"Hoffe" jagt seltsamen Bundesliga-Rekord

Sinsheim. Das 1:1 gegen den 1. FC Köln war bereits das siebte Unentschieden hintereinander in der Rhein-Neckar-Arena

05.03.2012 UPDATE: 05.03.2012 10:00 Uhr 2 Minuten, 7 Sekunden
Von Wolfgang Brück

Sinsheim. Selbst in der Hitze des Gefechts hatte Heinz Seyfert ein Herz für den Gegner. Der Betreuer von 1899 Hoffenheim reichte Christian Eichner eine Trinkflasche, obwohl der Sulzfelder schon seit mehr als einem Jahr für den 1. FC Köln verteidigt. Der Ex-Hoffenheimer dankte es nicht. Kurz darauf blockte er auf der Torlinie einen Schuss von Sven Schipplock ab. Damit verhinderte er das 2:0, mit dem das Spiel vermutlich entschieden gewesen wäre. Stattdessen glich Lukas Podolski neun Minuten vor dem Ende die Führung der Gastgeber durch Marvin Compper (33.) aus.

Das 1:1 am Sonntagabend, 4. März, war bereits das siebte (!) Unentschieden hintereinander in der Rhein-Neckar-Arena. Sechsmal nach einem Hoffenheimer Vorsprung, sechsmal gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte, fünfmal durch Gegentore in der Schlussphase. Damit jagt Hoffenheim einen fragwürdigen Bundesliga-Rekord, den man sich derzeit noch mit Saarbrücken und Köln (auch jeweils sieben Punkteteilungen in Folge im eigenen Stadion) teilen muss.

Das nervt. Jannik Vestergaard tat sich hinterher schwer, die richtigen Worte zu finden. Stockend und mit leiser Stimme sprach der 1,97 Meter große Riese: "Es ist unfassbar, wie viele Punkte wir daheim haben liegen lassen. Einfach nur ärgerlich und enttäuschend." Zwölf Zähler mehr könnte Hoffenheim haben und sich sogar noch Hoffnungen auf die Champions-League-Qualifikation machen.

Aber jetzt? Als Zehnter sind die Kraichgauer im Niemandsland der Tabelle untergetaucht. Die Frage nach dem Saisonziel ließ Markus Babbel trotz mehrfachen Nachhakens unbeantwortet. Der Trainer sagte stattdessen: "Wir müssen hart daran arbeiten, dass wir unsere vielen Chancen besser verwerten." Der Mangel an Kaltschnäuzigkeit, die fehlende Gier, unbedingt ein Tor machen zu wollen, waren einmal mehr das entscheidende Manko.

Nicht nur Schipplock, der kurz darauf noch die Unterkante der Latte traf, auch der herausragende Boris Vukcevic, der sehr präsente Roberto Firmino und der bemitleidenswerte Srdjan Lakic, dem auch in seinem sechsten Spiel kein Tor gelang, hatten das 2:0 auf Fuß und Kopf. "Ich kann meiner Mannschaft nur einen Vorwurf machen: Sie hat die Möglichkeiten nicht genutzt", meinte Babbel.

Bezeichnend für die lange Zeit einseitige Partie: In der Halbzeit diskutierten die Kölner darüber, "ob wir das Spiel abschenken sollen", wie Eichner verriet. "So wie das bis dahin lief, mussten wir mit drei, vier Dingern rechnen." Doch aus dem Spiel heraus brachten die Hoffenheimer kein Tor zustande. Dem 1:0 durch Compper, dem fünften Bundesliga-Tor des Innenverteidigers, ging eine Ecke von Sebastian Rudy voraus. Unter Holger Stanislawski hatte Hoffenheim kein einziges Tor nach Ecken, immerhin 88, erzielt. "Das trainieren wir jetzt mehr", verriet Compper. Es hat sich einiges geändert. Die Kraichgauer wirken geordneter, spielfreudiger, beschwingter. Medienberater Thomas John meint, dass das Erlebnis über das Ergebnis hinweg trösten könne. Babbel lobte überschwänglich: "Die Jungs haben alles aus sich herausgeholt, Mannschaft und Zuschauer waren eine Einheit. Phantastisch."

Der Trainer bestritt, dass am Ende die Luft ausgegangen sei. Eine Idee, die naheliegend ist, so oft wie Hoffenheim Führungen aus der Hand gab. Eichner hatte dagegen das Gefühl, dass die Kölner in der Schlussphase die größeren Reserven hatten. Betreuer Seyfert muss sich allerdings keinen Vorwurf machen. "So oft wie ich dem Heinz früher geholfen habe, Wasserkästen zu tragen, war es nur recht und billig, dass er jetzt auch an mich gedacht hat", schmunzelte der Verteidiger.

Die Kölner feierten das 1:1 wie einen Sieg, für Hoffenheim war es eine gefühlte Niederlage. Compper: "So lange wir unsere Heimspiele nicht gewinnen, brauchen wir nicht über den sechsten oder siebten Platz diskutieren."

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