Rugby-Verband vertraut gegen Chile neuem Nationalteam
Weil die Stammformation gegen den Vorstand streikt, wurden 24 neue Spieler für das Weltranglistenmatch am Sonntag berufen.
Führt den Nationalspieler-Streik an und erhofft mehr Unterstützung von oben: Kapitän Sean Armstrong. Foto: JK
Von Claus-Peter Bach
Heidelberg. Der Deutsche Rugby-Verband (DRV) hat auf die Weigerung aller am letzten Samstag in Wiesbaden-Wehen gegen die USA (17:46) eingesetzten Nationalspieler, am Samstag um 15 Uhr in Offenbach im Stadion am Bieberer Berg gegen Chile anzutreten, schnell reagiert und die beiden bisherigen Siebenerrugby-Nationaltrainer Vuyo Zangqa und Clemens von Grumbkow (Heidelberg) beauftragt, eine neue Nationalmannschaft zu berufen und auf das schwere Weltranglistenmatch vorzubereiten.
Hintergrund
So wollen sie spielen
Deutschland:
Bastian Himmer (RG Heidelberg)
Phil Szczesny (Hannover 78), Robin Plümpe (RGH), Kain Rix (Hannover 78), Tim Lichtenberg (RGH)
Fabian Heimpel (RGH), Rafael Pyrasch (Kapitän/SG
So wollen sie spielen
Deutschland:
Bastian Himmer (RG Heidelberg)
Phil Szczesny (Hannover 78), Robin Plümpe (RGH), Kain Rix (Hannover 78), Tim Lichtenberg (RGH)
Fabian Heimpel (RGH), Rafael Pyrasch (Kapitän/SG Odin/VfR Hannover)
Luke Haynes (Limpopo Blue Bulls), Carsten Lang (RGH), Vincent Spies (TSV Handschuhsheim)
Robert Lehmann (RC Rottweil), Max Reinhard (TSV Handschuhsheim)
Paul Weiss (SC Neuenheim), Gino Gennaro (RK Heusenstamm), Marcus Bender (Handschuhsheim).
In Reserve: Marcel Becker, Senzo Ngubane (beide SC Frankfurt 1880), Felix Martel (Handschuhsheim), Benedikt Sabinarz (Heusenstamm), Stefan Mau, Daniel Koch (beide Germania List), Sebastian Fromm (Trinity College Dublin), Carlos Soteras-Merz (TV Pforzheim), Rafael Dutta (Nottingham University).
Gestern um 10 Uhr kamen die neuen 24 Spieler zum ersten Training in Heidelberg zusammen - darunter sind alle Siebenerrugby-Nationalspieler, die mit Rang fünf beim Weltklasseturnier Oktoberfest Sevens Ende September im Münchener Olympiastadion begeistert hatten. Neuer Teamkapitän ist Rafael Pyrasch von der SG Odin/VfR Hannover, der einige Jahre beim Heidelberger Ruderklub gespielt hatte.
Am Streik des deutschen Topteams unter der Führung der Kapitäne Sean Armstrong und Michael Poppmeier, die beim DRV-Vorstand bessere Bedingungen und eine Gleichbehandlung mit dem Siebenerrugby-Nationalteam durchsetzen wollen und dem Präsidenten Klaus Blank (Eppelheim) und seinen Mitstreitern vorwerfen, den bisherigen Hauptsponsor und Mäzen Dr. Hans-Peter Wild (Capri-Sun) verprellt zu haben, beteiligen sich nun auch Akteure, die nicht dem deutschen Meister HRK angehören: Anthony Dickinson (RG Heidelberg), Wynston Cameron-Dow (SC Frankfurt 1880) und Nikolai Klewinghaus (SC Neuenheim) waren am Mittwochnachmittag ins Ersatzteam berufen worden, sind dem gestrigen Training aber fern geblieben.
DRV-Sportdirektor Manuel Wilhelm (Heidelberg) reagierte sofort und teilte Klewinghaus um 14.41 Uhr schriftlich mit, dass der 19-Jährige "bis auf Weiteres für die DRV-Nationalmannschaften nicht mehr berücksichtigt" wird. Der Verband, der die Vorwürfe Armstrongs und Poppmeiers, sich nicht ausreichend um die Belange der Spieler gekümmert zu haben, strikt zurückweist, wird auch gegen die anderen Streikenden hart vorgehen. "Es ist dem einen oder anderen Spieler unter Umständen nicht klar, was für Konsequenzen diese unbegründete Weigerung haben kann", ließ DRV-Geschäftsführer Volker Himmer (Hannover) in einem Rundschreiben an die Vereine und Landesverbände wissen.
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Ob die neue DRV-Fünfzehn dem Weltranglisten-28. Chile gewachsen ist, wird das Spiel zeigen. Die Dreiviertelreihe ist so gut besetzt, dass kein Qualitätsverlust zu befürchten ist, doch dem neuen Sturm kann kaum zugetraut werden, die so wichtigen und komplizierten Standardsituationen binnen dreier Tage so gut einzustudieren, dass genügend Bälle für die deutschen Angriffe generiert werden können. Mehr Vorbereitung hatten deutsche Nationalteams bis 2015 allerdings nie.
