Hoffenheim gegen Liverpool

In diesem Hit ist viel Musik drin

Am heutigen Dienstagabend ist das Spiel der Spiele für die TSG Hoffenheim: Champions-League-Qualifikation gegen den FC Liverpool

14.08.2017 UPDATE: 15.08.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden

Die Königsklasse im Visier: Liverpool-Coach Jürgen Klopp.

Von Frank Enzenauer

Sinsheim. Als würden Paul McCartney und Ringo Starr, die verbliebenen Beatles, ein Reunion-Konzert feiern! Über 75.000 Tickets, heißt es, hätte die TSG Hoffenheim für den Liverpool-Hit verkaufen können, der Schwarzmarkt blüht, das Gastspiel der Reds unter dem Dirigat von Jürgen Klopp am heutigen Dienstagabend in der Sinsheimer Arena (20.45 Uhr/das ZDF überträgt live) elektrisiert. Denn das Spiel der Spiele steht für Hoffenheim auf dem Programm: die Europapokal-Premiere. Weil der Dorfklub in der zurückliegenden Bundesliga-Runde auf den vierten Platz gestürmt war, genießt man dort die Aussicht, in die Gruppenphase der Champions League vorzustoßen. Sollten die Hoffenheimer aber an den Liverpudlians scheitern, müssten sie mit Kicks in der Europa League vorlieb nehmen - und der TSG ginge eine Startprämie von 12,7 Millionen Euro flöten.

Pessimismus ist freilich unangebracht vor den beiden Playoffs heute und am Mittwoch in einer Woche an der Anfield Road. "Wir sind nicht totaler Underdog", sagte Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann vor dem Abschlusstraining am Montagabend in der Rhein-Neckar-Arena. "Wir wollen im Konzert der Großen mitspielen - also müssen wir auch so einen Top-Gegner schlagen." Der 30-jährige Ausnahmecoach wirkte "nicht viel nervöser als vor einem normalen Bundesliga-Spiel", wie er auf der Pressekonferenz in Sinsheim erzählte. Und verschmitzt verkündete er besonders Mutiges: "Vielleicht spielen wir ja sogar mit vier Stürmern. Theoretisch ist das ja möglich." Über "ein, zwei Positionen" grüble er noch, berichtete Nagelsmann, strittig könnte nach der durchwachsenen Generalprobe, dem 1:0-Sieg beim Drittligisten Rot-Weiß Erfurt im DFB-Pokal, die Besetzung der rechten Verteidigerseite sein. Neuzugang Havard Nordtveit und Ermin Bicakcic sind die Kandidaten neben Benjamin Hübner und Abwehrchef Kevin Vogt. Der gab sich am Vorabend des Liverpool-Highlights kämpferisch: "Ich gehe superoptimistisch in dieses Spiel."

Gleichwohl gilt Liverpool unter Experten und Buchmachern als Favorit, alleine schon historischer Verdienste geschuldet: Der 18-fache englische Meister und achtmalige Europapokalsieger (zweimal Champions League, zuletzt 2005, jeweils dreimal Cup der Landesmeister und Uefa-Cup) zählt zum Fußball-Adel.

Doch die TSG-Mannschaft sollte sich nicht kleiner machen als "ihr" Kraichgaudorf ist. Internationale Erfahrung haben mehrere Profis vorzuweisen: Kerem Demirbay und Sandro Wagner sind frisch gekrönte Confed-Cup-Champions, Nadiem Amiri, Serge Gnabry und Jeremy Toljan wurden in diesem Frühsommer Junioren-Europameister, Steven Zuber spielte für ZSKA Moskau, Pavel Kaderabek für Sparta Prag und Nico Schulz für Borussia Mönchengladbach in der "Königsklasse", zudem durften Torhüter Oliver Baumann (mit dem SC Freiburg), Havard Nordtveit (West Ham United, Borussia Mönchengladbach), Andrej Kramaric (HNK Rijeka, Dinamo Zagreb), Ermin Bicakcic (VfB Stuttgart) und Lukas Rupp (Borussia Mönchengladbach) immerhin in der Europa League mitmischen. Grün hinter den Ohren sind die "Nagelsmänner" also nicht.

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Das sieht auch Liverpool-Coach Klopp so. "Der Wert Erfahrung hat mich noch nie interessiert", sagte er. Von "Hoffe" ist er nach jüngsten Videoanalysen und aufgrund der Erlebnisse als Trainer von Mainz 05 und Borussia Dortmund beeindruckt: "Super Fußball, aggressiv, selbstbewusst, manchmal wild", beschrieb Klopp den Quali-Kontrahenten.

Ein Trainer als Entertainer. Dauergrinsend, schlagfertig, locker, sogar mit einer Radioreporterin flirtend agierte "Kloppo" beim Frage-und-Antwort-Spiel mit Journalisten, mal flüssig englisch, mal schnell deutsch redend. Auch unangenehme Nachfragen um den fehlenden, weil wechselwilligen Mittelfeldspieler Philippe Coutinho - er wird als Neymar-Ersatz beim FC Barcelona gehandelt - lächelte er charmant weg: "Ich beschäftige mich generell nur mit Spielern, die mir zur Verfügung stehen." Und Klopps Schlusswort dürfte die Vorfreude bei den 25.568 glücklichen Ticketbesitzern nähren: "Die Hoffenheimer sind stark, wir sind stark." Die Party kann beginnen …

Hoffenheim: Baumann - Nordtveit, Vogt, Hübner - Kaderabek, Zuber - Demirbay, Amiri - Kramaric, Gnabry - Wagner.

Liverpool: Mignolet - Alexander-Arnold, Lovren, Matip, Alberto Moreno - Can, Henderson, Wijnaldum - Salah, Firmino, Mane´.

Schiedsrichter: Kuipers (Niederlande).

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