"Urban Gardening" Schwetzingen

In Gemeinschaft soll das Gärtnern "so richtig Spaß machen"

Die Stadt Schwetzingen verpachtet insgesamt 70 kleinere Parzellen an Hobby-Gärtner.

19.05.2022 UPDATE: 20.05.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden
Im Marstallhof, nahe am Schwetzinger Schloss und dem Schlossgarten, startet das Schwetzinger Pilotprojekt „Urban Gardening“ mit 70 kostenlosen Parzellen. Foto: Lenhardt

Von Marion Gottlob

Schwetzingen. Einige Schwetzinger können schon seit Wochen nicht mehr so richtig schlafen. So sehr wünschen sie sich ein eigenes, kleines Beet bei dem Schwetzinger Pilotprojekt "Urban Gardening". Nun nimmt die moderne Idee des Gärtnerns im öffentlichen Raum in der Spargelstadt Gestalt an – und zwar auf eigene, sozusagen "Schwetzinger" Art und Weise.

In der städtischen Verwaltung hatte man zunächst befürchtet, dass die erste Info-Veranstaltung kein Interesse finden könnte. Das Gegenteil war der Fall. Rund 40 Gäste waren ins Palais Hirsch gekommen. So freute sich Oberbürgermeister René Pöltl: "In Gemeinschaft macht das Gärtnern so richtig Spaß." Das Urban Gardening soll im Marstallhof möglich werden: In diesem geschützten Innenhof gestaltet die Stadt gerade 70 Parzellen in der Größe zwischen vier und sechs Quadratmetern.

Es wird circa 22 Hochbeete geben, der Rest sind Tiefbeete. Jeder darf sich für eine kostenlose Parzelle für eine unbefristete Zeit bewerben – genauer gesagt: jede Schwetzingerin und jeder Schwetzinger. Bernd Kolb, Leiter der Stadtgärtnerei: "Das ist ein Projekt von Schwetzingen für Schwetzingen."

Jede Familie darf nur eine einzige Parzelle für sich in Anspruch nehmen. Gibt es mehr Bewerber als Parzellen, so entscheidet das Los über die Vergabe. Unter den Interessenten ist Martin Wölfling. Er wünscht sich ein Hochbeet zur Selbstversorgung mit Gemüse. Er fügt an: "Ich interessiere mich für Naturheilkunde. So möchte ich auch Wildkräuter anpflanzen." Auch Anwohnerin Maria Kempe interessiert sich für ein Beet. Schon jetzt weiß sie, dass sie Tomaten und Kapuzinerkresse anpflanzen wird – mit Mulden für die Bewässerung. "Mein Großvater hatte eine Baumschule", sagt sie. Und er hat seiner Enkelin viele Tricks der Gartenkunst anvertraut.

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An einem kleinen Muster-Beet mit Tomaten, Kohlrabi und Auberginen können sich die Interessenten orientieren. Sobald die Beete verteilt sind, werden den Urban-Gärtnern Mitarbeiter der Stadtgärtnerei mit Rat zur Seite stehen. Auf chemische Pflanzenschutzmittel soll verzichtet werden. Es wird Gießkannen mit einem Chip-System zum Gießen geben. Außerdem wird ein gemeinsamer Platz für Gartenabfälle geschaffen, der regelmäßig von der Stadtgärtnerei geleert wird. Eine Hütte wird Platz für Gartengerätschaften bieten. Auch Bänke zum Verweilen sind vorgesehen.

Für das Urban Gardening wird gerade eine Nutzungsordnung erarbeitet: Ab Einbruch der Dunkelheit soll das Gärtnern untersagt sein, es darf keine Partys geben. Vor allem wird es Besitzern von Hunden untersagt sein, ihre Vierbeiner mitten in den Beeten frei herumlaufen zu lassen. Kai Schemenauer, stellvertretender Bauamtsleiter, weiß schon jetzt: "Da braucht es Gespräche."

Es wird also so sein: Jeder Teilnehmer des Projekts entscheidet über die Gestaltung seiner Parzelle selbst und ist eigenständig für die Pflege zuständig. In Absprache kann man sich die Pflege teilen, zum Beispiel in Urlaubszeiten. Aber – anders als in anderen Städten – gibt es nicht das Modell, dass sich jede und jeder spontan an der Pflege der Beete beteiligen und dann auch ernten kann. Schemenauer sagte: "Schwetzingen ist nicht Berlin – wir haben unsere eigene Art und Weise." Es darf also nicht irgendjemand das Areal betreten und sich einfach an Kräutern und Gemüse bedienen.

Eine Ausnahme bilden die Beete am Eingang des Hofs mit Kräutern wie Brunnenkresse, Lorbeer, Zitronenmelisse, Olivenkraut, Zitronenverbene, aber auch Schnittlauch, Petersilie und Dill. Hier darf sich wirklich jeder kostenlos und gerne nehmen. So holen sich schon jetzt Kenner von diesen Beeten Kräuter für ihren Imbiss in der Mittagspause. Was natürlich nur ungern gesehen wird, das ist, wenn ganze Pflanzen ausgegraben und gestohlen werden, was schon passiert ist. Kolb nimmt es gelassen: "Wir hoffen, dass der Bedarf nun gedeckt ist." Urban Gardening mitten in der Stadt passe in die Zeit, sagt Oberbürgermeister Pöltl. "Hier kann man zur Ruhe kommen und zu sich selbst finden."

Info: Anmeldungen mit vollständigen Kontaktdaten und Beetwunsch (Hochbeet oder Tiefbeet, vier oder sechs Quadratmeter) sind über die Mail info@schwetzingen.de möglich.

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