Mannheimer Südzucker AG

Die Aktionäre sehen eine ungewisse Zukunft

Das Unternehmen will nach der Marktöffnung ab Oktober mehr exportieren

20.07.2017 UPDATE: 21.07.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden

Mit einer neuen Weizenstärkefabrik in Zeitz will Südzucker im Bereich Spezialitäten weiter wachsen. Aus Weizen wird hier Glukosesirup - oder umgangssprachlich Traubenzucker - für die Lebensmittelindustrie hergestellt. Foto: Jan Woitas/dpa

Von Daniel Bernock

Mannheim. Eigentlich könnte die Stimmung bei den Aktionären des Mannheimer Südzucker-Konzerns durchweg gut sein. Nach der gestrigen Hauptversammlung bekommen die Aktionäre in den nächsten Tagen eine Dividende von 45 Cent je Aktie gutgeschrieben - ein kräftiger Aufschlag im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent. Allerdings hat der Aktienkurs des größten Zuckerproduzenten in Europa kräftig gelitten. Anfang des Jahres hatte das Papier noch einen Wert von rund 25 Euro, gestern stand die Aktie bei etwas über 18 Euro.

"Die Investoren haben Angst vor der Zukunft", sagte Andreas Schmidt von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SDK) gestern im Rosengarten. Denn das Unternehmen steht vor unsicheren Zeiten: Die EU-Zuckermarktordnung, die über Jahrzehnte den Markt über Produktions- und Exportquoten klar geregelt hat, läuft Ende September aus.

Aktionärsvertreter Schmidt zeigte sich skeptisch, was den weltweiten Zuckerpreis angeht, von dem Südzucker noch immer stark abhängig ist. Wenn ein jahrzehntelang regulierter Markt freigeben wird, habe das meist langfristige Auswirkungen auf den Preis.

Wie Vorstands-Chef Wolfgang Heer gestern betonte, will Südzucker nach der Öffnung des Marktes international stärker aktiv werden und die Produktion hochfahren, um mehr Zucker exportieren zu können. Dafür wurden extra Lagerstätten an den Häfen angemietet sowie Eisenbahnwaggons zum Transport angeschafft. Zudem wurden neue Vertriebsbüros eröffnet, zum Beispiel in Israel. "Klar ist auch, dass wir mit dem Auslaufen der Quoten- und Rübenmindestpreisregelung eine Sondersituation und eine hohe Unsicherheit in der Prognose haben", so der Südzucker-Chef. Es seien jetzt bereits "erste Anzeichen einer Eintrübung" der Situation am Zuckermarkt spürbar.

Auch interessant
Südzucker Mannheim: Gewinn steigt um 40 Prozent auf 153 Millionen Euro
Mannheim: Südzucker fühlt sich bereit für den Weltmarkt
Cropenergies: Südzucker-Tochter erwartet schwächere Preise

Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung Institutioneller Privatanleger (VIP) kritisierte, dass das Unternehmen gerade am Kapitalmarkt immer noch als reines Zucker-Unternehmen wahrgenommen werde - weshalb die Aktie der Südzucker AG stets parallel zum Zuckerpreis verläuft. "Sie müssen dem Kapitalmarkt mitteilen, dass Südzucker weitaus mehr als nur Zucker ist", sagte Buhlmann in Richtung Vorstand.

Südzucker ist mittlerweile tatsächlich weitaus mehr als nur einer der größten Zuckerproduzenten der Welt. Zwar ist mit Blick auf den Umsatz das Zuckergeschäft weiterhin das wichtigste. Die drei anderen Bereiche - Spezialitäten (unter anderem Tiefkühlpizzen), Frucht (zum Beispiel Fruchtsaftkonzentrate) sowie Cropenergies (Bioethanol für den Kraftstoff E10) - sorgen zusammengerechnet jedoch für deutlich mehr als die Hälfte des Umsatzes.

"Wir stehen auf vier stabilen Beinen", sagte Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Das Unternehmen gehe "gut vorbereitet in die neue Zeit". Wie unsicher die Zukunft jedoch sei, zeige auch die unterschiedliche Bewertung der Analysten. Während Goldman Sachs ein Kursziel von 17,70 Euro für die Aktie sieht, hält die Commerzbank 27 Euro für ein realistisches Kursziel. "Keiner weiß genau, wo die Reise hingeht", so Klose.

Vorstands-Chef Heer zeigte sich mit Blick auf den Zuckerhunger der Welt optimistisch. Der globale Verbrauch steige jährlich um zwei Prozent. Die öffentliche Diskussion um den "vermeintlichen Zusammenhang" zwischen Zucker und Übergewicht verstehe er nicht - und sprach gar von einer "öffentlichen Diskriminierung". "Übergewicht ist das Resultat eines Kalorienüberschusses, egal, in welcher Form die Kalorie aufgenommen wird", so Heer. Zucker habe seinen Platz in einer ausgewogenen Ernährung.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.