Rhein-Neckar Löwen

Löwen A-Jugend wird Deutscher Meister

Wenn die Zuschauer auf Tischen und Stühlen stehen, muss es etwas Besonderes zu sehen geben. Der Nachwuchs der Rhein-Neckar Löwen feierte in einer proppevollen Stadthalle den Titelgewinn.

29.05.2022 UPDATE: 30.05.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden
Da ist das Ding! Junglöwen-Kapitän Robert Timmermeister streckt den Pokal nach oben. F: F&S

Von Tillmann Bauer

Östringen. Der Begriff "ausverkauft" wurde am Samstagabend neu definiert. Sagen wir es so: die Stadthalle Östringen, sie platzte.

Sitzplätze gab’s (so oder so) schon über eine Stunde vor Anpfiff nicht mehr.

Am Tribünenende oben standen die Menschen in zwei bis drei Reihen hintereinander, dahinter stellten sie sich verzweifelt auf Stühle, um etwas vom Spielfeld zu sehen, wiederum da dahinter kletterten sie auf Tische. Not macht eben erfinderisch.

850 Zuschauer waren offiziell da. Sie alle wollten Historisches erleben und haben das auch: Die A-Jugend der Rhein-Neckar Löwen hat sich im Finale gegen die Füchse Berlin in Hin- und Rückspiel durchgesetzt und sich seit über 14 Jahren mal wieder zum Deutschen Meister gekrönt.

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Zuletzt gelang das 2008, damals mit Rekord-Löwe Patrick Groetzki.

Die Bundesliga-Profis waren übrigens zahlreich vertreten. Niclas Kirkelokke und Mikael Appelgren gönnten sich kurz vor dem Anpfiff noch eine Bratwurst im Brötchen, Uwe Gensheimer kletterte unten direkt am Spielfeldrand auf einen Tisch und hielt die letzten Spiel-Sekunden mit einem Handyvideo fest.

Um 21.35 Uhr war Schluss – da brachen alle Dämme. Die Spieler lagen sich jubelnd in den Armen, die Zuschauer sorgten für ohrenbetäubenden Lärm, David Späth und Philipp Ahouansou (die 2018 nur Vizemeister wurden und mittlerweile Profis sind) herzten ihre Kumpels auf der verharzten Spielfläche.

Mittendrin stand Robert Timmermeister. "So eine volle Halle, wir haben da drauf hingefiebert – das ist einfach nur krank", sagte er zur RNZ. Der Kapitän der Junglöwen hatte die Goldmedaille um den Hals hängen und stand im Meer von Gratulanten.

Er wurde schon vor wenigen Wochen mit dem Drittliga-Team Meister und hat quasi allein aufgrund seines Nachnamens den Erfolg in die Wiege gelegt bekommen. Timmermeister sagt: "Wir haben so eine Qualität – wir wussten, dass wir das Ding holen."

Das "Ding" war ein gläserner Pokal, den Timmermeister als Spielführer gen Hallendach stemmen durfte.

Eine 31:32-Niederlage im Rückspiel reichte den Löwen, weil sie sich vergangenen Sonntag im Hinspiel in Berlin deutlich mit 31:25 durchgesetzt hatten.

Eben jenes "31:25" hatte sich Daniel Haase mit Kugelschreiber auf die linke Hand gekritzelt. "Damit ich es nicht vergesse", grinste der Meistertrainer: "Erst so 40 Sekunden vor Schluss habe ich wirklich gewusst, dass wir durch sind."

Was er damit im übertragenen Sinne sagen wollte: Die Hauptstädter, die im vergangenen Jahr den Titel gewonnen hatten, haben stets an sich geglaubt, aufopferungsvoll gekämpft, nie locker gelassen und lagen fast permanent vorne.

Eine Vier-Tore- (8:12/23. Minute) und mehrere Drei-Tore-Führungen (21:24/47. oder 24:27/52.) waren aber das höchste der Gefühle. Die Spannung war dennoch bis in die Schlussviertelstunde da. "Wir haben in den letzten Jahren eine unglaubliche Mentalität entwickelt. Die Jungs sind klar im Kopf", sagte Haase: "Alle haben mitgezogen, bis zum letzten Training. Das macht mich stolz."

Das kann er sein. Schließlich haben viele seiner Schützlinge das Potenzial, sich bald in der ersten oder zweiten Bundesliga zu etablieren. Elias Scholtes, Mats Grupe und Lion Zacharias haben bereits ihren ersten Profivertrag bei den Löwen unterschrieben (Zacharias wird zunächst an die Eulen Ludwigshafen ausgeliehen), Robert Krass wechselt zum ThSV Eisenach und Matthis Blum zum VfL Lübeck Schwartau.

Doch davon wollte am Samstagabend niemand etwas wissen. Die große Sause war im vollen Gange.

"Ich geh’ jetzt duschen und dann nach Hause", scherzte Haase: "Nein, natürlich nicht. wir haben so viel investiert, da dürfen wir ruhig mal feiern. Ich weiß zwar nicht genau was und wo angesagt ist, es gibt keinen Plan – aber auch kein Ende."

Das Kaltgetränk in seiner Hand war da schon geöffnet. Als Meistertrainer schmeckt’s bestimmt besonders gut.

Löwen: Michalski 2, Scholtes 7, Zacharias 2, Timmermeister 5, Grupe 3, Blum 4/2, Moré 2, Clarius 4, Kraft 2.

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