Gelita AG kann beim Gewinn wieder zulegen

Auf dem Weg zu alter Stärke bereiten Probleme in China und ein Familienstreit Sorgen

23.03.2016 UPDATE: 24.03.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 51 Sekunden

Nichts für Vegetarier aber beliebt bei der Lebensmittel- und der Pharmaindustrie: Gelatine beim Herstellungsprozess. Foto: Uwe Anspach

Von Harald Berlinghof

Eberbach. "Die Welt ist fragil geworden", bedauert Franz Josef Konert, Vorstandschef der Gelita AG in Eberbach. Und das gilt nicht erst seit den Anschlägen des IS in Paris, Brüssel, Istanbul und anderswo. Die Gelita-Welt ist aus den Fugen, seit sich verschiedene Familienstämme vor Gericht gegeneinander befehden und seit man in China zu Unrecht, wie Konert betont, in einem Fernsehbeitrag wegen angeblicher Hygienemängel beschuldigt wurde. Das war schnell widerlegt, aber es war in der Welt. Die Auswirkungen auf das Chinageschäft waren deutlich spürbar. China hat man daher ganz neu aufgestellt. Ein Werk im Norden wurde geschlossen, ein anderes an der Grenze zu Nordkorea aufgemacht. Auch weil die Umweltauflagen am alten Standort unakzeptabel waren. "Die sind in manchen Regionen Chinas höher als in Deutschland", erklärt Konert.

"Komplett überflüssiger Streit"

Auch "Dallas am Neckar" mit dem Streit um den angeblich zu billigen Verkauf des Anteils am benachbarten Unternehmen R.P.Scherer und der Auszahlung einer "Superdividende" in Höhe von 65 Euro je Aktie, trägt zur Beschädigung des Images bei. Fast alle Aktien befinden sich im Familienbesitz. Doch zu dem Streit vor Gericht will sich Konert gegenwärtig nicht äußern. Nur soviel: "Das ist ein komplett überflüssiger Streit und die Vorwürfe vollkommen unberechtigt", so Konert. Im Juli steht der nächste Termin vor dem Landgericht in Mannheim an. Dann mehr zu diesem Thema.

Lieber will Konert über die Geschäftszahlen des Jahres 2015 reden. Denn die sind wieder herzeigbar. Gelita ist auf dem Weg zurück zu alter Stärke. Nachdem der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) den Rekordwert von 65 Millionen Euro erreicht hat gegenüber nur 48 Millionen Euro im vergangenen Jahr, hat man Anschluss gefunden an die sehr guten Jahre 2012 und 2013. Der Jahresüberschuss 2015 beträgt laut Gelita 42 Millionen Euro. Auch beim Umsatz legt das Unternehmen zu und erreichte 675 Millionen Euro, ein Plus von 2,9 Prozent.

Die Rohstoffe der Gelita AG in Eberbach sind tierischer Herkunft. Insofern sind die Produkte des Weltmarktführers in der Gelatine-Produktion nichts für Vegetarier. "Aber sonst sind wir für die Lebensmittelindustrie erste Adresse. Wir liefern ein Naturprodukt, das allergenfrei ist und nicht mit einer E-Nummer auf die Verpackung muss", so Michael Teppner, Marketing-Chef des Unternehmens. 56 Prozent der weltweiten Produktion gehen in die Lebensmittelindustrie vor allem an die Süßwarenhersteller, 35 Prozent an die Pharma-Industrie in Form von Hart- und Weichkapseln und 10 bis 12 Prozent an die Gesundheits- und Ernährungsindustrie etwa an Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln.

Insgesamt beschäftigt das Unternehmen in Amerika, Europa, Asien und Afrika gut 2400 Mitarbeiter, davon 866 an vier deutschen Standorten. Hauptsitz des Familienunternehmens ist der Standort Eberbach mit etwa 500 Mitarbeitern. Dort hat Gelita in den letzten Jahren 13 Millionen Euro in zwei große Erweiterungsanlagen investiert, alleine 2015 waren es sechs bis acht Millionen Euro. Weltweit wurden im vergangenen Jahr 26 Millionen Euro investiert. Und innerhalb einer Unternehmensstrategie 2020 will das Unternehmen neue Geschäftsfelder erschließen. Dazu gehört die Produktion von tierischen Peptiden, die in der Fleisch- und Wurstproduktion allergene Sojapeptide ersetzen sollen und in Wurstprodukten Stabilität, Haltbarkeit und Geschmeidigkeit verbessern sollen.

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