Mehr Aufwand, weniger Ertrag
Der 1. FC Köln möchte am Freitag gegen die TSG endlich mal wieder punkten
Von Andreas Morbach
Köln. Auf den saisonalen Nachtisch haben sich die Drahtzieher des 1. FC Köln schon vor einiger Zeit festgelegt, nun kommen nach und nach auch die Details zur geplanten Asienreise auf den Tisch. Am 22. Mai, zwei Tage nach dem Ligafinale gegen Mainz, steigen die Profis des Geißbockklubs in den Flieger nach China. Bei dem viertägigen Trip ins Reich der Mitte, für den die Rheinländer eine halbe Million Euro erhalten, steht unter anderem ein Testspiel gegen Liaoning Hongyun auf der Agenda - und damit ein Wiedersehen mit Anthony Ujah.
Drei Jahre lang spielte der nigerianische Angreifer für den FC, nach einem Zwischenjahr in Bremen landete er im vergangenen Sommer bei dem Verein aus der Chinese Super League. Ujahs Kölner Zeit blieb in Erinnerung als eine Phase, in der die Mannschaft von Peter Stöger ihr Glück bevorzugt in weiten Pässen auf den geschmeidigen Kerl im Angriffszentrum suchte. Eine etwas einseitige Methode, die der österreichische Chefcoach sukzessive zugunsten eines variableren Offensivspiels abbaute. Momentan ist Stöger allerdings an einen Punkt zurückgefallen, wo das Wohl und Wehe seines Teams wieder stark von einem Spieler abhängt. Wobei das Mittelfeld seinem Lieferantenjob für Mittelstürmer Anthony Modeste, dem Dreh- und Angelpunkt, nicht nachkommt.
Die Domstädter konnten die langfristigen Ausfälle von Leonardo Bittencourt und Marcel Risse, ihren Kreativspielern auf den Außenbahnen, nicht auffangen. Dazu bröselt das einstige Prunkstück der Stöger-Elf, die Defensive, vor sich hin: 20 Gegentore in den letzten zehn Spielen lautet die unangenehme Wahrheit - zu der aber eben auch die laufende Neustrukturierung des Spielsystems gehört. Die Kölner wollten weg vom überwiegend reagierenden Fußball, mit der Umsetzung ist derzeit allerdings das gesamte Team überfordert.
Die jüngsten Niederlagen gegen Gladbach (2:3) und in Augsburg (1:2) waren ein deutlicher Beleg für die Unwucht zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen. Die Statistiken untermalen die komplizierte Weiterentwicklung eindrucksvoll: Zwar laufen die Kölner pro Spiel in der Rückrunde mehr als noch im Herbst, bestreiten auch mehr Zweikämpfe - die deutlich besseren Ergebnisse erzielten sie aber in der ersten Saisonhälfte. Mehr Aufwand für weniger Ertrag - das kann keinem Trainer dieser Welt gefallen.
Spaß an der aktuellen Situation hat Peter Stöger auch nicht - aber zumindest eine Erklärung. "Im Vergleich zu vor zwei Jahren stehen wir höher und erzielen mehr Tore. Um zu verstehen, dass wir deshalb weniger Leute hinter dem Ball haben und dadurch weniger stabil stehen, brauche ich kein Uni-Professor zu sein", sagt der 51-Jährige und empfiehlt zur Bekämpfung des Übels schlicht: "Trainieren, arbeiten, Dinge verbessern."
Akutes Zusatzproblem: Mit Freitag-Gegner Hoffenheim, Dortmund und Bremen warten auf die Kölner in den nächsten drei Partien die besten Rückrundenteams nach den Bayern. Trotz der schwachen Frühjahrsbilanz segelt der FC offiziell immer noch auf Europapokalkurs, die Realität aber sieht anders aus. "Ich bin mir nicht sicher, ob man mit unseren 40 Punkten nicht plötzlich auf den Relegationsplatz kommt. Und darauf habe ich gar keine Lust", betont Stöger. Ganz im Sinne von Kapitän Matthias Lehmann, der fordert: "Wir müssen ganz schnell gucken, dass wir wieder punkten. Sonst werden das noch hässliche fünf Spiele, und wir werden noch ein paar Plätze nach hinten durchgereicht."