Von Rainer Kundel
Mannheim. Das Name waberte zwei, drei Tage durch die Gerüchteküche, ehe die Adler Mannheim am Montagabend nach Spielende gegen die Nürnberg Ice Tigers (4:2) den Zugang von Sean Collins bestätigten. Das späte Eintreffen der Transferkarte sei der Grund gewesen, dass der Klub erst gegen 21 Uhr seinen letzten Zugang verkündete, hieß es. Drei Stunden später lief die Transferfrist ab.
Selbst Experten des Pucksports sagt der Spieler nur wenig. Die Adler hatten dagegen nach Aussage ihres Trainers Pavel Gross bereits im Sommer mit Scouting-Netz ein Auge auf den 32-Jährigen geworfen. Da die nach Peking verpflanzte Mannschaft der Kunlun Red Stars aus der russischen KHL die Playoffs verfehlte, erhielt Collins die Freigabe. Nach nur 21 NHL-Einsätzen für Washington und Columbus entschied sich der Kanadier 2016 zu einem Wechsel in die interkontinentale KHL, wo er für Kunlun und HK Sotchi auflief (268 Spiele, 125 Scorerpunkte).
Die Mannheimer haben damit zehn Lizenzen an Importspieler vergeben, neun davon dürfen pro Spiel eingesetzt werden. Allerdings befindet sich darunter Andrew Desjardins, der nach einer Hüft-Operation noch länger ausfällt. Den in der Corona-Saison halbierten Etat belastet der Center aufgrund des kurzen Vertrages bis 31. Mai nicht zu sehr. Man sieht sich beim amtierenden Meister mit dem 1,91 Meter großen Zwei-Wege-Stürmer noch breiter aufgestellt. Die physische Komponente auf der Center-Position war ohne Desjardins etwas schmal geworden, zumal Schütz und Loibl auch auf den Außenpositionen eine Option sind. "Wir bekommen mit Sean einen soliden Spieler mit viel Erfahrung, er wird uns sofort helfen", ist Manager Axel Alavaara überzeugt.
In Zeiten brachliegender Reisetätigkeit lässt der Schwede seine weitreichenden Kontakte spielen. Bei Taylor Leier holte Alavaara beispielsweise vor der Vertragsunterschrift bei 14 Quellen Erkundigungen ein. Auch im Hinblick auf die bald folgenden Süd-Nord-Vergleiche mit 14 Partien innerhalb von 27 Tagen, den anschließenden Playoffs und nicht ausschließbaren weiteren Verletzungen macht die Verpflichtung Sinn. Der am Dienstag eingetroffene Spieler wird mit der Rückennummer 81 auflaufen und könnte nach der obligatorischen Quarantäne in der nächsten Woche zum Einsatz kommen.
Obwohl die Adler mit elf Punkten Vorsprung als Tabellenführer grüßen und zehnmal in Folge punkteten, stellen die Trainer weiterhin Defizite fest. Sei es bei der Konsequenz der Verteidiger oder dem Rückwärtsgang der Stürmer. "Wir haben ein Wechselbad der Gefühlte erlebt", fasste Pavel Gross den Arbeitssieg vom Montag zusammen. "Das Beste am zweiten Drittel war, dass es 2:2 stand und wir Dennis Endras hatten". Man habe nach dem guten Start gedacht, "etwas geschenkt zu bekommen". Es hätten sich Nachlässigkeiten eingeschlichen und die 50:50-Zweikämpfe seien verloren gegangen, bemängelte Gross.
Wie so oft setzte sich, basierend auf einem Top-Unterzahlspiel, wieder die individuelle Klasse durch. Verkörpert auch durch Sinan Akdag. Der Trainer freute sich für den Verteidiger, der nach einer Rückenverletzung erst sein achtes Punktspiel bestreiten konnte. " Wir konnten froh sein, dass es vor dem letzten Drittel 2:2 stand. Danach haben wir uns gesteigert und ab und zu treffe ich halt auch mal", freute sich der 31-jährige BWL-Absolvent mit Schwerpunkt Psychologie.