Rick Wulle soll im Heimspiel gegen Tabellenführer Holstein Kiel erneut im Tor des SV Sandhausen stehen. Foto: imago
Von Claus Weber
Sandhausen. Wie richtet man eine Mannschaft wieder auf, die vieles besser gemacht hat als in den Spielen zuvor? Die gerannt ist, gekämpft, gut kombiniert und viele Chancen kreiert – und die trotzdem 0:4 verloren hat?
Es klingt paradox: Aber die hohe Pleite beim Hamburger SV kann dem SV Sandhausen auch ein bisschen Mut machen. "Wir haben vieles gut gemacht", lobte deshalb Trainer Michael Schiele, "wir müssen das Positive mitnehmen."
Laufleistung, Zweikampfverhalten, Ecken- und Chancenverhältnis – all das hat diesmal für die Kurpfälzer gesprochen.
Chancenverwertung und Defensivverhalten allerdings nicht. Haarsträubende Fehler hat sich die Abwehr – wieder einmal – geleistet. Schon 13 Gegentore hat die Mannschaft in den vier Partien unter dem neuen Coach kassiert. So kann es nicht weitergehen!
Rick Wulle trifft die geringste Schuld, findet der Trainer. Der Ersatztorwart, der erstmals für Martin Fraisl zwischen die Pfosten rückte, habe seine Sache ordentlich gemacht. "Die Gegentore gingen nicht auf seine Kappe", sagte Schiele, "seine Spieleröffnung war gut, er hat unaufgeregt agiert." Der 26-jährige Ziegelhäuser soll deshalb am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) im Heimspiel gegen Spitzenreiter Holstein Kiel erneut das Tor hüten.
Gut möglich, dass dafür einer oder zwei seiner Vorderleute ausgetauscht werden. Tim Kister hat den Trainingsrückstand nach seinem am 13. November erlittenen Meniskus-Einriss aufgeholt, stand die ganze Woche auf dem Übungsplatz. Seine Erfahrung dürfte der Abwehr guttun. Zumal Aleksandr Zhirov noch ein weiteres Mal ausfällt. Der Russe, der im vergangenen Jahr zu den besten Sandhäusern zählte, sich in den letzten Partien aber einige unerklärliche Patzer leistete, hatte sich gegen Fürth das Knie überdehnt. "Er kommt für Sonntag noch nicht infrage", erklärte Schiele. Auch Gerrit Nauber könnte ins Team zurückkehren, auf der Innenverteidiger-Position ist er wohl die bessere Alternative als Ivan Paurevic.
Zumal die Aufgabe nicht leichter wird. Holstein Kiel hat zwei Punkte mehr als der Hamburger SV und ist die Mannschaft der Stunde. "Die stehen zu Recht ganz oben", sagt Schiele über den Tabellenführer. Die Schleswig-Holsteiner haben die beste Abwehr der Liga. Erst elf Gegentreffer sind der absolute Spitzenwert. Zum Vergleich: Sandhausen hat schon 25 Tore kassiert.
Aber auch in der Offensive sind die Hanseaten gut aufgestellt. Bester Torschütze ist ein ehemaliger Sandhäuser. Alexander Mühling, der zwischen 2014 und 2016 unter seinem Geburtsnamen Bieler am Hardtwald war, hat schon sechs Mal getroffen. Bester Vorbereiter ist Fin Bartels. Auf den 31-jährigen ehemaligen Bremer und St. Paulianer müssen die Sandhäuser besonders Acht geben. "Wir müssen die Räume des Gegners minimieren und konsequenter klären", fordert Schiele.
Für die Offensive steht mit Daniel Keita-Ruel der zweite gelernte Stürmer nach auskurierter Knieverletzung zwar wieder zur Verfügung. Der Coach könnte sich allerdings auch wieder für Alexander Esswein entscheiden, der in Hamburg mehrere gute Offensiv-Aktionen hatte.
So könnte Sandhausen spielen: Wulle – Nauber, Kister, Linsmayer – Diekmeier, Taffertshofer, Nartey, Contento – Biada, Esswein – Behrens.