt als alle anderen Dax-Konzerne. Wie einige Aktionäre jedoch betonten, haben sie ihre Aktien gekauft, als sie doppelt so viel Wert waren wie heute. So verlangte Siegfried Pfündel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) dringend "bessere Ergebnisse".
Kritik kam auch von dem Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionären. Diese forderten, den Betrieb eines Steinbruchs im Westjordanland einzustellen, der seit der Übernahme von Hanson im Jahr 2007 zu HeidelbergCement gehört. Dieser habe 50 Hektar Land von palästinensischen Bauern zerstört. Außerdem ginge von dort Baumaterial an israelische Siedlungen im Westjordanland. Damit würde HeidelbergCement gegen Menschenrechte verstoßen, sagte Manfred Budzinski. Scheifele betonte, dass der Konzern bereits versucht habe, das gesamte Israel-Geschäft zu verkaufen. Die dortige Kartellbehörde hätten jedoch in letzter Sekunde den Deal untersagt. Der Vorstand sei bemüht, die Situation "mit Augenmaß" zu betreiben, so Scheifele. Eine Schließung des Steinbruchs sei jedoch ausgeschlossen und "schlecht für die Angestellten", von denen viele Palästinenser seien, die für ihre Tätigkeit einen guten Lohn bekommen würden.