Regen, Matsch, Elektrobier

"Die Ärzte" verwandeln Heilbronner Frankenstadion in Festivalacker (plus Fotogalerie)

20.000 Besucher feiern im Frankenstadion einen ausgelassenen Abend.

25.06.2022 UPDATE: 25.06.2022 10:47 Uhr 1 Minute, 47 Sekunden
Mit einem Streifzug aus ihrer 40-jährigen Bandgeschichte begeisterten am Freitagabend Bela B., Farin Urlaub und Rodrigo Gonzalez von der Berliner Punkrock-Band „Die Ärzte“ die gut 20000 Zuschauer im Heilbronner Frankenstadion. Das Trio zündete ein mehr als zweieinhalbstündiges Gag-Feuerwerk und ließ den zu Konzertbeginn einsetzenden Dauerregen vergessen. Foto: Falk-Stéphane Dezort

Von Falk-Stéphane Dezort

Heilbronn. Wenn mit "Elektrobier" ein eher unbekannter Albumtrack zum Hit und Dauergag des Abends wird und stundenlanger Dauerregen nur eine Randnotiz ist, dann muss es sich um ein "Die Ärzte"-Konzert handeln. "Die beste Band der Welt" gab ihre Visitenkarte am Freitagabend im Heilbronner Frankenstadion ab und begeisterte mit ihrer mehr als zweieinhalbstündigen Show die rund 20.000 Zuschauer.

Als die Berliner Punker mit einem "Here comes the rain again" von den "Eurythmics" noch hinter einem Vorhang die ersten Töne anspielten, gab es im Publikum kein Halten mehr. Und der Eröffnungssong "Himmelblau" wurde umgehend in "der Himmel ist grau" umgetextet. Denn wie bestellt, öffnete der Himmel pünktlich zum Auftakt des Trios seine Schleusen und sollte diese auch für eine lange Zeit nicht mehr schließen. Aber der ausgelassenen Party tat der Regen keinen Abbruch. Im Gegenteil: Im Frankenstadion machte sich Festivalstimmung breit – mit allem, was dazu gehört, allem voran: Matsch.

Auf der Bühne agierten Bela, Farin, Rod wie zu ihren besten Zeiten – humorvoll, schlagfertig und verspielt. Mit im Gepäck hatte das Trio einen Streifzug aus der inzwischen mehr als 40-jährigen Bandgeschichte. So war für jeden etwas dabei und sowohl Dauerkonzertbesucher wie auch Ärzte-Neulinge kamen auf ihre Kosten. Neben eher unbekannteren Stücken wie "Mein kleiner Liebling" oder "Elektrobier", das an diesem Abend anstelle von Zugabe-Rufen zum neuen Schlachtruf mutierte, als Bela, Farin und Rod in Warnwesten und mit Leuchtbrillen auf die Bühne kamen und im weiteren Verlauf das Publikum dazu brachte, ausgiebig "Elektrobier" zu brüllen, gab das Trio unter anderem mit "Dunkel" auch neues Liedgut von den beiden zuletzt erschienen Alben "Hell" und "Dunkel" zum Besten. Aber auch politische Songs wie "Deine Schuld", "Friedenspanzer", zu dem die Bühne in blau-gelbes Licht getaucht wurde, und "Schrei nach Liebe" oder Hits wie "Zu Spät" und "Junge" schallten durch das Rund. Ein optimaler Mix aus kleinen Liedperlen und Radio-Dauerbrennern.

Aber nicht nur der Hauptact wusste zu begeistern, auch die beiden Vorgruppen "Pascow" und "Schrottgrenze", eine queere Indie-Rock-Band aus Peine, hatten eine gehörige Portion Spiellaune mit in die Käthchenstadt gebracht. Ärzte-Drummer Bela B. Sprang Corona-bedingt die ersten drei Lieder bei "Schrottgrenze" ein, ehe Frontfrau Saskia Lavaux zu den Drumsticks griff und so schon früh am Abend für einen ersten Höhepunkt sorgte. Viele Weitere sollten folgen.

Beim Publikum dürfte der Konzertabend trotz miesen Wetters einen bleibenden positiven Eindruck hinterlassen haben. "Auf Die Ärzte ist Verlass. Einfach die beste Band der Welt", sagte ein freudestrahlender Jan Hegloff nach dem Konzert. "Wie kann man diese drei Typen denn nicht lieben?", fragte Simone Schall. "Es war mein 41. Ärzte-Konzert", sagte Udo Kroll aus Freiburg. "Dauerregen hatte ich noch nie. Ist doch einfach geil." Das sahen auch die Menschen direkt vor der Bühne so, die das Frankenstadion in einen ärztlichen Festivalacker verwandelten. Und lieber ein Konzert im Dauerregen als ein Abbruch wegen Gewitter – davor wurde Heilbronn verschont.

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