Hauptsache weiter

TSG-Hoffenheim-Sieg im DFB-Pokal

Beim 1:0-Pflichtsieg in Erfurt sind die Hoffenheimer in Gedanken schon beim Hit gegen den FC Liverpool - Amiri trifft

13.08.2017 UPDATE: 14.08.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden
Die entscheidende Szene am Samstagabend: Nadiem Amiri (m.) überwindet zehn Minuten nach der Halbzeitpause RWE-Torhüter Philipp Klewin. Foto: dpa

Von Achim Wittich

Erfurt. Sandro Wagner brachte es kurz nach dem Schlusspfiff in den Katakomben des Erfurter Steigerwaldstadions haargenau auf den Punkt: "Hauptsache, wir sind weiter gekommen. Das passt", hakte Hoffenheims Torjäger den 1:0 (0:0)- Sieg in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Drittletzten der Dritten Liga schnell ab. Noch wichtiger war für den stets selbstbewussten Nationalspieler die Tatsache, dass er die kompletten 90 Minuten auf dem Rasen gestanden hatte. Nach seinem verspäteten Einstieg in die Vorbereitung und dem unglücklichen Umknicken im letzten Geheimtest gegen den FC Bologna kann "Hoffes" Trainer Jullian Nagelsmann am Dienstag (20.45 Uhr/live im ZDF) im Champions-League-Playoff-Duell gegen den FC Liverpool auf seinen Sturmtank bauen. "Man hat gesehen, dass er fit ist", war Nagelsmann mit dem Auftritt von Wagner vollauf einverstanden.

Mit einigen Schäflein aus seiner Herde konnte er beim ziemlich durchwachsenen Auftritt in Thüringen allerdings nicht zufrieden sein. "Der ein oder andere ist leider durchgefallen", nahm Nagelsmann kein Blatt vor den Mund und kündigte für den Hit gegen die "Reds" Veränderungen in der Startaufstellung an. "Die 1000-prozentig gleiche Elf wird es mit Sicherheit nicht sein." Durchs Sieb gefallen könnten vor allem der norwegische Neuzugang Håvard Nordtveit und auch Angreifer Andrej Kramaric sein, die kein nachhaltiges Bewerbungsschreiben für den ersten internationalen Auftritt der Kraichgauer abgeben konnten. Eine einwandfreie Vorstellung lieferte hingegen der 19-jährige Torhüter Gregor Kobel ("Ich bin nicht der Typ, der schnell nervös wird") ab, der Stammkeeper Oliver Baumann fehlerlos vertrat.

Nur knapp über 8000 Zuschauer waren in die umgebaute Arena gepilgert. Noch vor einer Woche wollten knapp doppelt so viele Fußball-Fans den Auftritt von Borussia Dortmund sehen. "Totale Sch... gezogen." Das Transparent in der Erfurter Fankurve kündigte eindeutig davon, für wie attraktiv der Dorfklub in der thüringischen Hauptstadt eingestuft wird. Dass es dann auch nicht zur Pokalsensation für ihre Lieblinge reichte, störte die RWE-Getreuen wenig. Mit viel Applaus verabschiedeten sie den David, der sich Goliath energisch entgegenstemmte und alle seine sportlichen Mittel ausschöpfte. Die bestanden zwar in erster Linie darin, einen vielbeinigen Abwehrriegel zu errichten (Wagner: "Die haben mit zehn Mann hinten drin gestanden"), aber wer wollte das dem krassen Außenseiter verübeln. Erfurts Coach Stefan Krämer konnte sich in humorigen Worten jedenfalls darüber freuen, dass seine Schützlinge die Vorgaben tadellos umgesetzt hatten. "Es sollte zumindest phasenweise zu erkennen sein, dass wir die gleiche Sportart betreiben. Das ist uns gelungen", meinte er auf der Pressekonferenz. So war es nach einer langweiligen ersten Hälfte mit wenigen Höhepunkten Nadiem Amiri nach Vorarbeit von Kerem Demirbay vorbehalten, in der 55. Minute den entscheidenden Treffer zu setzen. Bezeichnend, dass wenige Sekunden vor dem Abpfiff Serge Gnabry das von Erfurts Schlussmann Klewin verlassene Tor der Gastgeber frei von der Mittellinie aus verfehlte.

Allzu kritisch beäugen wollte aber keiner aus dem Hoffenheimer Tross den letztlich sicher gemeisterten Pflichtspielerfolg. "Das Champions-League-Qualifikationsspiel ist noch einmal etwas ganz anderes, da werden wir anders rangehen", verkündete Innenverteidiger Ermin Bicakcic und gab immerhin zu, dass man sich "schwer getan" habe.

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Nagelsmann machte keinen Hehl daraus, dass es drei Tage vor der europäischen Premiere schwer gewesen sei, die volle Konzentration und Leistungsbereitschaft abzurufen. "Es war kein optimaler Zeitpunkt für ein DFB-Pokalspiel." Zudem tat ihm der teils durchaus freche Gegner auch nach dem Rückstand nicht den Gefallen, zu früh "aufzumachen" und in die "Falle zu tappen". Das ist morgen Abend vom FC Liverpool selbstredend ebenfalls nicht zu erwarten. Die Engländer allerdings werden nicht nur reagieren, sondern auch agieren. Vielleicht öffnet sich so eine Falltür für "Hoffe".

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