Sandhausen. (dpa/lsw) Abwehrspieler Diego Contento vom Zweitligisten SV Sandhausen ist wegen unsportlichen Verhaltens für ein Liga-Spiel gesperrt worden. Das teilte der Deutsche Fußball-Bund am Montag mit. Contento hatte in der Schlussphase der Partie gegen Holstein Kiel (0:2) am Sonntag für ein Handspiel im eigenen Strafraum die Rote Karte gesehen. Der Spieler beziehungsweise der Verein hat dem Urteil zugestimmt. Es ist damit rechtskräftig.
Update: Montag, 21. Dezember 2020, 16.01 Uhr
"Irgendwo muss die Hand ja hin"
Von Claus Weber
Sandhausen. Jürgen Machmeier war zerknirscht. "Wahnsinn, welches Spielpech wir haben", seufzte der Präsident des SV Sandhausen, "wenn du einen negativen Lauf hast, dann kommt alles zusammen!" Nicht nur wegen des 0:2 (0:0) gegen Holstein Kiel, der dritten Pleite in Folge, dem dritten Spiel ohne eigenen Torerfolg, war der Chef bedient. Sondern auch wegen der Art und Weise, wie das Ergebnis zustande kam.
Denn bis zur 70. Minute machten es die Sandhäuser richtig gut und es sah so aus, als könne der SVS endlich mal wieder einen Punkt holen. Schon ein Remis gegen den Spitzenreiter wäre ein Erfolg und immens wichtig für die Tabelle und das angeknackste Selbstvertrauen gewesen.
Doch dann verwandelten die Hanseaten zwei Standards – und verdarben den Sandhäusern das Weihnachtsfest. Beide Entscheidungen stellten die Hausherren infrage. Zumindest der Freistoß, der zum 0:1 durch Jannik Dehm (70.) führte, war umstritten. "Unfassbar, wie man da pfeifen kann", schimpfte Machmeier, "das war kein Freistoß." Auch Tim Kister, der die Situation verschuldet hatte, beschwerte sich: "Ich habe meinem Gegner den Ball weggespitzelt, dann stand er auf meinem Fuß."
Wie auch immer: Dehm zog aus 25 Metern wuchtig ab, überwand die Mauer und Rick Wulle, der seine Sache ansonsten ganz gut machte. Machmeier schimpfte: "Schon in Hamburg habe ich eine glatte Fehlentscheidung gesehen, die zum vorentscheidenden 0:2 führte und der Dosenöffner war, und heute schon wieder – unabhängig davon, ob Rick den Ball halten kann oder nicht."
Auch das 0:2 war unglücklich. Diego Contento blockte einen Schuss von Finn Porath mit dem Arm auf der Linie. Weil Joshua Mees die Kugel danach an die Latte knallte, ließ Schiedsrichter Jöllenbeck zunächst weiterlaufen – und entschied sich dann nach Videostudium für Handelfmeter und Rot gegen Contento. Janni Luca Serra verlud Rick Wulle – 0:2 (81.). Kister fand die Entscheidung nicht in Ordnung. "Diego wollte sich mit der Hand abstützen, irgendwo muss die ja hin", meinte der Verteidiger, "damit sind wir durch zwei strittige Situationen ins Hintertreffen geraten."
Es war in der Tat mehr drin für den SV Sandhausen. Weil die Mannschaft viel konsequenter verteidigte als bei den jüngsten Niederlagen in Hamburg (0:4) und gegen Fürth (0:3). Vor allem Kister erwies sich nach seiner lang ersehnten Rückkehr nach Corona-Zwangspause und Meniskus-Operation als stabilisierendes Element in der Abwehr.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Offensiv fand der SVS wieder mal so gut wie nicht statt. Die besten Möglichkeiten vergaben Julius Biada, der nach einem schnellen Spielzug gegen Torwart Ioannis Gelios etwas zu spät kam (21.), und Dennis Diekmeier, dessen Kopfball-Bodenlampe auf der Querlatte niederging (61.) – das war’s.
Kiel hatte mehr vom Spiel und die besseren Chancen. Fin Barthels hätte schon nach einer halben Stunden das 1:0 machen müssen. Doch der ehemalige Bremer schoss freistehend über das Tor.
Deshalb sprachen sowohl Kiels Trainer Ole Werner als auch Michael Schiele von einem "verdienten Sieg". Der Sandhäuser Coach meinte enttäuscht: "Aus dem Spiel heraus haben wir gut verteidigt, dass die Partie durch zwei Standards entschieden wird, ist sehr, sehr bitter für uns."
Einziger Trost: Auch Schlusslicht Würzburg (0:2 in Darmstadt) und der Vorletzte FC St. Pauli (0:3 gegen Düsseldorf) gingen leer aus. Sandhausen überwintert damit auf dem Abstiegs-Relegationsplatz. Die Pause ist allerdings sehr kurz. Schon am 3. Januar geht es mit der Partie in Hannover weiter. Davor müssen die Kurpfälzer am Mittwoch (18.30 Uhr) im DFB-Pokal noch zum Bundesligisten VfL Wolfsburg, bei dem mehrere Corona-Fälle aufgetreten sind. Bisher ist das Spiel noch nicht abgesagt.
Michael Schiele bleibt kaum Zeit, Dinge zu verändern und sein Team aufzurichten. Der Frust sitzt tief. Alexander Esswein verließ bei seiner Auswechslung sichtbar angefressen den Platz. "Darüber müssen wir noch ein Gespräch führen", meinte Schiele.
Am Hardtwald kommt gerade wirklich alles zusammen.
Sandhausen: Wulle - Röseler, Kister, Linsmayer (78. Bouhaddouz) - Diekmeier, Taffertshofer (78. Zenga), Nartey, Contento - Biada (82. Scheu) - Behrens (82. Rossipal), Esswein (62. Keita-Ruel).
Kiel: Gelios - Dehm (87. Ignjovski), Wahl, Thesker, van den Bergh - Meffert - Bartels (70. Porath), Hauptmann (87. Arslan), Mühling (61. Serra), Reese (70. Mees) - Lee.
Schiedsrichter: Matthias Jöllenbeck (Freiburg); Tore: 0:1 Dehm (70.), 0:2 Serra (81., Handelfmeter); Rote Karte: Contento (Handspiel (80.).