Ludwigshafen

So geht es mit den Hochstraßen weiter

Ab 2023 wird die Lücke an der Südtrasse geschlossen. Bund und Land müssen der Stadt Ludwigshafen bei Finanzierung helfen.

01.11.2021 UPDATE: 02.11.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 5 Sekunden
Die Hochstraße Nord soll ab 2026 tiefergelegt werden. Foto: Alfred Gerold

Von Alexander Albrecht

Ludwigshafen. Die Stadt Ludwigshafen hat jetzt Zahlen und Pläne zur Zukunft der Hochstraße Süd vorgelegt. Diese soll bereits Ende 2025 wieder voll befahrbar sein. Von der Verwaltung wird eine Spannbetonkonstruktion favorisiert.

Wie sehen die Pläne aus? Eine rund 520 Meter lange und 21 Meter breite Betonbrücke soll die durch den Abriss der Pilzhochstraße entstandene Lücke auf der Hochstraße Süd schließen. Die Stadt favorisiert sie im Vergleich zu einer ebenfalls diskutierten Stahlvariante. Die Spannbetonbrücke hätte zwei Fahrstreifen pro Richtung; es würde Tempo 50 gelten, wodurch sich der Schadstoffausstoß verringert. Von der neuen Konstruktion geht laut Stadt auch wesentlich weniger Lärm aus. Mit fünf bis sieben Metern ist sie so hoch wie die ehemalige Pilzhochstraße und wird von etwa 40 Pfeilern im Abstand von 25 bis 35 Meter gestützt. Diese tragen ein Gewicht von rund 28.000 Tonnen.

Was kostet das favorisierte Bauwerk? Die Verwaltung beziffert die Investition auf circa 91 Millionen Euro. Damit ist die Betonvariante deutlich günstiger als eine Stahlbrücke, die von der Stadt mit 123 Millionen Euro veranschlagt wird. Wirtschaftliche Gründe, aber auch Nachhaltigkeit und Leistungsfähigkeiten hätten eine entscheidende Rolle gespielt, sagte Verkehrsdezernent Alexander Thewalt bei einer Bürgerinformationsveranstaltung. "Wir haben Preissteigerungen schon einkalkuliert", ergänzte Björn Berlenbach, Technischer Geschäftsführer der Ludwigshafener Bauprojektgesellschaft. Trotzdem sei fraglich, ob die Summen am Ende noch Bestand haben. Bis vor fünf Jahren habe man in der Branche noch mit Steigerungen im Bereich von 1,5 Prozent jährlich geplant, tatsächlich seien die Kosten alleine 2020 um 12,6 Prozent nach oben geklettert. Beton sei gut und schnell zu haben, die Verfügbarkeit von Stahl unterliege dagegen aufgrund der weltweit gestiegenen Nachfrage "sehr hohen Schwankungen", so Thewalt. Das Risiko von Lieferschwierigkeiten und eines zeitlichen Verzugs wolle die Stadt nicht auf sich nehmen.

Warum braucht es überhaupt wieder eine neue Brücke? Die beiden Hochstraßen sind für Pendler und die Wirtschaft rechts und links des Rheins eine wichtige Verkehrsachse. Dass die Südtrasse so schnell angegangen wird, liegt vor allem daran, dass die ebenfalls sanierungsbedürftige Hochstraße Nord in absehbarer Zeit abgerissen und durch eine ebenerdige Straße – die Helmut-Kohl-Allee – ersetzt wird. Würde Ludwigshafen darauf verzichten, die Hochstraße Süd wieder vollständig befahrbar zu machen, käme der Verkehr über den Fluss praktisch zum Erliegen. Lange Staus, Lärm und Luftverschmutzung rund um die Chemiemetropole wären die Folge. Zumal nicht jeder auf den öffentlichen Nahverkehr oder das Rad umsteigen könnte. Handwerker oder Speditionsunternehmen brauchen nach wie vor die Straße. Abgesehen davon sind das ÖPNV- und das Radwegenetz noch nicht so ausgebaut, wie es notwendig wäre.

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Weshalb wird die Südtrasse nicht wie die Hochstraße Nord tiefergelegt? Weil das technisch nicht funktionieren würde. Anders als bei der Hochstraße Nord ist der Lückenschluss zwischen der "Weißen Hochstraße" und der Konrad-Adenauer-Brücke nur gut 500 Meter lang. Entsprechend müssten Autos und Lkw steile Rampen herunter- und gleich wieder hochfahren. Weiterer Nachteil: Die Straßenbahnen könnten wegen des "Gefälles" nicht mehr wie gewohnt fahren.

Warum kann jetzt so schnell mit den Bauarbeiten begonnen werden? Möglich macht es das vom Bundestag beschlossene Planungsbeschleunigungsgesetz. Das besagt: Reißt eine Kommune eine Brücke ab und baut sie an der gleichen Stelle auf der Grundlage des alten Bauwerks wieder auf, dann kann auf das Jahre dauernde Planfeststellungsverfahren verzichtet werden.

Wie sieht der weitere Zeitplan aus? Der Stadtrat entscheidet am 29. November über die beiden Alternativen. Das Ziel: Die neue Brücke soll bis Ende 2025 die Lücke an der Hochstraße Süd schließen, die dann wieder komplett befahrbar ist. Der Baubeginn ist für Juni 2023 vorgesehen.

Was passiert an der Hochstraße Nord? Die Trasse fungiert als Ausweichstrecke für die Hochstraße Süd, solange bis diese wiederaufgebaut ist. "Alles andere würde zu einem massiven Verkehrsproblem in der gesamten Metropolregion führen", sagt Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD). Der Abriss des Rathauses und des Einkaufszentrums (Rathaus-Center) startet Anfang nächsten Jahres und soll im Dezember 2025 abgeschlossen sein. Ebenfalls zu Beginn 2022 erwartet die Stadt den Planfeststellungsbeschluss, eine Art Baugenehmigung, dafür, die Hochstraße Nord buchstäblich dem Boden gleichmachen zu dürfen. Anschließend will die Stadt in die Verhandlungen mit Bund und Land (Rheinland-Pfalz) zur Finanzierung des Hochstraßengesamtpakets einsteigen. Kämmerer Andreas Schwarz (SPD) ist überzeugt, dass ab 2026 die Bagger rollen können. Ab diesem Zeitpunkt ist die Südtrasse die Hauptentlastungsroute. "2030 ist die Hochstraße Nord Geschichte", versprach Schwarz.

Wer soll das bezahlen? Ludwigshafen ist hoch verschuldet und steht mit rund 1,4 Milliarden Euro in der Kreide. Klar ist: Die Stadt kann das Megaprojekt Hochstraße mit einem Investitionsvolumen zwischen 620 und 650 Millionen Euro nicht alleine schultern. "Wir planen aus unserer regionalen und nationalen Verantwortung heraus. Und wir erwarten, dass diese Verantwortung bei Land und Bund anerkannt wird, wenn es um die Finanzierung geht", sagte Steinruck. Was Ludwigshafen Hoffnung macht: In der Stadt "regiert" eine SPD-Oberbürgermeisterin, in Mainz und voraussichtlich bald in Berlin hat eine von den Genossen geführte Ampel-Koalition das Sagen.

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