1899 Hoffenheim und Hopp feiern

"Platz vier ist eine Sensation" - Kommt Flick? (Update)

Das Geheimnis der internen Saisonziele verriet Julian Nagelsmann wie versprochen nach dem letzten Spiel. Am Ende hat sich 1899 Hoffenheim selbst übertroffen.

21.05.2017 UPDATE: 21.05.2017 14:18 Uhr 2 Minuten, 27 Sekunden

Hoffenheims Eugen Polanski (l-r), Kevin Vogt, Jeremy Toljan, Sandro Wagner, Pirmin Schwegler, Mark Alexander Uth und Sebastian Rudy bedanken sich bei den Fans. Foto: Uwe Anspach/dpa

Sinsheim. (dpa) Beim Fanfest vor der Rhein-Neckar-Arena dröhnte schon mal die Champions-League-Hymne. Nach einer famosen ersten kompletten Spielzeit unter Julian Nagelsmann steht 1899 Hoffenheim stolz auf dem vierten Tabellenplatz. Der verpasste direkte Einzug in die Königsklasse schmerzte die Kraichgauer zwar ein paar Minuten, dann aber wurde die Qualifikations-Teilnahme ausgiebig gefeiert. "Ich bin am Ende sehr froh, dass Dortmund noch getroffen hat, sonst hätte es sehr weh getan. So ist es scheißegal", sagte der 29 Jahre junge Erfolgstrainer. "Ich glaube, dass wir eine außergewöhnliche Saison gespielt haben."

Hintergrund

Erstmals in seiner Bundesliga-Geschichte hat sich 1899 Hoffenheim für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert. Die Platzierungen und Trainer des einstigen Dorfclubs im Fußball-Oberhaus seit dem Aufstieg 2008:

2008/2009: Tabellenplatz sieben nach dem

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Erstmals in seiner Bundesliga-Geschichte hat sich 1899 Hoffenheim für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert. Die Platzierungen und Trainer des einstigen Dorfclubs im Fußball-Oberhaus seit dem Aufstieg 2008:

2008/2009: Tabellenplatz sieben nach dem Gewinn der Herbstmeisterschaft unter Ralf Rangnick.

2009/2010: Rang elf unter Rangnick.

2010/2011: Erneut Platz elf. Nach dem Rücktritt von Rangnick ist Marco Pezzaiuoli bis zum Saisonende Chefcoach.

2011/2012: Nach einer Spielzeit unter Holger Stanislawski und Markus Babbel Rang elf.

2012/2013: Babbel muss gehen, Frank Kramer wird Interimscoach, dann kommt Marco Kurz für drei Monate. Sein Nachfolger Markus Gisdol rettet den Club als Tabellen-16. gerade noch in die Relegation. Dort setzt sich die TSG gegen den 1. FC Kaiserslautern durch.

2013/2014: Platz neun unter Gisdol.

2014/2015: Rang acht unter Gisdol.

2015/2016: Auf Gisdol und Huub Stevens folgt Julian Nagelsmann. Der 28-Jährige führt den Club zum Klassenverbleib.

2016/2017: Unter Nagelsmann gelingt Hoffenheim als Tabellenvierter erstmals der Einzug in den Europapokal. Über die Qualifikationsspiele hat die TSG nun die Chance auf die Teilnahme an der Champions League. (dpa/lsw)

 

 

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Nagelsmann hatte am Ende noch mal vier Stürmer aufgeboten, dennoch kam die TSG am Samstag in der Bundesliga nicht über ein 0:0 gegen den FC Augsburg hinaus. "In der ersten Halbzeit waren wir schlecht und haben uns nicht an den Plan gehalten", sagte er. Dass Borussia Dortmund im Fernduell mit den Hoffenheimern gegen Bremen zweimal zurücklag, sorgte zwar für ein Freudengeheul bei den TSG-Fans. Am Ende aber mussten die "Nagelsmänner" dem BVB den dritten Platz überlassen. Rang vier, betonte Mäzen Dietmar Hopp, "ist eine Sensation. Wir sind glücklich."

Derweil steht bei der TSG ein Weltmeister ante portas: Hansi Flick soll nach Informationen der RNZ und des Fachblatts "Kicker" an diesem Montag als neuer Geschäftsführer Sport präsentiert werden. Der langjährige Assistent von Bundestrainer Joachim Löw ist schon länger im Gespräch. Er war im Januar als Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zurückgetreten. Diesen Posten hatte er nach dem WM-Triumph mit der deutschen Nationalmannschaft 2014 in Brasilien angetreten. Flick hatte Hoffenheim von 2000 bis 2005 trainiert und in die Regionalliga geführt. Der Kontakt zur TSG und vor allem zu Mäzen Dietmar Hopp war in all den Jahren danach nie abgerissen. Zumal der 52-Jährige im benachbarten Bammental wohnt.

Flick soll das Amt von Geschäftsführer Peter Görlich übernehmen. Offen ist, wie die Aufgabenverteilung zwischen Flick und Alexander Rosen festgelegt werden soll. Der Vertrag des Sportchefs läuft bis 2018, eine vorzeitige Verlängerung kam bislang nicht zustande.

Unterm Strich steht die erfolgreichste Runde in der Geschichte des einstigen Dorfvereins. Am 15./16. und 22./23. August droht der Mannschaft nun in der Qualifikation zur Champions League gleich ein Kaliber. "Wir sind als Team extrem ehrgeizig und wollen uns in den Playoffs durchsetzen", betonte Nagelsmann, nachdem er auf dem Zaun noch das "Humba Tätära" angestimmt hatte. "Egal wer kommt, wir wollen zwei sehr gute Spiele machen."

Mit breiter Brust tritt auch der erstmals in die Nationalmannschaft berufene Sandro Wagner auf die europäische Bühne. "Ich denke, Hoffenheim ist jetzt wieder ein Name in Fußball-Deutschland. Hoffenheim steht für was - für guten Fußball für Leidenschaft, für attraktiven Fußball", sagte der Stürmer. "Vor der Saison war es so bisschen eine graue Maus, muss man ja ehrlich sagen."

Mit strahlenden Gesichtern verabschiedeten sich Sebastian Rudy und Niklas Süle nach einer "geilen Saison" in Richtung Bayern München. Und Nagelsmann machte auch noch ein Versprechen wahr. Bei der Pressekonferenz zog der "Trainer des Jahres 2016" sein Notizbuch vor, wo er im vergangenen Sommer das Saisonziel aufgeschrieben hatte. Bis zum Samstag hatte Nagelsmann es nämlich nicht verraten wollen.

Genau genommen seien es drei Saisonziele gewesen - ein realistisches, ein öffentliches und ein ambitioniertes, wie der 29-Jährige vorzeigte. Beim ersten waren es ein einstelliger Tabellenplatz und das Viertelfinale im DFB-Pokal, bei zweiten eine sorgenfreie Runde und ein paar fußballerische Ansprüche - und beim dritten Tabellenplatz sechs und der Sprung in die Europa League. Und über allem das Motto: "Das Tun steht immer vor dem Haben."

Nach 34 Spieltagen hat sich Hoffenheim als Tabellenvierter jedenfalls selbst übertroffen: Die Europa League wird allenfalls erreicht, wenn die die Mannschaft in der Königsklassen-Qualifikation scheitert. "Die TSG wird auch nächstes Jahr eine super Truppe haben, die wieder überraschen kann", prophezeite Süle.

Zur Feier des Tages veröffentlichten die Hoffenheimern noch erstmals ein Video, wie Milliardär Hopp in der Kabine sein traditionelles "Zicke zacke zicke zacke hoi hoi hoi" anstimmte.

Update: 21. Mai 2017, 17.40 Uhr

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