Neckarelz gewinnt das "Heimspiel" in Großaspach
Doch der Präsident stellt die Sinnfrage.
Großaspach. Alle Anwesenden votierten bei der Generalversammlung letzte Woche für eine Fortsetzung der Arbeit des Präsidenten. Für Thomas Ulmer folgen damit bei der SpVgg Neckarelz seine Amts- und Arbeitsjahre 28, 29 und 30. Der erste Mann der Spielvereinigung ist aber nicht nur Sportfunktionär, sondern auch Mediziner und Europaabgeordneter - und zudem bibelfest: Auf der Pressekonferenz nach dem 3:1-Sieg gegen Kickers Offenbach zitierte er Hiob 17, Vers 1: "Mein Odem ist schwach, meine Tage werden abgekürzt, das Grab ist nahe." Hat der Präsident kurz nach seiner Wiederwahl die Lust am Fußball verloren? "Nein", sagt er, "aber man muss sich die Frage stellen, ob Regionalligafußball in Mosbach erwünscht ist. In letzter Konsequenz melden wir das Team ab."
Drei Tage vor dem Aufeinandertreffen gegen den "Risikoclub" Kickers Offenbach verweigerten die Bundespolizei, die Polizei Mosbach und die Stadtverwaltung die Austragung des Spiels im heimischen Elzstadion. Dank einer Blitzaktion wurde die Verlegung nach Großaspach noch möglich. Doch statt eines zu erwarteten großen Zahltags legte die SpVgg Neckarelz wieder einmal drauf. Drei von bislang sechs Heimbegegnungen musste man auf fremden Gelände austragen, die Stadionmieten fressen allmählich das Budget auf. "Wir können nur so viel ausgeben, wie wir einnehmen. Am Mittwoch wollen sich alle Beteiligten nochmals zu einer letzten klärenden Zusammenkunft treffen, damit der Spielbetrieb künftig reibungslos über die Bühne geht. Thomas Ulmer und nochmals die Bibel: Wen der Herr liebt, den züchtigt er.
Fußball wurde auch gespielt im "Heimspiel" in Großaspach. In einer mäßigen ersten Halbzeit mit wenig Spielfluss sorgte Daniel Schwind in der 44. Minute mit einem 25-Meter-Freistoß in den Winkel für die 1:0-Pausenführung. Nach Ugur Beyazals 2:0 in der 58. Minute schien das Match entschieden. Der einzig nennenswerte Angriff der im Sturm harmlosen Hessen (14 Spiele, 13 Tore) führte in der 66. Minute durch Fabian Bäcker zum 2:1-Anschlusstreffer und zu einer ansatzweise spannenden Schlussphase, die aber Bogdan Müller in der 84. Minute mit seinem 3:1 endgültig zugunsten der SpVgg Neckarelz entschied.
Kickers-Trainer Rico Schmitt war sichtlich genervt: "Wir haben uns bei den Gegentoren angestellt wie eine Jugendmannschaft und waren im Zweikampfverhalten naiv." Der Ex-Coach von Erzgebirge Aue übernahm beim OFC eine heikle Aufgabe. Nach der Insolvenz im Juni 2013 und dem Zwangsabstieg in die Regionalliga musste er 22 neue Spieler einbauen. Ganz anders sein Gegenüber Peter Hogen, der seit Jahren behutsam sein Team aufbaut und wachsen sieht. Hierarchie und Harmonie stimmen. Und mit einem gewissen Stolz stellt er fest: "Mit dem Sieg über Offenbach haben wir uns erst einmal im Mittelfeld festgesetzt." Und Rico Schmitt ergänzt: "Da wollen wir auch hinkommen."
Neckarelz: Hickel - Bückle, Kiermeier, Schwind, Bindnagel - Beyazal, Busch, Keller (75. Keller), Keusch - Burgio (46. Gerstle), Müller (86. Galm).
Offenbach: Endres - Modica, Wittke, Biggel, Cappek - Bäcker, Theodosiadis (75. Yakut), Maier, Schulte (62. Mangafic), Tahiri (62. Van der Burg), Korb.
Schiedsrichter: Lehmann (Seitingen); Zuschauer: 700; Tore: 1:0 Schwind (44.), 2:0 Beyazal (58.), 2:1 Bäcker (66.), 3:1 Müller (86.)