Hoffenheim und die Champions League

Das Wunder von Anfield?

Nach dem 1:2 gegen den FC Liverpool ist die Champions League für Hoffenheim in weite Ferne gerückt

16.08.2017 UPDATE: 17.08.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden

Torschütze Mark Uth (l.) betet, Pavel Kaderabek (hinten) bekreuzigt sich: "Hoffe" muss in Liverpool auf göttlichen Beistand hoffen. Foto: Imago

Von Achim Wittich

Sinsheim. Sandro Wagner war in der Pressezone noch völlig aufgelöst. Gerade hatte Hoffenheims stets emotionaler Sturmtank mit seinen Kollegen beim internationalen Premierenfestspiel gegen die "Reds" aus Liverpool eine bittere 1:2 (0:1)-Hinspielniederlage kassiert. Doch das interessierte den selbstbewussten Torjäger herzlich wenig. Also teilte er den fragenden Journalisten im Brustton der Überzeugung mit: "Ich bin absolut positiv, gefühlt fahre ich mit einem Vorsprung da hin." Und weiter: "Jeder, der Ahnung vom Fußball hat, hat gesehen, dass wir die bessere Mannschaft waren."

Ob Wagner mit seiner Einschätzung richtig lag, sei dahingestellt, obwohl der Außenseiter gegen die Liverpudlians allemal ein Unentschieden verdient gehabt hätte. Fakt ist jedoch: Die Ausgangslage vorm zweiten Duell ist - vorsichtig formuliert - bescheiden. Zur Erinnerung: Noch niemals in der Fußball-Historie hat eine deutsche Mannschaft an der legendären Anfield Road triumphiert. Werden also ausgerechnet die Himmelsstürmer aus dem Kraichgau in der Beatles-Stadt Nägel mit Köpfen machen können?

Hintergrund

Julian Nagelsmann, Trainer 1899 Hoffenheim: "Wir hätten mindestens ein Unentschieden verdient gehabt. Ich hätte uns auch zugetraut, im Rückspiel ein 0:2 aufzuholen."

Jürgen Klopp, Trainer FC Liverpool: "Ich hätte jedes Resultat

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Julian Nagelsmann, Trainer 1899 Hoffenheim: "Wir hätten mindestens ein Unentschieden verdient gehabt. Ich hätte uns auch zugetraut, im Rückspiel ein 0:2 aufzuholen."

Jürgen Klopp, Trainer FC Liverpool: "Ich hätte jedes Resultat genommen, auch ein 8:7."

Mark Uth, Torschütze des 1:2: "Wir haben eine überragende erste Halbzeit gespielt, aber leider unsere Chancen nicht genutzt. Mit zwei Toren Unterschied in Liverpool zu gewinnen, ist nicht einfach, aber wir glauben an unsere Chance. Alles ist noch offen."

Holger Stanislawski, TV-Experte und Ex-Trainer von 1899 Hoffenheim: "Wieder hier zu sein, ist wie Heimkommen ... Es war ein ganz, ganz tolles Spiel. Das Tor zum 1:2 gibt Hoffenheim einen Motivationsschub und kann als Zeichen gedeutet werden: Es geht doch!"

Oliver Baumann, 1899-Torhüter: "Wir haben es verpasst, vor Liverpool ein Tor zu machen. Aber dennoch haben wir über neunzig Minuten ein überragendes Fußballspiel gemacht."

Sandro Wagner, 1899-Stürmer: "Wir waren die bessere Mannschaft. Das nehmen wir nach Liverpool mit. Wir wollen und werden dort ein gutes Spiel machen. Wir werden nach vorne spielen und agieren."

Ermin Bicakcic, 1899-Abwehrspieler: "Wir geben nicht auf. Auch in Liverpool ist für uns etwas drin."

Emre Can, deutscher Nationalspieler vom FC Liverpool: "Wir waren gut in der Defensive, haben nur wenige Torchancen zugelassen. Man hat gesehen, dass wir sauschnelle Außen haben."

Jörg Albrecht, Oberbürgermeister von Sinsheim: "Gutes Spiel, super Stimmung, super Atmosphäre - leider mit einem ungünstigen Ergebnis für uns. Wenn wir den Elfmeter reingemacht hätten, wäre das Spiel sicherlich anders gelaufen." enze/esc

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TSG-Trainer Julian Nagelsmann wollte nicht ganz so forsch wie sein Torjäger sein. "Wir werden auch in Liverpool ein gutes Spiel machen, das kann ich Ihnen versprechen", sagte der 30-Jährige und analysierte die unterhaltsamen und gutklassigen 90 Minuten so: "Nicht die schlechtere Mannschaft hat verloren, sondern die, die nicht das größere Glück auf Ihrer Seite hatte." Keine Widerrede.

Natürlich war der kläglich verschossene Elfmeter von Andrej Kramaric (12. Minute) d a s Thema des Europapokalabends. Wie meist erfolgreich hatte der Kroate bei einem Strafstoß erneut versucht, den gegnerischen Torhüter zu überlisten, indem er den Ball - allerdings mehr geschoben als geschossen - in die Tormitte verabschiedete. Doch Liverpools Simon Mignolet ist zwar hin und wieder ein Fliegenfänger, doch am Dienstagabend hatte er einen seiner besseren Augenblicke erwischt. Hielt das Schüsschen des Hoffenheimers ohne Probleme und blieb auch sonst fehlerfrei. Gut für den LFC, weniger schön für Kramaric und Hoffenheim. Hätte, hätte, Fahradkette ...

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Stark, dass sich die TSG dadurch allerdings nicht aus dem Konzept bringen ließ. Auch nicht dadurch, dass die eigene Mauer beim Freistoßtor des erst 18-jährigen Trent Alexander-Arnold gegen die vorherige Absprache nicht hochsprang und Torhüter Oliver Baumann dadurch die Hände gebunden waren.

Weil auch der zweite Treffer der Männer aus dem Vereinigten Königreich durch Mithilfe des eingewechselten Norwegers Havardt Nordtveit mit dem Merkmal "Zufallsprodukt" versehen werden kann, traf Sandro Wagner mit seiner kernigen Kommentierung voll ins Schwarze: "Wir haben uns die zwei Gegentore selbst reingelöffelt."

Immerhin bleibt noch ein Fünkchen Hoffnung übrig. Die Kicker von Medienprofi Jürgen Klopp - beim Deutschland-Gastspiel in Champions-League-Form - sind wahrlich keine Übermannschaft. Besetzt zwar mit den wieselflinken Außenspielern Mohamed Salah und Sadio Mané sowie einigen diesmal fehlenden Hochkarätern in der Hinterhand - einbruchssicher wie die Bank von England ist der Premier-League-Klub aber beileibe nicht. "Hoffes" Neuzugang Serge Gnabry und Wagner im Nachfassen mussten den Abwehrriegel aufbrechen. Gleich zweimal stand der unglückliche Lukas Rupp den eigenen Kollegen im Weg.

Solche Fahrlässigkeiten im Umgang mit den eigenen Chancen werden auf diesem internationalen Niveau regelmäßig bestraft. "Wir haben ein bisschen zu viel gezockt", meinte "Kloppo" und konnte dabei ein verschmitztes Lächeln nicht unterbinden. Schade, dass "Hoffe" nicht abgebrühter war.

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