Die Lehrstunde

Aus Bremer Sicht war die 3:5-Heimpleite gegen Hoffenheim schmeichelhaft

Mannschaft und Trainer des SV Werder haben noch einen weiten Weg, um Europa zu erreichen

14.05.2017 UPDATE: 15.05.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden

Trainer-Sieger Julian Nagelsmann (l.) muntert Alexander Nouri auf. Foto: APF

Von Frank Hellmann

Bremen. Vom Kumpel und Kollegen ausgetrickst? Die These ging Alexander Nouri dann doch zu weit. Sein Plan sei nicht aufgegangen, so wollte es der Trainer des SV Werder formuliert wissen, "das müssen wir leider akzeptieren." Die aus Bremer Sicht noch ziemlich schmeichelhafte 3:5 (0:3)-Heimpleite gegen die TSG Hoffenheim führte allen im Weserstadion vor Augen, dass sowohl dieser Fußballlehrer als auch seine Fußballmannschaft noch einiges dazulernen müssen, bis sie den gerne zitierten nächsten Schritt, beispielsweise die Rückkehr auf die internationale Bühne, wirklich vollführen.

Gedanklich schneller, spielerisch besser und vor allem taktisch flexibler präsentierte sich der Gast aus dem Kraichgau, der sich perfekt auf das Überraschungsteam der Rückrunde eingestellt hatte, die wie die Karikatur eines Europapokalanwärters wirkte. "Das Spiel nehme ich auf meine Kappe", sagte Nouri, dessen ob der Sperre seines Abwehrchefs Niklas Moisander entworfene Idee, mit Viererkette und der einst an der Weser einst fast heiligen Mittelfeldraute spielen zu lassen, sich auch deshalb als Rohrkrepierer erwies, "weil uns ein Tick Aggressivität und Wachheit gefehlt haben", wie Nouri zugab. "Das ist dann auch nicht mehr von der Grundordnung abhängig."

Gleichwohl hätte die zuletzt durchwegs gebildete Fünferkette viel besser gepasst, um die Kontersituationen des Gegners zu beherrschen - warum Nouri nicht schon nach dem frühen 0:2 durch Adam Szalai (7.) und Andrej Kramaric (11.) umstellte, blieb sein Geheimnis. Aber was der 37-Jährige auch unternahm: Nagelsmann gewann den imaginären Zweikampf der Trainer-Überflieger haushoch. Er hatte immer die bessere Antwort parat.

Verteidiger Theodor Gebre Selassie gestand, dass er nach einer Stunde den Blick auf die Anzeigetafel - und weiteren Genickschlägen durch Steven Zuber (40.), Kramaric (49.) und Ermin Bicakcic (51.) - als "echt peinlich" empfand. Just als die Stimmung am Osterdeich umschlagen hätte können, stimmten Treffer von Gebre Selassie (59.), Philipp Bargfrede (86.) und Robert Bauer (90.) die Anhängerschaft versöhnlich. Und es entstand eine eigenartige Friede-Freude-Eierkuchen-Atmosphäre, die allerdings die Geschäftsführung der Grün-Weißen nicht mitmachen wollte. "Die Moral stimmt, wenn wir nach einem 0:5 nicht aufgeben und noch drei Tore auf die Ostkurve schießen. Aber wir können nicht feiern: Wir haben 60 Minuten zu wenig Aufwand betrieben, zu wenig Bereitschaft gezeigt. Mit und ohne Ball", stellte Manager Frank Baumann fest. Will Werder die Mini-Chance auf Platz sieben oder sechs bewahren, braucht es zwingend einen Sieg in Dortmund und Schützenhilfe der Konkurrenz aus München und Mainz - unwahrscheinlich.

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Irgendwie schien es, als würden die Werder-Profis am Samstag in den nostalgischen Erinnerungen schwelgten, die durch die Verabschiedung des altgedienten Anführers Clemens Fritz die Runde machten. Ehemalige Weggefährten von Per Mertesacker, Sebastian Prödl, Nils Petersen bis hin zu René Adler kamen in einem Video zu Wort, das damit endete, dass Darmstadts Trainer Torsten Frings ein mit der Nummer Acht und dem Namen Fritz bedrucktes Lilien-Trikot zeigte - wohl wissend, dass sich der zum Ehrenspielführer ernannte 36-Jährige zunächst dem Privatleben und Vaterfreuden widmet, ehe der gebürtige Erfurter als Trainer ein Mitglied jener Werder-Familie wird, die wohl noch ein bisschen warten muss, bevor sie sich mal wieder zu Europapokal-Abenden im Weserstadion versammelt.

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