Das rechte Maß finden

Mannheim. Adler prangern die hohe Strafe gegen Kapitän Marcus Kink an

27.12.2011 UPDATE: 27.12.2011 06:42 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden
Von Rainer Kundel

Mannheim. Marcus Kink hatte im Gegensatz zu seinen Mitspielern an Weihnachten frei. Nicht, dass dem Kapitän der Adler Mannheim ein Feiertags-Bonus zugutegekommen wäre: Er durfte nicht aufs Eis, weil er nach einer Matchstrafe gesperrt worden war und deshalb erst wieder zum Jahresausklang gegen Ingolstadt am kommenden Freitag eingreifen kann. Kink hatte am 16. Dezember dem Kölner Stürmer Felix Schütz nach Ansicht des Schiedsrichters einen Check im "Kopf- und Nackenbereich" verpasst, was dem Einzelrichter Jörg Mayr nach Auswertung des Schiedsrichterberichts und der TV-Bilder eine Sperre von vier Spielen wert war. Kink galt als nicht vorbelastet und sein Gegenspieler konnte, nachdem eine blutende Platzwunde an der Nase in der Kabine verarztet war, die Partie fortsetzen.

Das gleiche Strafmaß ereilte drei Wochen zuvor den Straubinger Sandro Schönberger, der Adler-Verteidiger Steve Wagner in der ersten Spielminute derart in die Bande checkte, dass dieser mit einer Gehirnerschütterung vom Eis und danach zwei volle Wochen aus dem Trainingsbetrieb genommen werden musste. Bei Belastung machten sich bei dem US-Amerikaner Kopfschmerzen und Schwindelgefühle bemerkbar.

Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) tut sich bei Anwendung diverser Strafmaße seit jeher schwer mit dem Verursacher-Prinzip. Ihr ist auch eine Auslegung der nordamerikanischen Profiliga NHL fremd, dass bei Verletzungen mit nachhaltigen Folgen der Übeltäter so lange zusieht, wie der Betroffene spielunfähig ist. Dass die Adler Mannheim diesen Vergleich heranziehen und in Person ihres Managers Teal Fowler das (zu hohe) Strafmaß gegen Kink anprangern, ist deshalb nachvollziehbar. Dass betroffene Hunde bellen, ist verständlich, der Klub sollte aber den Mut haben, das Übel bei der Wurzel zu packen. Jörg Mayr ist, auch wenn er in der Öffentlichkeit gern als "kluges Köpfchen" auftritt, als Einzelrichter der DEL eine Fehlbesetzung.

Der 41-jährige Kölner Rechtsanwalt spielte bis 2002 zwölf Jahre für die Haie, bei denen er nach wie vor ein und ausgeht und deshalb nicht unparteiisch ist. Mayr kann bis zu einem Strafmaß von vier Spielen die Dauer von Sperren alleine festlegen. Der Disziplinar-Ausschuss der Liga, besetzt mit vier ehemaligen Aktiven sowie drei Hauptschiedsrichtern im Ruhestand, schreitet erst ein, wenn der Einzelrichter nach Auswertung des Zusatzberichtes des Schiedsrichters und der Ansicht von Videoaufzeichnungen der Auffassung ist, dass ein längeres Strafmaß angebracht sei. Dass Mayr auch als "Experte" des Abo-Senders Sky kommentierend zum Einsatz kommt, ist seinem Amt ebenfalls nicht angemessen. Als die RNZ vor einiger Zeit DEL-Chef Tripcke darauf ansprach, eilte der bei kritischen Fragen stets kurz angebundene Liga-Geschäftsführer mit einer nichtssagenden Antwort-Floskel davon.

Die DEL sollte, alleine um nicht weiter angreifbar zu sein, eine unabhängige Person mit Abstand zu Klubs und der eigenen Karriere, installieren. So wie es die auch hier eine Vorreiter-Rolle einnehmende Schweizer Nationalliga mit dem späteren Direktor der FIFA-Rechtsabteilung, Heinz Tännler, und heute mit Reto Steinmann vorlebt.

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