Heidelberg/Heddesheim

Baden im Neckar kann lebensgefährlich sein

Auf die Gefahren der Wasserstraße Neckar weisen das Schifffahrtsamt und die DLRG hin. In Heidelberg ist das Schwimmen besonders riskant.

14.07.2022 UPDATE: 14.07.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 54 Sekunden
Die Wasserrettung der DLRG-Stadtgruppe Heidelberg ist zwar auf alle Einsätze vorbereitet. Doch sollten sich Badende gar nicht erst in Gefahr bringen und den Neckar meiden. Foto: zg

Von Carsten Blaue

Heidelberg/Heddesheim. Die Temperaturen sind hochsommerlich. Viele zieht es zum Schwimmen in die Freibäder und an die Seen. Und manche an den Neckar. Aber gerade den Fluss sollte man zur Abkühlung meiden. Die Gefahren sind einfach zu groß. Darauf weist das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Neckar in Stuttgart hin, und auch die Ehrenamtlichen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) schließen sich dieser Warnung an. Sie wissen aus ihrem Einsatzalltag nur zu gut, was alles passieren kann. Sie sind darauf vorbereitet – nicht nur im Sommer, sondern jeden Tag und das rund um die Uhr.

Die Stuttgarter Behörde weist nachdrücklich darauf hin, dass der Neckar nicht irgendein Fluss ist, sondern vor allem eine Wasserstraße. "In Heidelberg ist der Neckar einer der meist befahrenen Flüsse Europas", unterstreicht Niels Treiber, stellvertretender Vorsitzender der DLRG-Stadtgruppe Heidelberg. Binnenschiffe, Weiße Flotte, Tretboote, Motorboote, Ruderer, Paddler, SUP: Alles kommt hier zusammen. Da leben Schwimmer gefährlich, mal ganz abgesehen davon, dass das Flusswasser keine Badequalität hat. Grundsätzlich ist das Schwimmen im Neckar bei Heidelberg nicht verboten. Tabu sind aber die Bereiche 100 Meter flussauf- und flussabwärts von Wehr- und Schleusenanlagen, einschließlich der Schleusenvorhäfen, Kraftwerksanlagen, Hafeneinfahrten und Brücken. Eben wegen des Schiffsverkehrs und gefährlicher Strömungen, weil sich Soge bilden oder Kapitäne großer Binnenschiffe den Bereich rund 200 Meter vor ihrem Bug schlicht nicht überblicken können. Auch von Brücken zu springen, ist strengstens untersagt. Und doch wird immer wieder gegen die Badeverbote verstoßen. Was schlimme Folgen haben kann.

Treiber berichtet von drei Einsätzen im vergangenen Jahr, wovon einer trotz Reanimation tödlich endete. "Dieses Jahr hatten wir zum Glück noch keinen Fall", sagt er. Und doch hatte die Heidelberger DLRG bislang schon 15 Notfalleinsätze an Gewässern in 2022. Vergangenes Jahr waren es im Ganzen 19 Einsatzlagen gewesen. Dazu kommen Absicherungen bei Veranstaltungen. Dieses Jahr sei man "am Anschlag", so Treiber. Fest jedes Wochenende sei etwas los. Die Schlossbeleuchtungen etwa oder jetzt am Sonntag der Triathlon.

Die Mitstreiter aus der Ortsgruppe Heddesheim kamen laut des Leiters Einsatz im DLRG-Bezirk Rhein-Neckar, Tobias Johe, im Jahr 2021 genau auf acht Alarmierungen im Rettungsdienstbereich Nordbaden, zu dem Heidelberg, Mannheim und der Rhein-Neckar-Kreis gehören. Dieses Jahr waren es für die Heddesheimer bislang vier Alarmierungen.

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Welche DLRG-Orts- oder Stadtgruppe für welches Gewässer in der Region zuständig ist, lässt sich nicht so einfach sagen. Denn es gibt ausgeklügelte Alarmierungskonzepte – ein dicht geknüpftes Rettungsnetz, das durchlässig ist für die gegenseitige Unterstützung. Auch am Neckar oder an den Badeseen der Region. Es komme eher darauf an, was gebraucht wird. Das können zum Beispiel die Mannheimer sein mit ihrem Sonar oder die Leimener und Weinheimer mit ihren Wasserrettungshunden. Eine Gruppe allein könne nicht immer alles leisten, sagt Treiber.

Primär deckt seine Gruppe den Neckar oberhalb von Ladenburg bis unterhalb von Neckargemünd ab. Es kann aber wie am vergangenen Samstagnachmittag auch mal an den Rhein bei Speyer gehen, als ein Fahrgastschiff mit einem Güterschiff kollidierte. Da mussten dann alle DLRG-Gruppen aus der Region hin, die zu haben waren. Wo Treiber gerade vom Rhein spricht: Hier sollte man nicht mal ans Baden denken. "Der Rhein ist eine Autobahn. Da hat man selbst als geübter Schwimmer keine Chance".

Auch die Heddesheimer stehen im Alarmplan für den Rhein – im Bereich Mannheim Mitte bis Mannheim Nord. Am Neckar sind sie ab der Schleuse Schwabenheim dabei. Und natürlich an den Seen in Hemsbach, Weinheim und zu Hause in Heddesheim, wo sie auch im stationären Wasserrettungsdienst aktiv sind. Dabei verfügen sie über 30 Einsatzkräfte. In der Einsatzgruppe sind es etwa 15. Die Heidelberger haben etwa 20 ausgebildete Einsatzkräfte. 17 davon sind zudem Bootsführer (ein Boot liegt immer im Heidelberger Sportboothafen und eins während der Bootssaison in Schlierbach). Zudem hat Heidelberg acht Einsatztaucher. Treiber ist froh, dass die Heidelberger Berufsfeuerwehr diesbezüglich inzwischen ein echter Partner ist. "Wir arbeiten Hand in Hand. Das ist in dieser Art einmalig in Deutschland", sagt er. Inzwischen seien sogar die Ausbildungen der Einsatztaucher annähernd identisch.

Doch Ausbildungen und Ausrüstungen kosten viel Geld. Nicht nur für die Tauchtrupps in Heidelberg und Heddesheim. Die Boote und Motorboote, der Funk, die Wasserrettungsfahrzeuge "Tauchen", die Spezialkleidung, die Bootsgruppenfahrzeuge: All das kostet im Ganzen Zehntausende und muss immer wieder erneuert oder ergänzt werden. Und trotz kommunaler Unterstützung sind die ehrenamtlich agierenden DLRG-Gruppen dabei immer auf Spenden angewiesen. Auch die Heidelberger und Heddesheimer.

Info: Wer die Arbeit der DLRG Heidelberg unterstützen möchte, kann das über folgendes Konto tun: DLRG – Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, Stadtgruppe Heidelberg e.V., Sparkasse Heidelberg, IBAN: DE42 6725 0020 0000 0197 20. Für Spenden an die DLRG in Heddesheim gilt diese Bankverbindung: DLRG Heddesheim e.V., Sparkasse Rhein-Neckar-Nord, IBAN: DE49 6705 0505 0074 1381 60.

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