Kolumne "Aufgespießt"

Rote und Blaue - ein Fanerlebnis

Kaum aus Liverpool zurück schmieden einige Hoffenheim-Fans schon neue Pläne

25.08.2017 UPDATE: 26.08.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 30 Sekunden

Rudi Ebner bereitet sich aufs Spiel vor.

Von Wolfgang Brück

Verloren und doch gewonnen. "Es war ein tolles Erlebnis", blickt Rudi Ebner auf die Reise nach Liverpool zurück. Der Schmerz über die 2:4-Niederlage seiner TSG Hoffenheim war nur kurz, es bleiben unvergessliche Erinnerungen.

Der 61-jährige Pharma-Referent war schon in der Verbandsliga Anhänger des Kraichgau-Klub. Ebner machte den langen Weg über die Dorfplätze der fünften und vierten Klasse mit. Schmunzelnd denkt er zurück an das erste Regionalliga-Spiel bei der "Zweiten" des 1. FC Kaiserslautern. Es fand auf Platz sechs statt, in gebührendem Abstand zum richtigen Stadion. Am Dienstag spielte Hoffenheim an der Anfield Road, der ruhmreiche 1. FC Kaiserslautern muss nach Heidenheim und Sandhausen.

Die Zeiten ändern sich. Im Fußball geht es ganz schnell. Der Traktor vor dem alten Sportplatz in Wehen, die gackernden Hühner drum herum, das war vor 15 Jahren. Jetzt war Liverpool. "Ich hatte eine Gänsehaut", erzählt der Rohrbacher, "bei ’you will never walk alone’ haben wir alle mitgesungen."

Mit 2500 Zuschauern war der Gästeblock voll. Schon am späten Nachmittag trafen sich die Hoffenheim-Fans im Stadtzentrum, gingen gemeinsam die gut vier Kilometer zur Anfield Road. "Die Leute haben uns zugewunken, sie haben applaudiert, Fotos gemacht. Es war ein tolles Gefühl", sagt Ebner. Auch wenn die erste halbe Stunde des Spiels weniger toll war. "Die haben uns überrannt. Wir waren chancenlos."

Trost gab’s reichlich. Ebner: "Wir haben schwer Eindruck gemacht. Den Leuten in Liverpool hat imponiert, dass es ein kleiner Dorfverein so weit gebracht hat." Auch Peter Hofmann sieht den Beginn einer wunderbaren Fan-Freundschaft zwischen Roten und Blauen. "Die Engländer waren herzlich und offen, die Menschen gingen auf uns zu, die Stimmung im Stadion war freundlich und friedlich", sagt der Präsident der TSG Hoffenheim.

Am Spieltag überließen die Liverpooler ihre sehenswerte Stadt den Gästen aus Kraichgau und Kurpfalz. Unter ihnen auch die Horrenberger Legende Steffen Kritter, der Mückenlocher Trainer Stephan Anweiler und, nicht zu vergessen, Klaus Herzel. Mit seinen 76 Jahren nahm der frühere Platzkassierer die Strapaze eine Busfahrt nach England auf sich, um mit seiner Frau beim Highlight dabei zu sein. "Liverpool", sagt Hofmann, "bestand am Nachmittag vor dem Spiel aus einem blau-weißen Fahnenmeer."

Gestern auf der Rückfahrt schmiedeten Rudi Ebner und sein Freund Winfried Würzer, ein 50-jähriger SAP-Mitarbeiter aus Malsch, schon die nächsten Pläne. Als sie im Autoradio vom Euro League-Gegner Brago hörten, beschlossen sie: "Wir sind dabei."

Kontakt: Wolfgang.Brueck@rnz.de

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