Rhein-Neckar Löwen

Der Fluch ist besiegt

Dank 30:26-Erfolg über Hannover erstmals den DHB-Pokalsieger

06.05.2018 UPDATE: 07.05.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden

Von Tillmann Bauer

Hamburg. Pünktlich um 16.49 Uhr brachen alle Dämme. Gestandene Männer sprangen jubelnd wie kleine Kinder auf das Spielfeld, umarmten sich, brüllten vor Freude. Patrick Groetzki ließ vor der Fankurve einen Urschrei los, Mikael Appelgren und Rafael Baena setzten zum Tänzchen an, Bogdan Radivojevic verschwand kurzzeitig im gelben Jubelmeer. Kurze Zeit später reckte Andy Schmid den schillernden Pokal Richtung Arena-Decke, die Platte füllte sich mit rot-weißem Konfetti, es entstand eine gelbe Jubeltraube. Endlich, war es geschafft. Mit einer unglaublichen Willensleistung haben die Handballer der Rhein-Neckar Löwen im DHB-Pokalfinale am Sonntag die TSV Hannover-Burgdorf mit 30:26 geschlagen und den Titel nach Mannheim geholt. Im elften Versuch hat es geklappt, der Pokal geht zum ersten Mal in die Quadratstadt. Der Fluch ist besiegt.

"Das ist schon der Wahnsinn", rang Spielmacher Schmid nach Worten, "wir sind so oft gescheitert, das war ein sehr emotionaler Moment." Denn der Schweizer war es, der das Pokalfinale entschied. Mit einer bärenstarken zweiten Halbzeit setzte er der Partie den Deckel auf. Der Lohn: Neben dem Pokaltitel die Auszeichnung zum besten Spieler des Final-Four-Turniers. "Das war alles ein bisschen viel für mich", so Schmid. Also setzte er sich erstmal alleine an die Werbebande, schaute in die Leere und genoss das bunte Treiben. Der König der Löwen war am Ziel.

Doch zurück zum Anfang: Man merkte, was auf dem Spiel stand. Hektisch, fahrig, inkonsequent. So könnte man die ersten Finalminuten beschreiben. Der sonst so nervenstarke Gudjon Valur Sigurdsson legte einen Siebenmeter auf die Latte, Rückraum-Ass Alexander Petersson lieferte ich ein hitziges Wortgefecht mit Recken-Verteidiger Evgeni Pevnov. Es war Pfeffer drin.

Hintergrund

Stimmen zum Triumph

Andreas Palicka, Torhüter der Löwen: Unser Leben ist aktuell sehr gut. Ich habe eigentlich keinen Druck gespürt. Wir waren zielstrebig und sind verdient Pokalsieger geworden.

Kim Ekdahl du Rietz,

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Stimmen zum Triumph

Andreas Palicka, Torhüter der Löwen: Unser Leben ist aktuell sehr gut. Ich habe eigentlich keinen Druck gespürt. Wir waren zielstrebig und sind verdient Pokalsieger geworden.

Kim Ekdahl du Rietz, Rückraumspieler der Löwen: Andy Schmid hat in der zweiten Halbzeit seine Sache gemacht, so wie immer eigentlich. Ich freue mich vor allem für unsere Fans. So richtig feiern können wir dann aber hoffentlich in drei Wochen.

Mikael Appelgren, Torhüter der Löwen: Ich habe gut gefrühstückt und lecker zu Mittag gegessen, dazu ein bisschen die Sonne genossen - manchmal kann Handball so einfach sein."

Patrick Groetzki, Rechtsaußen der Löwen: Ich glaube, es war nun endlich mal an der Zeit, dass ich das Ding gewinne. Das ist unglaublich und tut allen im Verein richtig gut. Ein Finale gewinnt man nicht einfach so im Vorbeigehen.

Nikolaj Jacobsen, Trainer der Löwen: Ich kann meine Emotionen gar nicht beschreiben. Die Erleichterung ist sehr groß. Alle haben gesagt, ihr müsst das Ding endlich gewinnen. Am meisten freue ich mich für die Fans.

Mads Mensah Larsen, Rückraumspieler der Löwen: Am Donnerstag geht es schon weiter. Jetzt feiern wir eben im Flugzeug.

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Aus der Ruhe bringen ließ sich aber niemand auf Seiten der Mannheimer. Schließlich kannte man bereits die Situation, ein Pokalfinale zu bestreiten. Für die Hannoveraner war es eine Premiere. Die Löwen nutzten das, wurden konsequenter. Vorne präsentierte sich Petersson in überragender Form, hinten glänzte mal wieder ein Torhüter. Nach der Appelgren-Gala im Halbfinale gegen Magdeburg bekam nun Andreas Palicka das Vertrauen. Und er zahlte es beeindruckend zurück: Der Schwede tat es Appelgren gleich und vernagelte das Gehäuse der Gelbhemden.

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Und das wirkte: Die "Recken" kamen gegen das Löwen-Bollwerk zeitweise gar nicht an, leisteten sich im Angriffsspiel einige Unkonzentriertheiten. Schmid und Co. lauerten nur darauf, erspielten sich ein zwischenzeitliches Sechs-Tore-Polster. Nein, die Löwen hatten keine Lust mehr auf den zweiten Platz, das spürte man in der ganzen Hamburger Arena.

Aber Hannover war mehr als ein würdiger Finalgegner. Kurz nach der Halbzeit ließen es die Löwen etwas ruhiger angehen. Timo Kastening flog von Rechtsaußen herein, erzielte den zwischenzeitlichen 13:14-Anschlusstreffer für die "Recken" - die Halle und das grüne Fanlager kochte. Die Partie drohte dem deutschen Meister nun aus den Händen zu gleiten.

Aber für die heiklen Situationen gab es ja immer noch den angesprochenen König der Löwen: Schmid riss das Spiel an sich, bestimmte jede Aktion, zog blitzschnell ab und stellte mit acht Toren die Weichen auf Sieg. "Wenn Andy anfängt Handball zu spielen", lachte Coach Nikolaj Jacobsen, "dann wird vieles einfacher." Ihm war gemeinsam mit einem glänzend aufgelegten Mads Mensah Larsen die große Pokal-Sause zu verdanken. Der Däne traf aus jedem Winkel, strahlte Ruhe aus und war in den entscheidenden Momenten zur Stelle. Nach dem Abpfiff hing ihm die goldene Medaille um den Hals, er strahlte: "Es hat in diesem Verein wirklich lange gedauert, bis wir diesen verdammten Pokal gewonnen haben. Jetzt ist die Erleichterung riesig."

Die zeigte sich auch auf der Pressekonferenz. Während Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga, sein Fazit zog, gönnten sich Jacobsen, Patrick Groetzki und Oliver Roggisch auf dem Podium schon mal ein Feierabend-Bier.

Die große Party in Hamburg sollte aber nicht mehr steigen. Der Flieger Richtung Mannheim ging schon am Sonntagabend, schließlich ist ja noch ein weiterer Titel in der Verlosung …

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