Kaderstruktur von 1899 Hoffenheim

Viel ins Mannschaftsgefüge investiert (plus Fotogalerie)

Hoffenheims Manager Alexander Rosen über die Kaderstruktur und das fehlende Puzzleteil eines zentralen Mittelfeld-Strategen

18.07.2017 UPDATE: 19.07.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden

Allroundtalent: TSG-Sportdirektor Alexander Rosen machte im Trainingslager auch beim Frisbee eine gute Figur: Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Windischgarsten. Auf dem Trainingsgelände versuchte Alexander Rosen sein Level im Frisbeewerfen zu erhöhen, vor allem aber möchte der 38-jährige Manager des Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim die Kaderstruktur (derzeit 27 Feldspieler und drei Torhüter) immer mehr verbessern. Akuten Handlungsbedarf gibt es unterdessen nicht.

Bis auf die Sechser-Position ist die Mannschaft komplett - und mit aller Macht einen Ersatzmann für den zum FC Bayern München abgewanderten Nationalspieler Sebastian Rudy zu finden, hält Rosen nicht für zielführend. "Wir haben mit Süle und Rudy zwei tragende Spieler von der letzten Saison verloren", berichtete Rosen bei einer Medienrunde am Dienstag im Stüberl des Teamhotels Dilly, "aber 13 andere sind noch da. Wir werden nur etwas machen, wenn wir sehen, dass uns die Qualität kurzfristig weiterhilft."

Zumal das fehlende Puzzleteil eines zentralen Mittelfeld-Strategen auch andere Protagonisten, in leicht veränderter Rolle, durchaus kompensieren könnten. Der von Werder Bremen geholte "Ösi" Florian Grillitsch (21) etwa, der bei "Hoffe" den nächsten Karriereschritt unter Trainer Julian Nagelsmann einleiten möchte. "Florian ist ein feiner Fußballer und ein kluger Kerl", sagt Rosen über die Perspektivverpflichtung.

Als weitere Möglichkeiten sind auch der frisch gebackene U-21-Europameister Nadiem Amiri oder Kerem Demirbay denkbar, die vor Offensivdrang sprühen und die "Sechs" eben "mit mehr Ballbesitz" interpretieren. Ferner steht mit Routinier Eugen Polanski (31) eine solide Kraft zur Verfügung. Für "Pola" als Back-up wird es freilich erneut schwer, zumal der TSG-Cheftrainer auf gnadenlosen Tempofußball setzt, wie es die abwechslungsreichen Übungseinheiten in Windischgarsten eindrucksvoll demonstrieren.

Hintergrund

Dicke Kumpels

Gestern bestritt Nadiem Amiri seine erste Einheit. Vom Spanien-Urlaub vorzeitig zur Vorbereitung - warum? "Ich habe gedacht: Je früher, desto besser. Wir haben schließlich Großes vor." Der U-21-Europameister hatte viele Glückwünsche zum Titel erhalten.

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Dicke Kumpels

Gestern bestritt Nadiem Amiri seine erste Einheit. Vom Spanien-Urlaub vorzeitig zur Vorbereitung - warum? "Ich habe gedacht: Je früher, desto besser. Wir haben schließlich Großes vor." Der U-21-Europameister hatte viele Glückwünsche zum Titel erhalten. Ergo eine Runde fürs Team? "Ich gebe lieber einen aus, wenn wir in die Champions League kommen", so Amiri. Er ist Zimmergenosse von Marco Terrazzino. Sie sind dicke Kumpels.

Frisbee-Cracks

Alexander Rosen bewegt sehr gerne eine Frisbee-Scheibe. In Windischgarsten hat Rosen Konkurrenz bekommen. "Geschäftsführer Peter Görlich hat außergewöhnliches Talent", berichtete er. Geschick beweist auch Torhüter Oliver Baumann. Für Rosen kein Wunder: "Man merkt, dass Oli was mit den Händen macht." Stimmt.

Kletter-Maxen

Die TSG-Profis waren gestern im Hochseilgarten als Kletter-Maxen unterwegs. Philipp Ochs: "Wenn du oben in den Bergen über Schluchten fliegst, ist das schon etwas Besonderes." Die Betreiber werben damit: "Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende!" Na denn. jog

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Der Norweger Havard Nordtveit, dessen Hauptposition das defensive Mittelfeld ist, scheint für eine Dreier- oder Viererkette eingeplant zu sein. Der 27-Jährige galt bei Borussia Mönchengladbach als feste Größe, war zuletzt bei West Ham United allerdings trotz eines gehobenen Salärs eher unzufrieden. Nordtveit soll Niklas Süle beerben. Hinten sind also beim Champions-League-Aspiranten Hoffenheim die Schotten dicht.

Nagelsmann verfügt mit Nordtveit, Vogt, Hübner, Ermin Bicakcic, Justin Hoogma, Fabian Schär und Kevin Akpoguma über eine Vielzahl an Innenverteidigern. Selbst beim Schweizer Nationalspieler Schär (Vertrag bis 2019) ist ein Verkauf nicht zwingend angedacht. "Wir werden Fabian nicht aktiv wegschicken", meinte Rosen. Der Sportdirektor verwies auf das Fallbeispiel des Ungarn Adam Szalai, den fast jeder abgeschrieben hatte und der in der Rückrunde 2016/17 leistungsmäßig explodierte.

Freude, Genugtuung und Selbstvertrauen lösen bei Rosen drei wesentliche Aspekte im strategischen Kadermanagement aus. Erstens: Es gab ein hohes Marktinteresse für Hoffenheimer Akteure. Zweitens: Akademie-Sprösslinge und junge Talente werden ungeachtet internationaler Sphären weiterhin im Fokus stehen und Chancen unter Nagelsmann erhalten. Drittens: Der Kern des letztjährigen Erfolgsteams bleibt zusammen. Die erfolgten Vertragsverlängerungen von Baumann, Zuber, Demirbay, Szalai, Wagner und Amiri sind ein unübersehbares Signal. "Hoffe" hat ins schon bestehende Mannschaftsgefüge investiert, musste im Einzelfall gar nahe an eine gewisse monetäre Schmerzgrenze gehen. Rosen dazu klipp und klar: "Auf dem internen Transfermarkt haben wir zugeschlagen."

Der Kraichgauklub hat in den letzten Jahren, nach verlustreichen Etappen, die von Gesellschafter Dietmar Hopp ausgeglichen wurden, mit die meisten Transfergewinne in der Bundesliga erzielt. "Es heißt ja nicht bei uns, was reingeht, geht wieder raus", verwies Rosen auf die 20 Millionen Euro aus dem Süle-Transfer, die nicht automatisch reinvestiert werden sollen. Rosen voller Optimismus, Ehrgeiz und Überzeugung: "Wir haben es geschafft, wirtschaftlichen mit sportlichem Erfolg zu kombinieren."

In Hoffenheim wird sich demnach nichts Grundsätzliches an der Ausrichtung ändern - trotz Königsklasse und/oder Europa League. Transferüberschüsse, gesundes Wirtschaften und innovatives Arbeiten gehören längst zur Philosophie und DNA. "Ich bin jetzt relativ entspannt", sagte Hobby-Frisbeespieler Rosen. Das Gefüge steht - gestern Abend holte der Manager noch Neuzugang Serge Gnabry am Flughafen ab.

Heute in einer Woche kehren mit Wagner, Demirbay und Toljan drei Nationalspieler und Nachzügler aus dem Urlaub zurück. Ab dann heißt es mit "voller Batterie" (Rosen) in die zehnte Bundesliga-Spielzeit und Europacup-Premiere …

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