Kenias Evans Kipkorir Taiget hielt die Konkurrenz auf Abstand. Foto: vaf
Von Nikolas Beck
Mannheim. Lange waren sich die Veranstalter des MLP-Marathons Mannheim Rhein-Neckar unsicher gewesen. Aufgrund des Internationalen Deutschen Turnfests, das Ende Mai in der Metropolregion Halt gemacht hatte, musste der Dämmermarathon ausgerechnet bei der zehnjährigen Jubiläumsausgabe in den Juni ausweichen. Ob die Läuferschaft den Termin annehmen würde, daran hatte man gezweifelt - auch bei den Sponsoren. Von Verträgen, die an die Teilnehmerzahl geknüpft waren, berichtete Organisator Dr. Christian Herbert schon im Vorfeld. Dazu von "großer Erleichterung" aufgrund der positiven Anmeldezahlen.
Dass man am Samstagabend aber eine halbe Stunde vor Beginn die Anmeldung schließen musste, weil bei weiteren Nachzüglern nicht mehr jeder Finisher eine Medaille bekommen hätte - damit hatte Herbert nicht gerechnet. Der Jubiläums-Dämmermarathon hatte alle Rekorde gebrochen. Mit insgesamt 12.977 Läuferinnen und Läufern in allen Disziplinen wurde der bisherige Bestwert von 11.580 im Vorjahr noch einmal deutlich übertroffen. "Das ist ein ganz starkes Brett, ein Hammer. Wir sind wahnsinnig stolz darauf", strahlte Herbert auf der abschließenden Pressekonferenz.
Trotz aller Widerstände und kritischer Stimmen der Einzelhändler sowie der Anwohner der Quadratestadt, die unglücklich über die vielen Straßensperrungen sind und sich für eine Verlegung der Veranstaltung auf den Sonntag stark machen - die Marathon-Begeisterung ist ungebrochen. Die knapp 13.000 Teilnehmer wurden auch diesmal wieder von gut 100.000 Zuschauern an der Strecke frenetisch gefeiert.
Den Höhepunkt erreichte die Stimmung um 21:22 Uhr. Der Kenianer Evans Kipkorir Taiget überquerte nach 2:19:22 Stunden als Erster die Ziellinie vor dem Rosengarten. Von "ganz harten letzten fünf Kilometern" wusste der Sieger hinterher zu berichten. Bei Kilometer 25, vor dem ersten Überqueren der Kurt-Schumacher-Brücke, setzte Taiget zur entscheidenden Attacke an und zog dem Äthiopier Werkuneh Seyoun Aboye davon. Auch Taigets Landsmann Charles Cheruiyot Torotich gelang es noch, am Vorjahressieger Aboye vorbeizulaufen. Einen Zielsprint lieferten sich bei den Damen nach über 42 Kilometern die beiden Äthiopierinnen Abebech Etcha Bulbula (2:47:29) und Simegn Girma Tefera (2:47:36).
Erwartungsgemäß zeigten sich die Läuferinnen und Läufer aus Afrika als unschlagbar. Im Halbmarathon der Männer siegte Shadrack Kiptoo Kimaiyo aus Kenia in 1:06:16 vor drei seiner Landsmänner und Matthias Müller (1:11:48/TSG Weinheim). "Ich bin einfach nur froh, jetzt im Ziel zu sein", erklärte der 31-Jährige, der eigentlich unter 1:10 Stunden bleiben wollte, aber den hohen Temperaturen von bis zu 26 Grad Tribut zollen musste. Drum hielt sich auch beim Sportlichen Leiter Wilfried Raatz die Enttäuschung in Grenzen, dass trotz hochkarätig besetztem Feld kein Streckenrekord unterboten werden konnte. "Ich denke, wir haben ein interessantes internationales Rennen gesehen. Meine Hochachtung vor allen Finishern, mehr war heute einfach nicht drin."
Einen Einstand nach Maß feirte Lea Düppe (MTG Mannheim) in ihrem ersten Halbmarathon. Mit einer Zeit von 1:26:44 Stunden war die 21-Jährige nicht zu schlagen. Selbst einen kleinen unfreiwilligen Umweg beim Wechsel von der Marathon- zur Halbmarathonstrecke konnte sich die Studentin leisten. "Die Zeit ist nicht überragend, aber es war mir ganz wichtig, durchzulaufen", strahlte Düppe, die zuletzt bei den deutschen Meisterschaften noch aufgeben musste.
Bleibt eigentlich nur noch die Terminfrage zu klären. Gibt es jetzt auch 2014 das Lauffest im Juni? "Es ist auf jeden Fall eine Überlegung wert", bestätigte Herbert: "Die Läufer nehmen offenbar auch die höheren Temperaturen in Kauf und sind auf die Veranstaltung geeicht. Es spricht viele dafür, den Juni beizubehalten."